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Stiefkinder der Sonne

Stiefkinder der Sonne

Titel: Stiefkinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
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war vorbei und hatte nur den warmen, widerlichen und obszön intimen Geruch des Todes hinterlassen.
    Als sie hastig zum See zurückliefen, dachte Greville still und voll geheimer Befriedigung daran, daß Liz in einem Augenblick von extremer Belastung das Wort ‚heim’ gebraucht hatte.
     

15
     
    Auszug aus Grevilles Tagebuch:
    „August. Tag einunddreißig, glaube ich. Verdammt, ich habe die Übersicht verloren. Die Sterne ziehen auf ihrer vorbestimmten Bahn dahin, die Sonne brennt langsam zu einer himmlischen Schlacke aus, der Mond umkreist noch immer die Erde – und die Menschheit ist in kleinen Stückchen auf dem ganzen Planeten verstreut, als sei sie der Rest einer gigantischen und völlig zerstörten Uhr.
    Wo aber ist die Feder? Was hat uns funktionieren lassen? Was hat uns schnatternd aus den Bäumen geholt und uns in verchromte Städte geschickt? Worum ging es überhaupt beim gesunden Ticken der Kultur? Und warum ist das alles so erbärmlich in die Luft geflogen wie eine selbstgebastelte Bombe, als ein brennendes kleines Schlagloch auf der Sonne eine private Radiostation eingerichtet hat, um zu uns hinüberzufunken: ‚Es ist Zeit, meine Herren.’
    Lieber Gott, ich kann nicht einmal Fragen stellen, die zu stellen sich lohnen würde. Die Götter haben einen merkwürdigen Sinn für Humor. Daher schaffe ich sie ab. Es gibt keine Götter mehr auf Befehl von Matthew Greville, Transnormaler und Analphabet, Wächter über das Erbe von einer Million Jahre Evolution, Menschenaffe der zweiten Generation …
    Ich liebe Liz. Der Gedanke macht mir Angst. Es ist eine Krankheit. Das ist der gemeinste transnormale Scherz, den sich irgendein Transie überhaupt selbst antun könnte. Welchen Platz hat die Liebe in dieser besten aller möglichen Welten? Liebe nur dich selbst, Bruder, denn der Tag der großen geistigen Masturbation naht. Liebe, das ist nur noch die schnelle Nummer und die plötzliche Gewalt und der Schlaf, der manchmal ohne Träume bleibt.
    Trotzdem liebe ich Liz, bei Gott – und es tut verdammt weh und es macht mir Angst, und manchmal habe ich sogar die Illusion, daß ich nicht mehr allein bin.
    Was ist sie? Ein geiles Stück, das für ein oder zwei Mahlzeiten am Tag ihren Körper verkauft hat und mit jedem ins Bett gegangen ist. Es soll aber der, der ohne Sünde ist, sich als erster aufregen.
    Mein Gott! Manchmal ist sie schön. Da steht sie in ihrem zerrissenen Hemd und einem Paar geflickter Jeans und zieht ein Kaninchen ab und sieht aus, als könne sie tausend Schiffe in Bewegung setzen. Und manchmal legt sie sich hin und hat nichts an, und dann macht sie die Beine breit, und dann würde man denken, da ist nichts dran als Material, um zehn angenehme Minuten lang einen Hammer kleinzukriegen.
    Aber die Sache mit dem Sex ist auf einmal gar nicht mehr wichtig. Ich schaue ihr in die Augen und finde da etwas, das ist weiter weg als die Sterne und heller als die Sonne. Etwas, das singt und weint und träumt und trauert. Etwas, das so nahe ist, daß es erstickt, und so weit, daß ich es nie berühren werde.
    Sie ist eine Hexe. Kein Besenstiel. Nur Alpträume von einer Zwillingsschwester und der Zwang, den Regenbogen zu finden, an dessen Ende ein glitzernder Haufen Katzengold liegt.
    Sie ist weggelaufen. Vor drei Tagen ist sie weggelaufen, nachdem sie ein Schrotgewehr, zehn Patronen, sechs Dosen Suppe und zwei von Miss Worralls Schäferhunden gestohlen hat. Ich hatte mich schon gefragt, warum sie sich soviel Mühe gegeben hatte, sich bei den Hunden beliebt zu machen. Sie hatte die ganze Zeit ihren kleinen Ausflug still geplant.
    Wir sind um Mitternacht herum ins Bett gegangen und haben uns geliebt, daß es sich wirklich gelohnt hat, und dann sind wir eingeschlafen. Als es dämmerte, war das Biest weg. Sie hat natürlich das Boot genommen, so daß ich zum Ufer hinüberschwimmen mußte. Dann bin ich wieder zurückgerudert, weil ich noch einige Sachen holen mußte.
    Eigentlich glaube ich nicht, daß ich sie gefunden hätte, wenn ich nicht gewußt hätte, daß sie nach Norden wollte. Und außerdem – und das geschieht ihr recht – haben die Hunde sie verraten. Es hätte ihr klar sein müssen, daß ihr Gebell ein erstklassiger Hinweis sein würde. Es war ihr aber Gott sei Dank nicht klar. Und so habe ich sie kurz vor Sonnenuntergang eingeholt.
    Sie war wild und entschlossen genug. Sie hetzte die Hunde auf mich, und ich mußte sie beide erschießen – und das waren gute Hunde –, bevor sie es aufgab.
    Ich habe sie

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