Stille Kuesse sind tief
Sattel half und anschließend auf das offene Gatter links zeigte.
„Dort hinein“, sagte er.
Sie gehorchten und ritten auf den Reitplatz. Ehe er ihnen folgen konnte, kam seine Mutter aus dem Haus gestürmt.
„Hast du es ihnen schon erzählt?“, fragte sie eifrig.
„Noch nicht“, antwortete er, während gleichzeitig ein vielstimmiges „Uns was erzählt?“ ertönte.
„Entschuldigung“, meinte May, ohne jedoch im Mindesten betreten auszusehen. „Ich halt den Mund, während du es ihnen sagst.“
Vier Augenpaare schauten ihn erwartungsvoll an. Shane stand in der Mitte des Platzes und kam sich auf einmal blöd vor. Was war, wenn sie gar nicht mitmachen wollten? Was war, wenn er weder sie noch die Pferde entsprechend vorbereiten konnte?
Er räusperte sich. „Ich dachte, es würde euch vielleicht Spaß machen, zusammen mit Annabelle auf der Parade zu reiten.“
„Ehrlich?“
„Oh ja, dürfen wir?“
„Das ist toll!“
„Yippee!“
„War das ein Ja?“, fragte er und verkniff sich ein Lächeln.
Die vier Mädchen nickten eifrig.
„Ja!“
„Gut. Ich habe schon überlegt, was ihr auf den Pferden machen könntet. Ein paar leichte Schritte.“
„Und natürlich bekommt ihr auch Kostüme“, fügte May hinzu.
Shane drehte sich zu seiner Mutter um. „Wie bitte?“
„Kostüme. Für die Mädchen.“
Auch diese Information wurde begeistert aufgenommen, während Shane langsam Kopfschmerzen bekam. „Von Kostümen habe ich nichts gesagt.“
„Das kommt, weil du ein Mann bist. Es ist doch eine Parade, da brauchen sie dochKostüme. Ich habe schon gesehen, was Annabelle anzieht, und daraufhin ein paar Entwürfe gemacht. Jetzt müssen wir nur jemanden finden, der nähen kann.“
„Meine Mom näht immer“, sagte eins der Mädchen.
„Meine auch.“
May strahlte. „Siehst du. Problem gelöst. Ich rede nach dem Reitunterricht mit den Mädchen. Annabelle wird sich darüber bestimmt riesig freuen.“
Diese Worte waren ganz gezielt gewählt, damit er auch ja keine Beschwerden äußerte. Denn Annabelle glücklich zu machen war inzwischen zu seiner obersten Priorität geworden.
„Jetzt kämpfst du aber mit unfairen Mitteln“, beklagte er sich bei seiner Mutter.
Sie lachte nur. „Ich tue, was ich kann, um meinen Willen durchzusetzen. Das solltest du respektieren.“
„Meistens macht es mir vor allem Angst.“
Noch immer lächelnd, winkte May den Mädchen zu. „Hört auf Shane“, rief sie, während sie zurück zum Haus ging. „Und vergesst nicht, er ist ein echter Cowboy.“
„Vielen Dank für die Unterstützung“, murmelte er und drehte sich wieder zu seinen Schülerinnen um. „Okay, dann lasst uns mal üben, was ihr in der Parade machen sollt.“
Mandy hob die Hand. „Können wir Lipgloss auflegen?“
Shanes beginnender Kopfschmerz verstärkte sich. „Wie bitte?“
„Wenn du uns sagst, dass wir Lipgloss tragen müssen, dann tun wir das.“ Sie hüpfte im Sattel auf und ab. „Denn meine Mom sagt, ich wär zu jung dafür.“
„Meine auch.“
„Aber ich will auch mal Lipgloss tragen.“
„Ich werde euch nicht sagen, dass ihr Lipgloss benutzen sollt.“
Vier zehnjährige Mädchen begannen prompt zu schmollen.
„Warum nicht?“, wollte Mandy wissen.
„Weil …“ Shane atmete tief durch. „Weil ich nicht will, dass eure Moms sauer auf mich sind, okay? Wenn eure Mütter böse werden, dann könnte es sein, dass sie euch verbieten, auf der Parade mitzureiten. Wollt ihr das?“
Die vier tauschten Blicke aus und schüttelten dann die Köpfe. Im nächsten Augenblick strahlte Mandy ihn an.
„Du magst uns.“
Shane unterdrückte ein Stöhnen. „Können wir jetzt anfangen?“
„Okay, aber nur damit du Bescheid weißt, meine Mom sagt, ich darf mich erst verabreden, wenn ich fünfzehn bin.“
„Das Wichtigste ist, dass alles ganz sauber und hygienisch abläuft“, sagte Heidi und ging voran in den Ziegenstall. „Und da wir hier von Ziegen reden, solltet ihr nicht darauf bauen, dass sie in der Hinsicht sonderlich kooperativ sind.“
Annabelle hielt einen Block in der Hand, um sich gegebenenfalls Notizen machen zu können. Das Angebot, Heidis Ziegen zu melken, während ihre Freundin in den Flitterwochen war, hatte sie aus einem Impuls heraus gemacht. Es war auch nicht so, dass sie es schon bereute, aber angesichts all der Verantwortung wurde sie doch ein wenig nervös.
„Müssen wir wirklich die Milch verkaufen, während du weg bist?“, fragte sie.
Heidi lachte. „Ihr
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