Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)
Prozent der männlichen Bevölkerung der Vereinigten Staaten als Vater in Betracht kämen«. Das war nicht nur eine falsche, sondern auch eine bizarre Behauptung. Schlimmer noch: Als Chrisann Brennan später davon erfuhr, dachte sie irrtümlich, Steve würde ihr unterstellen, dass sie mit 28 Prozent der Männer in den USA geschlafen habe. »Er versuchte, mich als Schlampe hinzustellen«, erinnerte sie sich. »Er verpasste mir dieses Image, um keine Verantwortung übernehmen zu müssen.«
Jahre später zeigte Jobs Reue für sein damaliges Verhalten. Es war eines der wenigen Male in seinem Leben, dass er einräumte:
Ich wünschte mir, ich hätte mich anders verhalten. Ich konnte mich nicht als Vater sehen, also konfrontierte ich mich nicht damit. Doch als die Testergebnisse zeigten, dass sie meine Tochter war, zweifelte ich nicht daran. Ich war bereit, sie bis zu ihrem 18. Lebensjahr zu unterstützen und auch Chrisann finanziell unter die Arme zu greifen. Ich fand ein Haus in Palo Alto und ließ sie dort mietfrei wohnen. Chrisann suchte gute Schulen für meine Tochter aus, die ich bezahlte. Ich versuchte, das Richtige zu tun. Aber wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich es besser machen.
Als alles geregelt war, widmete sich Jobs wieder seinem eigenen Leben. In gewisser Weise war er reifer geworden, aber nicht in allen Bereichen. Er verzichtete auf Drogen, war nicht mehr so fanatisch in Bezug auf seine vegetarische Ernährung und verwendete weniger Zeit für seine Zen-Meditationen. Er trug jetzt einen modischen Haarschnitt und kleidete sich bei Wilkes Bashford ein, einem führenden Herrenmodegeschäft in San Francisco. Und er ging eine ernsthafte Beziehung mit einer Angestellten von Regis McKenna ein, einer ausgesprochen hübschen Frau namens Barbara Jasinski, die polnisch-polynesischer Abstammung war.
Den kindlichen Rebellen in sich hatte er allerdings noch nicht ganz überwunden. Er, Jasinski und Kottke gingen gern zum Nacktbaden an den Felt Lake am Rand der Interstate 280 in der Nähe von Stanford, und Jobs kaufte ein BMW-R60/2-Motorrad, Baujahr 1966, das er an den Lenkstangen mit orangefarbenen Troddeln verzierte. Nach wie vor tobte er seine Launen aus. Er machte Kellnerinnen herunter und gab häufig Essen mit der Bemerkung, es sei »Müll«, zurück. Bei der ersten Halloween-Party der Firma im Jahr 1979 verkleidete er sich als Jesus Christus, ein Akt der halbironischen Selbsterkenntnis. Er fand es lustig, erntete jedoch bei den Partygästen viel Stirnrunzeln. Und selbst seine Ansätze von Häuslichkeit waren nicht ohne Schrullen. Er kaufte ein hübsches Haus in den Hügeln von Los Gatos, das er mit einem Maxfield-Parrish-Gemälde, einer Braun-Kaffeemaschine und Henckel-Messern ausstattete. Da er aber zwanghaft war, wenn es darum ging, Möbel auszuwählen, blieb das Haus karg möbliert; es fehlten Betten, Stühle, Sofas. In seinem Schlafzimmer lag eine Matratze auf dem Boden, an der Wand hingen eingerahmte Bilder von Einstein und Maharajji und auf dem Boden stand ein Apple II.
Kapitel 8 Xerox und Lisa: Grafische Benutzeroberflächen
Ein neues Baby
Der Apple II machte aus der kleinen Firma in Jobs’ Garage eine neue Industrie. Die Verkaufszahlen stiegen rapide: von 2500 Stück im Jahr 1977 auf 210000 im Jahr 1981. Aber Jobs war unruhig. Der Apple II konnte nicht ewig so erfolgreich bleiben, und er wusste nur allzu gut, dass das Gerät immer als Wozniaks Meisterstück angesehen werden würde, egal, wie viel er selbst für das Produktdesign – vom Gehäuse bis zum Kabel – getan hatte. Er brauchte sein eigenes Gerät. Mehr noch, er wollte ein Produkt, das, wie er sich ausdrückte, eine Delle in das Universum schlagen würde.
Zuerst setzte er seine Hoffnungen auf den Apple III. Dieses Gerät würde einen größeren Speicher, 80 statt bisher 40 Zeichen pro Bildschirmzeile und die Fähigkeit zur Unterscheidung von Groß- und Kleinbuchstaben aufweisen. Jobs gab seiner Leidenschaft für Produktdesign nach und legte Größe und Form des Gehäuses ein für alle Mal fest – er ließ auch keine Veränderungen zu, als die Ingenieure den Platinen immer mehr Komponenten hinzufügten. Das Ergebnis waren doppelstöckig bestückte Platinen mit anfälligen Verdrahtungen, die häufig ausfielen. Als der Apple III dann im Mai 1980 ausgeliefert wurde, entpuppte er sich schnell als Flop. Randy Wigginton, einer der Ingenieure, meinte zusammenfassend: »Der Apple III entsprach einem Baby, das auf einer Massenorgie
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