Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Still und starr ruht der Tod

Still und starr ruht der Tod

Titel: Still und starr ruht der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmoee
Vom Netzwerk:
bin.« Er errötete unter seinem Dreitagebart. »Sehen Sie, Susanne hat nicht studiert. Dabei hat sie Abitur und sie hätte das Zeug dazu, aber sie wollte möglichst schnell arbeiten, Geld verdienen, was Soziales machen. Also wurde sie Ergotherapeutin. Intellektuell füllt sie das nicht aus.« Er senkte die Stimme. »Sie wissen, was ich meine.« Seine Augen glitzerten. Irgendetwas Undefinierbares schien ihn zu amüsieren.
    Susanne kam zurück und stellte zwei Flaschen Frankenbrunnen auf den Tisch.
    »Möchten Sie was essen?« Scheppernd landete ein Teller vor Katinka.
    »Danke, wirklich nicht. Was haben Sie gemacht, als Rita vor zwei Tagen nicht bei Walli und Horst erschien?«
    »Wir haben bei ihr zu Hause angerufen«, sagte Susanne sofort. »Weil sie nämlich nie ihr Handy mitnimmt.« Sie goss Katinka ein Glas mit Mineralwasser voll. »Bitte!«
    »Ja, das war die einzige Möglichkeit«, stimmte ihr Mann zu.
    »Wäre es nicht naheliegend, es trotzdem auf dem Handy zu probieren?«, fragte Katinka. »Denken Sie an das Wetter!«
    »Rita ist allergisch gegen Handys.« Susanne nickte, dass ihr Pferdeschwanz wippte. »Außerdem haben wir die Nummer gar nicht.«
    »Horst hat die Polizei in Hof benachrichtigt. Von dort kam aber keine brauchbare Rückmeldung.«
    »Eine Freundin ist in einer eiskalten Winternacht verloren gegangen«, wandte Katinka sich an Susanne. »Im Radio laufen nur miese Meldungen über blockierte Straßen, Eisglätte und Unfälle. Hat Sie das nicht beunruhigt?«
    »Was sollten wir sonst tun?« Artur legte eine Hand auf den Arm seiner Frau.
    »Rita ist kein ganz einfacher Mensch«, erläuterte Susanne. »Sie bockt von Zeit zu Zeit und zieht sich in ihr Schneckenhaus zurück. Vielleicht ist sie nie nach Hof gefahren! Vielleicht hatte sie keinen Nerv auf uns alle. Immerhin genügen wir ihren hohen Ansprüchen an die Literatur nur sehr bedingt. Ich arbeite in einem Altenheim und falte Schiffchen mit den Senioren. Nicht der Hit, aber für mich ganz okay. Rita ist Literatin.«
    »Gab es etwas im Zusammenspiel des Literatur- und Fresszirkels, irgendwelche Disharmonien, Konflikte, die untermauern können, dass Rita nicht zur Verabredung vorgestern kommen wollte?«
    »Nein!« Susanne schüttelte energisch ihren Pferdeschwanz. »Wir haben uns immer gut verstanden.«
    »Am letzten Treffen in Forchheim konnten wir nicht teilnehmen. Wegen des Wetters.« Artur lehnte sich in seinem Stuhl zurück und schnitt mit großer Geste ein Stück Brie ab.
    »Rita ist vorgestern Abend von Bamberg Richtung Hof aufgebrochen«, sagte Katinka ruhig. »Das bestätigt Simone Mathieu.«
    »Ach, diese Französin?« Artur blinzelte. »Na, dann ist Rita halt woanders hingefahren.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wohin?«
    »Nö.« Er grinste ein unverschämtes Grinsen.
    »Sie wollen andeuten, dass ich die Hosen ein bisschen weiter runterlassen soll, damit Sie mit interessanteren Details rausrücken?« Katinka kniff die Augen zusammen. Typen wie Artur Schweigau kriegte sie noch jedes Mal klein.
    Er wurde rot.
    Susanne scharrte mit den Füßen. »Also, ich meine, die anderen … also Walli hat erzählt, dass diese Simone eine ziemlich eingebildete Tante wäre. Hielt sich für was Besseres. Hat bei Margot über alles gemeckert. Über das Essen, das Buch, das besprochen wurde, über uns …«
    »Sie waren an dem Abend in Forchheim doch gar nicht anwesend!«
    »Nein, aber vorgestern bei Walli und Horst … da unterhielten wir uns darüber.«
    »Ich selbst traue nur meinem eigenen Urteil.« Katinka trank einen Schluck Wasser.
    »Ja, nun, das ist Ihr gutes Recht.« Artur leckte sich über die Lippen.
    »Diese Simone, meinte Horst, die passte so gar nicht zu Rita. Mit Rita kann man Pferde stehlen.« Susannes Augen leuchteten. »Simone hingegen, die scheint so eine elegante Trine zu sein. Aufgedonnert. Und …« Sie brach ab.
    »Mit ihr kann man nicht Pferde stehlen?« Katinka lächelte Susanne an. »Weil sie sich die Wimpern tuscht? Deswegen?«
    »Wie auch immer, ich habe sie ja nicht persönlich kennengelernt.«
    »Was haben Sie jetzt weiter vor?«, erkundigte sich Katinka, während sie schon aufstand und den Schal um ihren Hals wickelte.
    » Vor ?«, echote Susanne.
    »Rita steht früher oder später wieder vor der Tür. Keine Panik! Rita hat noch nie einer untergekriegt«, warf Artur sich in die Brust.
    Katinka legte die Hand auf die Klinke.
    »Ich habe gehört, dass Ivo Leistner auch nicht aufgekreuzt ist, vorgestern Abend«, sagte sie munter.

Weitere Kostenlose Bücher