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Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)

Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)

Titel: Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Isaacson
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gezeugt worden war. Später klagten alle über starke Kopfschmerzen, und über das Mischlingsbaby sagte jeder: ›Meins ist es jedenfalls nicht.‹«
    Jobs hatte sich da schon vom Apple III distanziert und war verzweifelt auf der Suche nach einem vollkommen anderen Produkt. Zuerst liebäugelte er mit der Einführung von Touchscreens, gab diese Idee aber schnell wieder auf. Bei einer Testvorführung kam er zu spät, rutschte eine Weile unruhig herum und schnitt schließlich den Ingenieuren mitten in der Präsentation mit einem brüsken »Vielen Dank« das Wort ab. Sie waren verwirrt. »Sollen wir gehen?«, fragte schließlich einer. Jobs bejahte und warf den Kollegen vor, nur seine Zeit zu verschwenden.
    Er und Apple stellten danach zwei Ingenieure von Hewlett-Packard ein, die einen völlig neuen Computer entwerfen sollten. Der Name, den Jobs für das Produkt wählte, hätte selbst den hartgesottensten Psychiater aufhorchen lassen: Lisa. Es hatte schon vorher Rechner gegeben, die nach den Töchtern der Konstrukteure benannt waren; Lisa jedoch war Jobs’ Tochter, die er zwar gezeugt, aber verlassen und niemals richtig anerkannt hatte. »Vielleicht hatte er Schuldgefühle«, sagte Andrea Cunningham, die für Regis McKenna die Werbung für das Projekt betreute. »Wir mussten uns etwas ausdenken, für das der Name als Akronym stehen konnte, sodass man abstreiten konnte, dass der Rechner nach der Tochter benannt sei.« Das Reverse Engineeringergab schließlich »Local Integrated Systems Architecture«, was zwar eine völlig sinnlose Bezeichnung war, aber dennoch als offizielle Erklärung der Abkürzung Lisa herhalten musste. Die Ingenieure sprachen unter sich von »Lisa: Invented Stupid Acronym«. Als ich ihn Jahre später danach fragte, gab Jobs unumwunden zu, der Computer sei »natürlich nach meiner Tochter benannt«.
    Lisa sollte um die 2000 Dollar kosten und mit einem 16-Bit-Prozessor, statt wie der Apple II mit einem 8-Bit-Prozessor, laufen. Wozniak arbeitete inzwischen still am Apple II weiter, und ohne sein Genie entwarfen die Ingenieure einfach nur einen ganz normalen Rechner mit einem reinen Textbildschirm, der die Möglichkeiten des größeren Prozessors überhaupt nicht nutzte. Jobs sah enttäuscht, was für ein langweiliges Gerät da entstand.
    Es gab allerdings einen Programmierer, der dem Projekt etwas Leben einhauchte: Bill Atkinson. Er schrieb an seiner Dissertation in Neurologie und hatte einige LSD-Experimente hinter sich. Ein Stellenangebot von Apple lehnte er zunächst ab. Als die Firma ihm dann aber ein kostenloses Flugticket schickte, benutzte er es und hörte sich Jobs’ Überzeugungsversuche an. »Wir erfinden hier die Zukunft«, erklärte dieser ihm am Ende eines dreistündigen Gesprächs. »Sie surfen ganz vorn auf der Welle. Es ist ungeheuer aufregend. Nicht im Entferntesten vergleichbar mit dem langweiligen Gepaddel hinten im Wellental. Kommen Sie zu uns und schlagen Sie eine Delle ins Universum.« Atkinson sagte zu.
    Mit seinen Zottelhaaren und dem herabhängenden Schnauzbart, der sein lebhaftes Mienenspiel nicht verbarg, brachte Atkinson etwas von Woz’ Genialität und Jobs’ Leidenschaft für richtig coole Produkte mit. Seine erste Aufgabe war ein Programm zur Darstellung von Börsenkursen. Es sollte selbsttätig die Dow-Jones-Servicenummer anwählen, die Kurse abfragen und wieder auflegen. »Ich musste es ziemlich schnell schreiben, weil es schon eine Zeitschriftenanzeige für den Apple II gab, in der ein Ehemann am Küchentisch stolz einen Apple-Bildschirm voller Börsenkursdiagramme betrachtet und seine Frau ihn anstrahlt – aber das Programm existierte noch gar nicht, ich musste es ganz neu erfinden.« Danach arbeitete Atkinson eine für den Apple II taugliche Version der komplexen Programmiersprache Pascal aus. Jobs war ursprünglich dagegen gewesen; seiner Meinung nach kam der Apple II sehr gut mit BASIC aus. Aber er sagte zu Atkinson, »weil dir so viel daran liegt, gebe ich dir sechs Tage, mich zu widerlegen«. Das tat Atkinson, und Jobs brachte ihm seitdem großen Respekt entgegen.
    Im Herbst 1979 war Apple dabei, drei Ponys als potenzielle Nachfolger des Arbeitspferds Apple II zu züchten: zum ersten den missglückten Apple III, zum zweiten das Projekt Lisa, das Jobs zunehmend enttäuschte, und zum dritten, zunächst von ihm beinahe unbemerkt, das kleine Nebenprojekt eines Billigcomputers, der vorläufig Annie hieß und von Jef Raskin, bei dem Atkinson einst studiert hatte,

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