Stille Kuesse sind tief
tragen?“
„Hochgesteckt, glaube ich. May hat nämlich noch eine Tiara mit Diamanten, die einmal ihrer Großmutter gehört hat. Es ist vielleicht ein wenig albern, aber mir gefällt sie wirklich.“
„Warum nicht? Jede Braut sollte sich an ihrem Hochzeitstag wie eine Prinzessin fühlen. Rafe wird gar nicht wissen, wie ihm geschieht.“
Sorgfältig hängte Heidi das Kleid wieder zurück und strich die Schleppe glatt.
„Das hoffe ich“, sagte sie, als sie sich zu Annabelle umdrehte. Zusammen verließen sie das Zimmer. „Ich möchte, dass er glücklich wird.“
Annabelle wartete, bis sie im Flur waren, ehe sie den Arm ihrer Freundin berührte. „Der Mann ist verrückt nach dir. Ernsthaft. Wenn du im selben Zimmer bist wie er, dann kann er nicht aufhören, dich anzuhimmeln. Wenn er von dir spricht, dann grinst er wie ein Teenager bei seiner ersten Verabredung. Hast du wirklich auch nur den geringsten Zweifel?“
„Nein.“ Heidi holte tief Luft. „Aber manchmal kann ich mein Glück kaum fassen. Noch vor sechs Monaten hätte ich dir erklärt, dass ich nicht an die Liebe glaube, und wenn du mich überzeugt hättest, dass es sie doch gibt, hätte ich ihr nicht vertraut. Aber dann habe ich Rafe getroffen und konnte gar nicht anders, als mich in ihn zu verlieben.“
„Ein unwiderstehlicher Mann?“
Wieder lachte Heidi. „Etwas in der Art. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal so glücklich sein könnte. Erst habe ich die Ranch gekauft, hätte sie fast wieder verloren, und dann verliebt sich Rafe auch noch in mich.“
Annabelle freute sich über das Glück ihrer Freundin, auch wenn sie selbst einen Anflug von Neid verspürte. Sie sehnte sich nach dem, was Heidi hatte. Sehnte sich nach diesen tiefen Gefühlen und wünschte sich jemanden, der ihre Liebe erwiderte. Derartige Empfindungen hatte sie bei Lewis nie verspürt. Tief in ihrem Inneren war ihr immer bewusst gewesen, dass sie keine gleichberechtigte Partnerin in ihrer Beziehung gewesen war.
Eine Weile hatte sie angenommen, dass sie einfach eine von den Frauen war, denen es nicht vergönnt war, die wahre Liebe zu finden. Dass sie auf andere Art und Weise Erfüllung in ihrem Leben suchen müsste. Aber jetzt, mit Shane, merkte sie, dass sie sich ein Happy End wünschte. Und zwar mit Shane.
Sie war sich nur nicht sicher, ob das möglich war.
„Es ist doch nur ein Wasserhahn“, sagte Shane. „Für die Küche. Da brauche ich doch nur einen, oder?“
„Ja“, erwiderte Annabelle geduldig. „Einer wäre gut. Also, welcher gefällt dir?“
In offensichtlicher Verwirrung schaute er sich um. Normalerweise hätte Annabelle die Situation ausgenutzt und ihn erbarmungslos aufgezogen, aber im Moment verstand sie seine missliche Lage.
Auf Anraten der Bauunternehmerin waren sie nach Sacramento in ein Sanitärfachgeschäft gefahren, um dort alles, was in diesen Bereich fiel, aussuchen zu können. Leider gab es nur ein Problem. Das Geschäft war riesengroß, und jedenArtikel gab es in hundertfacher Ausführung.
Glänzend, gebürstet, Edelstahl, kupferfarben, Messing, schwarz, weiß. Es gab große Wasserhähne und gedrungene. Hähne, die gekrümmt waren oder spritzten oder das Wasser filterten. Annabelle erwartete schon fast, einen zu finden, der sprechen konnte.
Für das Badezimmer gab es sogar eine noch größere Auswahl an Wasserhähnen sowie Waschbecken, Badewannen und Duschvorrichtungen. Oh, und natürlich reihenweise Toiletten.
Sie bekamen Hilfe von einem etwa dreißigjährigen Mann namens Marcus, der die E-Mail-Liste der Bauunternehmerin erhalten hatte, auf der alles stand, was Shane kaufen sollte.
„Wir fangen mit den leichten Sachen an und arbeiten uns dann bis zu den schwierigeren Dingen durch“, entschied Marcus und heftete ihre Liste an ein Klemmbrett, das er Annabelle reichte. Er selbst nahm ein Touchpad heraus und begann, Informationen einzutippen.
„Was ist leicht?“, fragte Shane misstrauisch.
„Die Küche. Ein Wasserhahn und ein Spülbecken.“
Annabelle wusste, dass das nicht so ganz der Wahrheit entsprach. Man benötigte Steckdosen und Lampen, ganz zu schweigen von Arbeitsplatten, einem Fliesenspiegel und einem passenden Fußbodenbelag. Aber das war nicht Marcus ʼ Problem.
„Spülbecken, wie man sie auf Farmen benutzt, sind im Moment sehr begehrt“, erzählte Marcus ihnen und führte sie hinüber in die Küchenabteilung. Dort waren diverse Ausstellungsstücke in nachgebauten Küchen zu sehen.
„Sie sind groß, sodass man gut
Weitere Kostenlose Bücher