Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Stieber - Der Spion des Kanzlers Roman

Titel: Stieber - Der Spion des Kanzlers Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
Vom Netzwerk:
angenommen, daß der Täter sich gleich nach der Tat seiner Waffe entledigt hat, da sie ihn
     aufgrund ihrer Eigentümlichkeit hätte entlarven können. Deshalb habe ich diese Linie nicht weiter verfolgt. Ich war mir sicher,
     daß die Waffe längst irgendwo in der Spree liegt. Jetzt aber kommst du daher und plapperst munter etwas von einem Glücksbringer,
     der dir abgenommen worden ist.«
    »Das hat keiner gehört – außer uns beiden«, entgegnete Udo eifrig.
    Was für ein hilfloser Mensch, dachte Lamartine, schon gibt er unter vier Augen zu, daß er etwas zu verschweigen hat, es wird
     keine fünf Minuten mehr dauern, bis er gesteht.
    »Stieber wird die Waffe bei Lecoq finden und sie mit der Kopfwunde des Getöteten vergleichen lassen. Lecoq wird bezeugen,
     daß er die Waffe von dir hat – ebenso wie ich. Schließlich habe ich die Waffe schon in deiner Hand gesehen. Damals hast du
     mit der stumpfen Fläche zugeschlagen – bei Lecoq. Damit bist du überführt. Stieber wird dafür sorgen, daß du hingerichtet
     wirst. Bjerregaards Tod hat ihn sehr mitgenommen, Udo!«
    Udo brach in Tränen aus. »Bjerregaard wollte mir meinen Anteil streitig machen. Er sagte, ich hätte nichts zu dem Geschäft
     beigetragen. Er wollte mir das Geld abnehmen, es kam zu einem Handgemenge, ich mußte mich meiner Haut wehren. Es war pure
     Notwehr, Herr Lamartine! Daß ich mit der Spitze des Eispickels zugeschlagen habe   ... das habe ich nicht einmal gemerkt, ich bin doch kein Mörder, wirklich nicht   ...«
    Lamartine hatte sein Ziel erreicht. Er setzte sich nieder. Die letzten Minuten hatten ihn viel Kraft gekostet.
    »Tun Sie’s nicht!« bettelte Udo. »Liefern Sie mich nicht dem Stieber aus! Diesem Teufel!«
    »Aber Herr Stieber ist doch kein Teufel!«
    »Und ob er das ist!«
    »Warum hast du
mich
dann an ihn ausgeliefert, Udo?«
    Udo schüttelte nur noch den Kopf – so als könnte er sich noch weigern, all das, was ihm widerfuhr, zur Kenntnis zu nehmen.
     Lamartine kannte diese Haltung sehr gut, er wußte, daß sie die Kapitulation bedeutete. Udo war jetzt soweit, man konnte alles
     von ihm haben – wenn man nur versprach, ihn in Ruhe zu lassen.
    »Es gibt da eine Möglichkeit«, sagte Lamartine langsam. Udo wurde augenblicklich still.
    »Ich habe in Berlin keine polizeiliche Befugnis. Also ist es auch nicht meine Pflicht, dich zur Strecke zu bringen. Zumal
     ich selbst in der Bredouille stecke.«
    »Ich glaube, es heißt Pedrouille«, verbesserte Udo ihn.
    »Ich spreche besser Französisch als du, Udo. Es wird dir nicht entgangen sein, daß Lecoq in Berlin ist, um mich nach Frankreich
     zurückzuschaffen   ... um mir dort den Prozeß zu machen?«
    »Ja!« antwortete Udo.
    »Ich habe größeres Interesse daran, meine Haut zu retten, als dich dem Stieber auszuliefern.« Udo nickte eifrig. Stimmen näherten
     sich der Tür. Lamartine mußte sich beeilen. »Sobald ich verschwunden bin, sagst du Stieber, daß du in Lecoq den Mann wiedererkannt
     hast, der Bjerregaard umgebracht hat! Erwähne zwei Professoren, mit denen du ihn kurz vor dem Mord hast sprechen sehen – als
     du den quicklebendigen Bjerregaard gerade verlassen hast. Du wirst heute noch freikommen! Erwähne um Gottes willen nicht,
     daß ich hinter den Beschuldigungen stecke. Stieber würde sofort Lunte riechen. Es muß alles sehr zufällig aussehen. Stieber
     wird die Professoren befragen und die richtige Antwort erhalten. Hast du verstanden?«
    Udo wollte etwas sagen, doch da schob Stieber schon Lecoq herein.
    Stieber machte einen zufriedenen Eindruck. »Mein Kurier ist unterwegs. Ich bin sicher, er bringt mir das Dossier, Lamartine.
     Ich übergebe Sie Ihrem Landsmann!«
    Lecoq trat vor und legte Lamartine Handschellen an. Er verabschiedete sich von Stieber mit einem knappen Nicken. Dann zog
     er Lamartine zur Tür.
    »Sie sind ein Schwein, Stieber!« schimpfte Lamartine.
    Stieber beachtete ihn nicht mehr, er wandte sich an Udo. »Ich weiß, daß du mir sehr geholfen hast. Trotzdem: Mach, daß du
     wegkommst!«
    Udo wollte noch vor Lecoq das Zimmer verlassen. Der aber packte ihn am Kragen und drückte ihn gegen die Tür. »Mit dir ich
     habe noch eine Hühnchen zu rupfen!« zischte er. Das Stilett sprang in seiner Hand auf.
    »Sind Sie wahnsinnig?« schrie Stieber ihn auf französisch an. »Dieser Mann steht unter meinem Schutz. Machen Sie, daß Sie
     außer Landes kommen, oder ich behandle Sie und Ihren Lamartine wie Feinde!«
    Lecoq ließ Udo los und stieß

Weitere Kostenlose Bücher