Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)
treiben. Ein Programm, das er vorführte, versuchte, anhand der Nachnamen die Nationalität der Menschen zu erraten, und gab dann die entsprechenden ethnischen Späße zum Besten. Er konzipierte und verteilte auch ein Scherz-Flugblatt für einen neuen Computer namens Zaltair mit allen möglichen fingierten werbewirksamen Superlativen wie: »Stellen Sie sich ein Auto mit fünf Rädern vor …« Jobs fiel auf den Scherz herein und war sogar stolz darauf, dass der Apple II auf der Vergleichstabelle gut gegen den Zaltair abschnitt. Erst acht Jahre später, als Woz ihm eine gerahmte Kopie des Flugblatts zum Geburtstag schenkte, realisierte er, von wem der Scherz stammte.
Mike Scott
Apple war jetzt ein richtiges Unternehmen, mit einem Dutzend Angestellten, einem Kreditrahmen und dem täglichen Druck seitens der Kunden und Lieferanten. Es war aus Jobs’ Garage ausgezogen und hatte sich am Stevens Creek Boulevard in Cupertino, ungefähr eineinhalb Kilometer von Jobs’ und Wozniaks ehemaliger Highschool entfernt, ein Büro gemietet.
Jobs ging mit seiner wachsenden Verantwortung nicht unbedingt würdevoll um. Er war schon immer temperamentvoll und launisch gewesen. »Er wurde zunehmend tyrannischer und hart in seiner Kritik«, sagte Markkula. »Ungeniert erklärte er den Leuten: ›Dieses Design sieht beschissen aus.‹« Besonders ruppig verhielt er sich gegenüber Wozniaks jungen Programmierern Randy Wigginton und Chris Espinosa. »Steve platzte einfach herein, warf einen flüchtigen Blick auf meine Arbeit und erklärte mir, sie sei Mist, ohne zu wissen, was es war oder warum ich es getan hatte«, sagte Wigginton, der frisch von der Highschool kam.
Und da war noch das Problem mit Jobs’ Körperhygiene. Er war nach wie vor davon überzeugt, dass seine vegetarische Ernährung regelmäßiges Duschen oder die Verwendung eines Deodorants überflüssig machte. »Wir mussten ihn regelrecht zur Tür hinausbugsieren und ihn auffordern, sich zu duschen«, sagte Markkula. »Bei Meetings mutete er uns seine schmutzigen Füße in Sandalen zu.« Um Stress abzubauen, tauchte er manchmal seine Füße in die Toilette, was nicht gerade beruhigend für seine Kollegen war.
Markkula hatte keine Lust, auf Konfrontationskurs zu gehen. Also beschloss er, Mike Scott als CEO einzustellen, damit dieser Jobs besser unter Kontrolle hatte. Markkula und Scott waren 1967 am selben Tag bei Fairchild eingetreten, hatten angrenzende Büros und am selben Tag Geburtstag, den sie jedes Jahr zusammen feierten. Bei ihrem Geburtstagsessen im Februar 1977 trug ihm Markkula den Posten des CEO bei Apple an.
In der Theorie schien er eine gute Wahl zu sein. Er leitete eine Fertigungslinie des Chip-Herstellers National Semiconductor und er war ein Manager mit hervorragenden Ingenieurkenntnissen. Doch als Mensch hatte er einige Eigenarten. Er hatte Übergewicht, litt unter Muskelzuckungen und Gesundheitsproblemen und neigte dazu, so verspannt zu sein, dass er mit geballten Fäusten durch die Gänge eilte. Zuweilen war er auch streitsüchtig. Bei Verhandlungen mit Jobs konnte dies positiv oder negativ sein.
Wozniak war schnell von der Idee begeistert, Scott einzustellen. Wie Markkula hasste er es, sich mit den Konflikten auseinanderzusetzen, die Jobs verursachte. Jobs sah die Sache eher zwiespältig, was nicht verwunderte. »Ich war erst 22 und spürte, dass ich noch nicht reif genug war, einem Unternehmen vorzustehen«, sagte er. »Doch Apple war mein Baby und ich wollte es nicht aufgeben.« Für ihn war es tödlich, nicht alles unter Kontrolle zu haben. Bei Bob’s Big Boy Hamburger (Woz’ Lieblingslokal) und im Good Earth Restaurant (Jobs’ bevorzugtem Lokal) diskutierte er stundenlang über dieses Problem. Schließlich willigte er widerstrebend ein.
Mike Scott – genannt »Scotty«, um ihn von Mike Markkula zu unterscheiden – hatte eine vorrangige Aufgabe: Jobs zu managen. Dies geschah gewöhnlich bei der Art von Meetings, die Jobs am liebsten waren: auf Spaziergängen. »Bei unserem ersten Spaziergang erklärte ich ihm, dass er öfter baden müsse«, erinnerte sich Scott. »Er erwiderte, dass ich im Gegenzug dazu sein Frutarier-Diätbuch lesen und diese Ernährungsweise als Möglichkeit betrachten müsse, Gewicht zu verlieren.« Doch Scott konnte sich nicht mit Jobs’ Essgewohnheiten anfreunden und verlor auch nicht viel an Gewicht, und Jobs veränderte seine Hygienegewohnheiten nur unmerklich. »Steve beharrte darauf, einmal pro Woche zu baden, und
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