Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stiefkinder der Sonne

Stiefkinder der Sonne

Titel: Stiefkinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
Vom Netzwerk:
Stockwerke untersuchten. Das Haus war ein solide gemauertes Gebäude aus dem neunzehnten Jahrhundert mit drei Stockwerken und hatte sogar einen Dachboden mit einer Falltür, die zu einer kleinen, eingezäunten Aussichtsplattform auf dem Dach führte. Während Liz einige altmodische Kleider anprobierte (vor allem Abendkleider und Cocktailkleider), die sie gefunden hatte, vertrieb sich Greville die Zeit damit, daß er auf das Dach kletterte.
    Er hatte Glück gehabt, daß er dies tat, denn so konnte er beobachten, wie ungefähr fünfzehn Männer sich näherten. Sie kamen nicht durcheinander oder heimlich, wie man das von gewöhnlichen Transies erwartet hätte. Sie marschierten in Dreierreihen hinter einem Anführer her. Einige trugen Schrotgewehre, einer oder zwei hatten Repetiergewehre, und zwei waren sogar mit Speeren bewaffnet. Der Anführer trug ein Schwert und eine Pistole und sah so aus, als würde er eigentlich besser in die Seiten von Im Westen nichts Neues gehören.
    Der ganze Trupp war offensichtlich gut ausgebildet, denn die Männer marschierten zielbewußt in den Spuren, die Grevilles Wagen in dem Unkraut hinterlassen hatte. Sie wollten sich offensichtlich den Eindringling in ihr Revier ansehen.
    Greville selbst hätte es sich vielleicht überlegt, ob er mit ihnen verhandeln sollte, aber wegen Liz wollte er kein Risiko eingehen. Wenn es in der Gegend eine Frauenknappheit gab – und selbst wenn nicht –, sah ihre Zukunft mit einer Truppe transnormaler Pseudo-Soldaten nicht besonders rosig aus.
    Glücklicherweise war Greville gut bewaffnet. Es war Selbstmord, wenn man auf eine Plünderungsexpedition ging und nicht gut bewaffnet war. Also trug er ein Gewehr, eine Pistole und hatte die Taschen voller Granaten. Liz, die ohne Zweifel noch immer vor dem gesprungenen Spiegel in einem der Schlafzimmer Kleider anprobierte, hatte eine Pistole und ein Schrotgewehr.
    Greville sah auf die Männer, die sich dort unten näherten, mit einem seltsamen Gefühl von olympischer Gelassenheit hinab. Sie hatten zweifellos Frauen und vielleicht Kinder, die von ihnen abhängig waren, aber in der transnormalen Welt der neunziger Jahre war es nur eine Frage von Rette sich, wer kann.
    Er drückte sich eng an den Kamin, so daß er nur schwer auszumachen war, und zog aus einer seiner kostbaren Granaten den Sicherungsstift heraus. Es blieb keine Zeit mehr, Liz zu warnen; außerdem würde sie nur zu bald merken, was sich abspielte.
    Er wartete, bis die kleine Gruppe ungefähr dreißig Yards von dem Lieferwagen entfernt war. Dann warf er die erste Granate. Er wartete nicht ab, um sich ihre Wirkung anzusehen, sondern zog sofort den Stift aus einer zweiten Granate und warf die ebenfalls. Das Glück – oder welche Mächte auch immer das Geschick lenken – war auf seiner Seite. Die erste Granate fiel ein wenig hinter die Männer und die zweite ein wenig vor sie. Zwischen den beiden Explosionen lag kaum mehr als eine Sekunde. Acht oder neun Männer wurden anscheinend sofort getötet, zwei lagen schreiend und sich windend auf dem Boden, und drei, die nur leicht verletzt waren, rafften sich auf und flohen.
    Greville hatte angenommen, daß der Anführer getötet worden war, aber das war offensichtlich nicht der Fall. Er lag im Gras und fingerte an seinem Schwert herum. Kurz darauf hob er es in die Luft und zeigte ein schmutzig-graues Taschentuch, das er hastig daran festgebunden hatte. Dann stand er auf. Zur gleichen Zeit trat Greville von dem Schornstein weg und rief ihn an. Während er jedoch zu ihm hinüberrief, kam ein heller, gedämpfter Knall. Der Mann mit dem Schwert drehte sich um die eigene Achse und fiel zu Boden. Liz hatte ihn aus dem Schlafzimmerfenster erschossen.
    Greville ging zu ihr hinunter. Sie war halb in und halb aus einem Cocktailkleid aus grünem Samt.
    „Komm“, sagte Greville. „Schnapp dir deine Sachen. Vielleicht haben unsere Freunde noch mehr Freunde. Wir verschwinden hier besser, so schnell wir können.“
    Liz raffte einige von den Kleidern auf, die zu ihren Füßen lagen, und rannte hinter ihm her die Treppe hinunter. Sie versuchte die ganze Zeit noch vergeblich, den Reißverschluß des grünen Kleids zu schließen.
    Draußen untersuchte Greville schnell die Toten und Sterbenden im Licht der Nachmittagssonne. Zwei Verwundeten gab er hastig den Gnadenschuß und drängte Liz in das Auto. Dann wendete er den Lieferwagen, fuhr ihn in halsbrecherischer Geschwindigkeit auf die Straße und machte sich wieder auf den Weg

Weitere Kostenlose Bücher