Steve Jobs - iLeadership - Mit Charisma und Coolness an die Spitze
meisterte?
Er erzählte mir einmal, dass er seine Faszination für Computer schon sehr früh entdeckt hatte, noch bevor er ein Teenager war, und zwar bei einem Besuch im NASA Ames Research Center im nahegelegenen Mountain View. Es stellte sich heraus, dass er in Wahrheit gar nicht den Computer, sondern nur den Terminal gesehen hatte. Wenn man ihn so reden hört, erkennt man noch immer den knabenhaften Enthusiasmus und man spürt, dass er es so meint, wenn er sagt, er habe sich an diesem Tag in die Vorstellung von Computern »verliebt«.
Er warf etwas Licht auf diese spannende Anfangszeit der Computer, als er für die PBS-Dokumentation »Triumph of the Nerds« über diese frühen Tage sprach: »Du hast mit der Tastatur diese Befehle eingegeben, dann ein bisschen gewartet und dann machte das Ding dadadada und spuckte dir ein Ergebnis aus, aber selbst das war immer noch bemerkenswert, besonders für einen Zehnjährigen, dass du in Basic oder in Fortran ein Programm schreiben konntest und die Maschine tatsächlich deine … Idee nahm und sie ausführte … und dir einige Ergebnisse nannte. Und wenn es dann auch noch die Ergebnisse waren, die du vorausgesagt hattest, dann funktionierte dein Programm wirklich. Es war eine ungeheuer spannende Erfahrung.« 5
Man wird kein führender Kopf in der Technologiebranche, ohne erst einige intensive Jahre die Schulbank zu drücken. Aber irgendwie schien diese feste Regel nicht für Steve Jobs zu gelten. Ich wurde Zeuge eines Phänomens, das fast unglaublich erscheint. Da war ein junger Kerl, der nach etwas mehr als einem Jahr das College geschmissen hatte, um nach Indien aufzubrechen, wo er nicht so sehr als Tourist, sondern wie ein wandernder Bettelmönch unterwegs war, um sich in den Buddhismus zu verlieben, woraus eine lebenslange Bindung entstand. (Als ich einmal mit ihm im Zug durch Japan unterwegs war, zeigte er auf einen buddhistischen Tempel, an dem wir vorüberfuhren, und erklärte mir, dass er sich nach seiner Indienreise entschieden hatte, in diesen Tempel einzutreten und buddhistischer Priester zu werden. Und das hätte er sicher auch getan, wäre da nicht dieses kleine Projekt gewesen, das er mit einem ehemaligen Spielkameraden aus seinem Viertel namens Steve Wozniak auf die Beine gestellt hatte. Erstaunlich, wie unser Leben manchmal einen völlig anderen Kurs nimmt, als wir es je erwartet hätten.)
Und nun verwandelte sich Steve Jobs statt in einen frisch gebackenen Mönch in einen unfassbar gerissenen Technik-Magier.
Schnell wurde er zum Meister sämtlicher Details des Macintosh-Designs, des Systemaufbaus und der Funktionalität. Sein Verständnis der Technologie reichte so tief, dass er mit jedem der Ingenieure die Details von dessen momentaner Arbeit diskutieren konnte – so wollte er wissen, wie man vorankam, warum man diese Entscheidung statt jener getroffen hatte, um dann zu verkünden, dass eine bestimmte Entscheidung hinter dem Optimum zurückblieb und etwas anderes anzuordnen. Das galt auch für etwas so Fundamentales wie die Frage, auf welchem Computerchip der Macintosh laufen sollte: Steve befahl dem Team, einen neuen Prototyp zu erschaffen und dabei den Motorola 68000-Chip zu verwenden, der über eine größere Speicherkapazität verfügte. Man grummelte, gehorchte aber am Ende, und es sollte sich als die richtige Entscheidung herausstellen.
In einem Interview über seine Zeit bei Apple beschrieb der Mac-Ingenieur Trip Hawkins Steve Jobs als jemanden, der »über eine so intensive Vision 6 verfügt, dass es einem schon fast Angst machen kann. Wenn Steve an etwas glaubt, dann kann die Macht dieser Vision buchstäblich alle Einwände, Probleme und was auch sonst immer kommen mag, hinwegfegen. Sie hören einfach auf zu existieren.«
Was ist es, das Steve Jobs antreibt? In meiner Rolle als seine, ich nenne es »linke Hand« (er ist Linkshänder), habe ich die Antwort in Kommentaren und Aussagen gefunden, die er in Gesprächen über sich und die Wahrnehmung seiner Rolle und seiner Ziele gemacht hat. Großartige Produkte kommen nur von Leuten, die leidenschaftlich sind. Großartige Produkte kommen nur von Teams , die leidenschaftlich sind.
Die Vision, von der Trip Hawkins spricht, entstammt Steves zielgerichtetem Fokus, aber noch mehr seiner Leidenschaft. Ich liebte die Bemerkung, die Steve dazu machte und mit der er den Standard für sich selbst und alle in seinem Umfeld festlegte, nämlich jede Aufgabe so gut wie nur möglich zu erfüllen, »weil man im
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