Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)
wir, also spielte der Punkt bei meinen Diskussionen mit Chrisann keine Rolle«, sagte er später. Er verwarf die Vorstellung, dass er irgendwie dem Muster seines leiblichen Vaters folgte, sich nicht der Realität zu stellen und keine Verantwortung zu übernehmen, aber er räumte ein, dass ihn dieser Zufall nachdenklich machte. »Als ich herausfand, dass Joanne 23 war, als sie mit mir schwanger war, dachte ich – brr!«
Die Beziehung zwischen Jobs und Brennan verschlechterte sich innerhalb kurzer Zeit. »Chrisann steigerte sich in die Opferrolle hinein, als sie behauptete, Steve und ich würden uns gegen sie verbünden«, erinnerte sich Kottke. »Steve lachte einfach nur und nahm sie nicht ernst.« Chrisann war emotional nicht sehr stabil, wie sie später zugab. Sie fing an, Teller zu zerschmettern, mit Dingen zu werfen, das Haus zu vermüllen und mit Kohlestift obszöne Worte an die Wand zu schreiben. Sie sagte, Jobs habe sie mit seiner Gefühllosigkeit permanent provoziert. »Er ist ein begnadeter, aber grausamer Mann. Das ist eine seltsame Kombination.« Kottke stand zwischen beiden. »Daniel besaß nicht diese Rücksichtslosigkeit, also war er von Steves Verhalten etwas irritiert«, so Chrisann. »Er schwankte zwischen ›Steve behandelt dich nicht richtig‹ und gemeinsamen Spötteleien mit Steve über mich.«
Robert Friedland eilte ihr zu Hilfe. »Er hörte, dass ich schwanger war, und bot mir an, ich solle das Baby auf der Farm zur Welt bringen«, erinnerte sie sich. »Ich nahm sein Angebot an.« Elizabeth Holmes und andere Freunde lebten immer noch dort, und sie engagierten in Oregon eine Hebamme, die Chrisann bei der Geburt helfen sollte. Am 17. Mai 1978 brachte Chrisann ein Mädchen zur Welt. Drei Tage später flog Jobs zu ihnen und war mit dabei, als sie einen Namen für das Baby suchten. In der Kommune war es Brauch, den Kindern aus der östlichen Spiritualität stammende Namen zu geben, doch Jobs beharrte darauf, dass das Kind in Amerika zur Welt gekommen sei und einen entsprechenden Namen bekommen sollte. Chrisann war einverstanden. Sie nannten sie Lisa Nicole, und sie trug den Nachnamen der Mutter, Brennan. Jobs kehrte dann wieder zu seiner Arbeit bei Apple zurück. »Er wollte nichts weiter mit seiner Tochter oder mir zu tun haben«, sagte Chrisann.
Sie zog mit Lisa in ein winziges baufälliges Haus in Menlo Park. Sie lebten von der Sozialhilfe, da Chrisann keine Alimente einklagen wollte. Schließlich erhob das County von San Mateo Anklage gegen Jobs, um ihm die Vaterschaft nachzuweisen und ihn dazu zu bringen, finanzielle Verantwortung zu übernehmen. Zunächst hatte Jobs vor, Widerspruch einzulegen. Seine Anwälte wollten, dass Kottke bezeuge, Steve und Chrisann nie zusammen im Bett gesehen zu haben, und sie versuchten zu beweisen, dass Chrisann auch mit anderen Männern Sex gehabt hatte. »Irgendwann brüllte ich Steve am Telefon an: ›Du weißt ganz genau, dass das nicht stimmt‹«, erinnerte sich Chrisann. »Er versuchte, mich mit einem kleinen Baby vor Gericht zu zerren und zu beweisen, dass ich eine Schlampe sei und jeder der Vater des Kindes sein könnte.«
Ein Jahr nach Lisas Geburt war Steve bereit zum Vaterschaftstest. Chrisanns Familie war überrascht, aber Steve wusste, dass Apple demnächst an die Börse gehen würde, und fand, dass es besser wäre, wenn das Problem aus der Welt geschafft würde. DNA-Tests waren neu und Steve machte seinen an der University of California in Los Angeles. »Ich hatte über diese DNA-Tests gelesen, und ich freute mich darauf, die Dinge endlich zu regeln«, sagte er. Das Ergebnis war ziemlich eindeutig. »Die Wahrscheinlichkeit der Vaterschaft beträgt 94,41 Prozent«, stand in dem Bericht. Der kalifornische Gerichtshof verdonnerte Jobs dazu, Alimente in Höhe von 385 Dollar pro Monat zu zahlen, die Vaterschaft schriftlich zu bestätigen und dem County 5856 Dollar für bereits geleistete Sozialhilfe zurückzuzahlen. Er erhielt ein Besuchsrecht, das er allerdings lange Zeit nicht wahrnahm.
Selbst nach dem positiven Vaterschaftstest verzerrte Jobs hin und wieder die Realität, wie es ihm beliebte. »Er erzählte es schließlich den Mitgliedern des Board«, erinnerte sich Arthur Rock, »aber er beharrte weiterhin darauf, dass eine große Wahrscheinlichkeit bestehe, dass er nicht der Vater sei. Er litt unter Wahnvorstellungen.« Michael Moritz, einem Reporter der Time, erklärte er, dass aus einer Analyse der Statistiken klar hervorgehe, dass »28
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