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Stiefkinder der Sonne

Stiefkinder der Sonne

Titel: Stiefkinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
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wenigen Kleider aus. Greville tat das gleiche. Er sah sie nicht an.
    „Leg dich ins Bett. Ich mache das Licht aus.“
    Sie legte sich in das Bett und erwartete ihn. Greville zog sich die Schuhe aus, schaltete das Licht aus und legte sich zu ihr. Plötzlich herrschte Stille, als der Generator aufhörte, Elektrizität zu produzieren.
    Eine Zeitlang lagen sie nebeneinander, berührten sich nicht, beide nackt, beide in vollem Bewußtsein der Nähe des anderen. Die Dunkelheit und die Stille waren absolut. Sie waren zwei Kinder, allein im Kosmos, und da war niemand, der sie trösten konnte, als sie selber.
    Obwohl Greville todmüde war, bemerkte er, daß er nicht einschlafen konnte. Liz ging es ebenso. Sie waren sich zu nahe, um sich entspannen zu können – zu nahe und doch zu weit entfernt.
    „Greville“, flüsterte Liz schließlich, „wenn du Lust hast, werde ich schon damit fertig, glaube ich.“
    „Sei ruhig und schlaf. Ich will überhaupt nichts.“
    Liz lächelte in der Dunkelheit. „Jeder will etwas. Wenn das nicht so wäre, würde man einfach sterben … Was willst du?“
    „Frieden“, sagte Greville.
    „Und den findest du allein nicht.“
    „Woher weißt du das?“
    „Ich hab’s versucht. Wenn ich glauben würde, daß ich ihn allein finden würde, dann hätte ich mir um Jane keine Gedanken gemacht.“
    „Jane ist mir scheißegal.“
    „Ich weiß.“
    „Du bist mir auch scheißegal.“
    „Lügner! Als Person vielleicht. Aber du willst, daß ich von dir abhängig bin.“
    „Rede kein dummes Zeug. Du bist nur eine beschissene Komplikation.“
    Liz wälzte sich an ihn heran.
    „Wahrscheinlich ist es genau das, was du brauchst. Ich möchte wetten, daß du schon ganz schön lange nach einer beschissenen Komplikation gesucht hast.“
    Greville schlug in der Dunkelheit nach ihr. „Du bist noch verrückter als die meisten“, sagte er schwer. „Du stellst dein Glück gern auf die Probe.“
    Ihr Gesicht brannte, aber Liz drehte sich nicht weg. Die Tränen liefen lautlos an ihrem Gesicht herunter, und sie hielt ihre Stimme ruhig, so daß Greville nichts davon bemerken konnte.
    „Ich habe also recht“, murmelte sie. „Macht dir das Angst, daß es noch jemand weiß?“
    Greville schlug sie wieder. „Jetzt halt endlich deinen Mund und schlaf. Denk dran, daß du nicht mehr die Polizei rufen kannst. Ich kann mit dir machen, was ich will.“
    „Gute Nacht“, sagte Liz.
    „Gute Nacht.“
    Keiner von beiden schlief ein. Mehr als eine Stunde lang wälzte sich Greville hin und her, um, wie er dachte, eine bequeme Stellung zu finden. Liz lag nur mit weit geöffneten Augen in der Dunkelheit und wartete.
    Schließlich packte er sie grob. Es gab kein Vorspiel. „Geschieht dir recht, nicht wahr?“ brüllte er sie an. „Das ist doch alles, was du willst, auf dem Rücken zu liegen und die Beine breit zu machen.“
    Er mußte sie aber umdrehen und ihre Beine selbst auseinanderzwängen.
    Liz sagte nichts. Es gab nichts zu sagen. Außerdem war es sehr schmerzhaft, und sie hatte das Gefühl, daß sie, wenn sie ihre Stimme überhaupt gebrauchen würde, schreien oder weinen würde.
    Glücklicherweise brauchte Greville nicht lange, bis er zum Höhepunkt kam. Und als er fertig war, als sein Körper schlaff und entspannt wurde, als Liz wußte, daß sie den Wunsch zum Schreien unterdrückt hatte, nahm sie ihn in die Arme und drückte seinen Kopf an ihre Brust, als sei er ein kleines Kind. Sie beruhigte ihn und flüsterte ihm bedeutungslose Worte zu. Und so lagen sie beieinander – beide müde und einsam und verloren –, bis der Tag kam.

12
     
    Der Tag war äußerst ungewöhnlich: Es regnete von der Dämmerung bis abends nach Einbruch der Dunkelheit. Später fand Greville heraus, daß er sich nicht mehr daran erinnern konnte, ob es Monate oder Jahre her war, seit es zum letztenmal den ganzen Tag geregnet hatte.
    Er lag neben Liz im Bett auf dem Rücken und beobachtete voller Freude die Regentropfen, die in dem grauen Morgen am Fenster herabliefen.
    Er konzentrierte sich und versuchte sich daran zu erinnern, was er während des letzten Regengusses getan hatte. Die Erinnerung wollte sich nicht einstellen, und weil sie sich nicht einstellen wollte, ärgerte er sich. Es ärgerte ihn noch den ganzen nächsten Tag; denn als der Regen keinerlei Anzeichen zeigte nachzulassen, wurde ihm klar, daß es eine besondere Gelegenheit war. Es mußte auch noch andere ähnliche Anlässe gegeben haben, aber sie waren im Nebel anderer

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