Stille Kuesse sind tief
erwiderte die Bürgermeisterin. „Allerdings hat er eine sehr interessante Vergangenheit vorzuweisen. Ich bin sicher, ihr werdet ihn alle noch zu gegebener Zeit kennenlernen.“
In diesem Moment kam Jo mit dem Dessert herein, und weitere Fragen nach dem mysteriösen Gideon blieben unbeantwortet.
Nachdem alle aufgegessen hatten, wurden die Tische an den Rand geschoben und die Stühle zu einem lockeren Kreis zusammengestellt. Charlie holte die Geschenke, damit Heidi sie öffnen konnte.
Auf den Einladungen hatte als Vorschlag für ein Geschenk gestanden: „Bring etwas mit, das Heidi liebt“. Demzufolge gab es selbstverständlich Dessous, die mit dem entsprechenden Gelächter und gebührender Bewunderung kommentiert wurden. Bürgermeisterin Marsha schenkte Heidi ein wunderschönes Set antiker Käseformen, die für eine Frau, die ein Ziegenkäsegeschäft betrieb, einfach perfekt waren. May, Heidis künftige Schwiegermutter, beglückte sie mit zwei Tickets nach Paris.
„Für deine Hochzeitsreise“, sagte May glücklich.
Völlig entgeistert starrte Heidi auf das Geschenk. „Paris? Für zwei Wochen?“
Charlie seufzte. „Ja, und bevor du fragst, Annabelle und ich haben uns schon freiwillig gemeldet. Wir kümmern uns um deine Ziegen und kommen nächste Woche mal vorbei, damit wir unsere erste Lektion im Melken bekommen können.“
Heidi wischte sich ein paar Freudentränen aus den Augenwinkeln und umarmte alle.
Später, als die Frauen dabei waren, ein Hochzeitskleid aus dem Geschenkpapier zu zaubern, deutete Charlie auf die Ansammlung leerer Champagnerflaschen. „Da bleiben wohl doch weniger übrig, als wir gedacht haben.“
Annabelle seufzte. „Ich weiß, aber es hat Spaß gemacht. Es war eine tolle Brautparty.“
„Na, höre ich da ein wenig Neid heraus?“
„Vielleicht. Als ich Lewis geheiratet habe, gab ʼ s so etwas wie hier nicht. Er fand das albern, und ich habe so getan, als wäre ich seiner Meinung.“
„Shane hätte nichts gegen eine Party, und hinterher würde er bestimmt darauf bestehen, dass du all die sexy Dessous vorführst.“
„Wer hat was von Shane gesagt?“, fragte Annabelle.
„Das braucht keiner. Man sieht es dir deutlich an. Du hast dich in ihn verknallt.“
„Habe ich nicht.“ Sie seufzte. „Okay, vielleicht. Ein wenig.“
„Heidi schwört, dass die Stryker-Brüder die Besten seien“, meinte Charlie.
„Seinen Charakter stelle ich ja auch gar nicht infrage. Er ist ein toller Mann. Aber er schleppt ganz schön viel Ballast mit sich herum, und das macht mich nervös.“
„Niemand ist vollkommen.“
„Willst du mir damit sagen, ich soll meinem Herzen folgen?“
„Ich will damit nur sagen, mir scheint es ganz nett zu sein, sich zu verlieben“, gab Charlie zu.
„Dann könntest du vielleicht auch mal anfangen, dich zu verabreden.“
„Wohl eher nicht. Ich kann zwar in ein brennendes Gebäude laufen, ohne mit der Wimper zu zucken, aber mit einem Mann ausgehen?“ Sie schüttelte den Kopf. „Das wird nicht passieren.“
Annabelle drückte ihrer Freundin die Hand. Manchmal war die Lösung eines Problems offensichtlich. Unmöglich, aber offensichtlich. Charlie sollte den Hintern hochkriegen und mit einem Mann ausgehen. Sie selbst dagegen war sich weniger sicher, was sie tun sollte. Vertrau Shane, schoss es ihr durch den Kopf. Glaub daran, dass er schon den richtigen Weg finden wird.
Denn in einem hatte Charlie ganz recht: Es klang wirklich sehr, sehr nett, sich zu verlieben.
16. KAPITEL
„Ist das ein Schwein?“
Shane machte sich nicht die Mühe, sich umzudrehen. Wozu? Es gab nur eine Antwort auf diese Frage.
„Ja.“
„Ein echtes Schwein?“
„Es heißt Wilbur.“
Hinter ihm wurde laut losgekichert, und er zuckte zusammen.
„Aus dem Buch“, meinte eins der Mädchen.
„Ach ja, aus Wilbur und Charlotte “, erklärte ein anderes. „Shane, hast du das gelesen?“
Er zog den Sattelgurt fest und drehte sich dann widerstrebend zu der Gruppe Reitanfängerinnen um. „Ja, ich weiß, dass der Name aus einem Buch stammt. Und ja, ich kenne es und habe es gelesen.“
Shanes großer Plan, den Besuch von Wilbur bei Priscilla und Reno auf eine Woche zu beschränken, war in dem Moment durchkreuzt worden, als seine Mutter das Schwein gesehen hatte. Kaum hatte sie einen Blick auf Wilbur geworfen, war die Sache entschieden gewesen.
„Lasst uns anfangen“, sagte Shane jetzt zu den Mädchen.
Sie standen in einer Reihe, während er ihnen nacheinander in den
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