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Still und starr ruht der Tod

Still und starr ruht der Tod

Titel: Still und starr ruht der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmoee
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»Haben Sie bei ihm zu Hause angerufen?«
    »Ivo?« Susanne wurde feuerrot.
    Katinka sah von einem zum anderen. »Wo ist Ivo?«
    »Er«, Artur rieb sich die Bartstoppeln, »wohnt in Kulmbach.«
    »Also hätte er es nicht weit nach Hof. Jedenfalls nicht so weit wie Rita.« Katinka öffnete die Eingangstür einen Spalt. Eisige Luft strömte in die Wohnung.
    »Ivo hatte gar nicht zugesagt!« Susanne schlang die Arme um ihren Oberkörper. »Also, er hat eigentlich gesagt, dass er aller Wahrscheinlichkeit nach nicht kommt.«
    »Wegen des Wetters«, bestätigte ihr Mann. »Ivo fährt nicht gern Autobahn. Zurzeit über die Landstraßen zu kriechen, macht genauso wenig Spaß!«
    »Hat irgendjemand aus Ihrer Clique Ivo in den letzten 48 Stunden gesehen oder mit ihm telefoniert?«, fragte Katinka.
    »Nein. Nein, haben wir nicht. Mit Ivo sind wir nicht so gut befreundet«, erläuterte Artur. Die Verunsicherung war aus seinem Blick gewichen. Er hatte sich wieder voll und ganz im Griff.
     
     
     
    9
     
    Katinka saß im Luitpold und trank Latte macchiato mit einem Schuss Kahlua. Ihre Augen brannten. In der trockenen Heizungsluft kam sie mit den Kontaktlinsen nicht gut zurecht. Sie nahm sie raus, versenkte sie in den Döschen mit der Aufbewahrungsflüssigkeit und kramte in ihrem Rucksack nach ihrer Brille.
    »Hi!«, sagte eine sehr bekannte Stimme. Eine männliche Stimme. Eine Stimme, die zu hören sie so schnell nicht erwartet hatte.
    »Wischnewski!«, rief sie und blinzelte den Mann an, der sich vor ihr aufbaute. Ein Kerl, nicht größer als sie, mit einer Ohrenklappenmütze, gestrickten Fäustlingen und roter Nase. »Spinne ich? Sind Sie nicht in Sunny California?«
    Dante Wischnewski, einst Redaktionsmitglied beim Fränkischen Tag, sank auf einen Stuhl Katinka gegenüber.
    »Alles Mist mit den Amis!«
    »Hat man Sie rausgeschmissen aus den USA?« Katinka beugte sich vor. »Terrorverdacht?«
    »Bei denen ist jeder verdächtig, der am Flughafen an der Sicherheitskontrolle eine Apfelsine im Rucksack hat.« Dante riss sich die Mütze vom Kopf. Seine Haarpracht war noch dünner geworden. Blonder Flaum. Wie ein Baby, dachte Katinka. »Im Ernst. Hat es Ihnen nicht gefallen?«
    Dante Wischnewski hatte sich für ein Masterstudium in Wissenschaftsjournalismus beworben und den begehrten Studienplatz bekommen – an der University of California. Er war erst Ende August aufgebrochen, und Katinka war es ein Rätsel, weshalb er ausgerechnet im tiefsten Winter den Rückweg nach Deutschland angetreten hatte. Dante sah ziemlich erledigt aus. Zermürbt konnte man auch sagen.
    »Die Story ist länger als alle Bamberger Klopapierrollen zusammen!« Er winkte der Bedienung. »Einen Gin Tonic.«
    »So schlimm?«
    »Beschissen ist noch geprahlt.« Er legte den Kopf auf die Tischplatte. »Mir kann niemand mehr helfen.«
    »Im Fall der Fälle helfen Sie sich einfach selbst!« Katinka hatte Dantes Jammertiraden nie besonders ernst genommen. Er war ein Meister der Selbstironie. Diesmal allerdings schien alles anders. »Jetzt erzählen Sie schon. Stehen Sie auf einer internationalen Fahndungsliste?«
    »Sehr witzig.« Er hob den Kopf, als die Bedienung ihm den Gin Tonic servierte, und stürzte den Inhalt des Glases in einem Zug hinunter. »Noch einen, bitte.«
    »He, Wischnewski, maßhalten!«
    Er rieb sich die Ohren. »Und wenn ich mir die Kante gegeben habe, muss ich was Gescheites essen. In Kalifornien ernähren sie sich hauptsächlich von Sprossensalat.«
    »Bringen Sie dem Herrn einen Huber Sepp «, bat Katinka die Bedienung. »Leberkäse mit Spiegelei und Bratkartoffeln bringt Sie wieder auf die Beine.«
    »Das düstere Geheimnis behalte ich lieber für mich«, wehrte Dante ab. »Aber Leberkäse klingt himmlisch.«
    Katinka lehnte sich zurück. Mitten im Lokal stand ein Weihnachtsbaum, golden und rot geschmückt. Er passte perfekt in den mindestens fünf Meter hohen Raum. Allerdings waren seine unteren Äste komplett gestutzt, damit die Gäste nicht von den Nadeln behelligt wurden. Irgendwie störte das die Ästhetik.
    »Na, wenn Sie nicht auspacken wollen, ich habe eine Menge zu erzählen.« Sie berichtete von Simone, Rita und dem Literatur- und Fresszirkel.
    »Wie ist Ihr Eindruck?«, fragte Dante, nachdem er konzentriert zugehört hatte, und nuckelte an seinem zweiten Gin Tonic.
    »Mir fehlen vier weitere Mitglieder. Margot Scheinfelder aus Forchheim und Ivo Leistner aus Kulmbach. Außerdem Irmi und Günther aus Coburg. Die knöpfe ich mir

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