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Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)

Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)

Titel: Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Isaacson
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bald ebenfalls in das Haus ein. Dies erforderte Arrangements im Zusammenleben, die an eine französische Komödie erinnerten. Das Haus besaß zwei große und zwei winzige Schlafzimmer. Wie nicht anders zu erwarten, beanspruchte Jobs das größte davon, und Chrisann (die nicht wirklich mit Steve zusammenlebte) bezog das andere große Schlafzimmer. »Die beiden mittleren Zimmer eigneten sich für Babys, und ich wollte keines davon, also bezog ich das Wohnzimmer und schlief auf einem Schaumpolster«, berichtete Kottke. Sie benutzten eines der kleinen Zimmer zum Meditieren und um Drogen einzuwerfen, wie damals das Dachgeschoss während der Zeit am Reed College. Das Zimmer war voller Schaumstoffverpackungsmaterial für Apple-Gehäuse. »Kinder aus der Nachbarschaft kamen vorbei, und wir warfen sie dort hinein und hatten alle viel Spaß dabei«, erklärte Kottke, »doch dann brachte Chrisann ein paar Katzen mit nach Hause, die über den Schaumstoff pinkelten, sodass wir ihn entsorgen mussten.«
    Das Zusammenleben in dem Haus ließ die sexuelle Beziehung zwischen Chrisann und Steve gelegentlich wieder aufflammen, sodass sie nach ein paar Monaten schwanger war. »Vor meiner Schwangerschaft waren Steve und ich immer mal wieder zusammen, dann wieder auseinander«, erklärte sie. »Wir konnten nicht zusammen, aber auch nicht getrennt voneinander leben.« Als Greg Calhoun per Autostopp aus Colorado anreiste, um Chrisann an Thanksgiving 1977 zu besuchen, erfuhr er von ihr die Neuigkeit. »Steve und ich sind wieder zusammengekommen, und jetzt bin ich schwanger, aber es herrscht wieder ein Auf und Ab zwischen uns, und ich weiß nicht, was ich tun soll«, sagte sie.
    Calhoun fiel auf, dass Jobs die ganze Situation kalt ließ. Er versuchte sogar, Calhoun zu überreden, bei ihnen zu bleiben und bei Apple zu arbeiten. »Steve befasste sich einfach nicht mit Chrisann oder der Schwangerschaft«, erinnerte er sich. »Einen Moment lang war er einem sehr zugewandt, im nächsten dann wieder völlig distanziert. Er konnte erschreckend kalt sein.«
    Wenn Jobs sich mit einer Sache nicht beschäftigen wollte, ignorierte er sie manchmal, als ob er sie damit ungeschehen machen könnte. Chrisanns Schwangerschaft verdrängte er einfach aus seinem Bewusstsein. Wenn er damit konfrontiert wurde, leugnete er, der Vater zu sein, auch wenn er zugab, dass er Sex mit ihr hatte. »Ich war mir nicht sicher, ob das Kind von mir war, denn ich war mir ziemlich sicher, dass ich nicht der Einzige war, mit dem sie schlief«, berichtete er mir später. »Als sie schwanger wurde, waren wir nicht einmal ein festes Paar. Sie hatte lediglich ein Zimmer in unserem Haus.« Chrisann war sich jedoch hundertprozentig sicher, dass Jobs der Vater war. Damals hatte sie keinen intimen Kontakt zu Greg oder zu irgendwelchen anderen Männern.
    Belog er sich selbst, oder wusste er nicht, dass er der Vater war? »Ich nehme an, er hatte keinen Zugang zu diesem Teil seines Gehirns oder zu der Vorstellung, verantwortlich zu sein«, mutmaßte Kottke. Elizabeth Holmes stimmte ihm zu. »Er erwog die Option der Vaterschaft und der Nicht-Vaterschaft und beschloss, Letzteres zu glauben. Er hatte andere Pläne für sein Leben.«
    Eine Ehe stand nicht zur Debatte. »Ich wusste, sie war nicht die Frau, die ich heiraten wollte, wir würden nie glücklich werden und es würde nicht lange anhalten«, sagte Jobs später. Und weiter: »Ich wollte unbedingt, dass sie eine Abtreibung vornimmt, aber sie wusste nicht, was sie tun sollte. Sie dachte immer wieder darüber nach und entschied sich dagegen, das heißt, sie hat wohl nie wirklich eine Entscheidung getroffen – ich glaube, die Zeit hat ihr den Entschluss abgenommen.« Chrisann erklärte mir, sie habe sich entschieden, das Baby zu bekommen. »Er sagte, eine Abtreibung wäre in Ordnung für ihn, aber er drängte mich nicht dazu.« Interessant ist, dass er angesichts seiner eigenen Vorgeschichteeine Option vehement ablehnte. »Er riet mir ganz entschieden davon ab, das Kind zur Adoption freizugeben«, sagte sie.
    Der ganze Vorfall entbehrte nicht einer gewissen traurigen Ironie. Jobs und Brennan waren beide 23; genauso alt waren Joanne Schieble und Abdulfattah Jandali gewesen, als Steve zur Welt kam. Noch war es ihm nicht gelungen, seine leiblichen Eltern aufzuspüren, aber seine Adoptiveltern hatten ihn zum Teil mit deren Geschichte vertraut gemacht. »Damals hatte ich keine Ahnung, dass sie, als sie ein Kind erwarteten, genauso alt waren wie

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