Stille Kuesse sind tief
war das der Plan – sobald er den Vorstellungen des Architekten zugestimmt hatte. Er wusste genau, wie die Ställe auszusehen hatten, aber Entscheidungen bezüglich des Hauses zu treffen überforderte ihn ein wenig. Er verstand einfach nicht, warum seine Bauunternehmerin diese Entscheidungen nicht einfach allein treffen wollte.
„Keine Sorge, es ist ja nicht dein Problem“, sagte er zu Heidi. „Ich finde schon einen Weg.“
„Du könntest deine Mom fragen, wenn sie wieder da ist.“
„Nein, danke.“ Mal davon abgesehen, dass sie gerade mit Glen auf Reisen war, wollte Shane auch nicht in einem Haus wohnen, das seine Mutter kreiert hatte. Sie hatte bestimmt einen guten Geschmack, und trotzdem fand er die Vorstellung abwegig. „Es geht ja nur um ein paar Details. Das bekomme ich schon hin.“
„Das hoffe ich doch.“ Heidi tätschelte ihm den Arm. „Willst du auf einem Ponyreiten?“, fragte sie grinsend und deutete auf eine Schlange von kleinen Kindern, die darauf warteten, dass sie dran waren. „Ich spendiere dir ‘ne Runde.“
Shane schüttelte sich. „Nein, danke.“
„Bist du etwa kein Fan von Ponys?“
„Die sind hinterhältig.“
„Aber doch nicht alle.“
„Jetzt klingst du schon wie meine Mutter“, gab er zurück und stöhnte.
Er wollte gerade noch mehr sagen, doch noch ehe er den Mund öffnen konnte, verspürte er ein Kribbeln. Wäre er draußen in der Wildnis unterwegs, würde er vermuten, dass er von einem Tier verfolgt wurde. Hier, in dieser Menge, gab es nur eine Art von Gefahr. Und die kam immer näher.
Er drehte sich um und entdeckte Annabelle, die mit einer Feuerwehrfrau redete. Es dauerte eine Sekunde, ehe er seinen Blick lange genug von der faszinierenden Rothaarigen abwenden konnte, um zu sehen, dass sie mit Charlie Dixon sprach. Ihr gehörte Mason, das Pferd, das auf der Ranch untergebracht war.
Plötzlich schaute Annabelle auf und entdeckte ihn und Heidi. Sie winkte, sagte etwas zu Charlie, und schon kamen die beiden Frauen auf sie zu. Shane wappnete sich.
Heute hatte Annabelle sich so angezogen, dass sie, wo auch immer sie hinging, Aufsehen erregte. Das kurze hellgrüne Sommerkleid mit den dünnen Trägern schwang bei jedem Schritt. Ihr Haar, eine wilde Mähne roter Locken, fiel ihr bis auf den Rücken. Shane musste all seine Selbstbeherrschung aufbieten, um sie nicht in das nächste Gebüsch zu zerren, um sich dort auf alle erdenklichen Arten mit ihr zu vergnügen.
„Hallo“, rief Annabelle, als sie näher kam. „Shane, kennst du Charlie?“
Die Feuerwehrfrau, groß und kräftig gebaut, verdrehte die blauen Augen und seufzte. „Mein Pferd steht auf der Ranch seiner Familie. Natürlich kenne ich Shane.“
„Ach ja.“ Annabelle lachte. „Sie ist schlecht gelaunt. Charlie hasst den 4. Juli.“
„Den Feiertag hasse ich nicht“, murmelte Charlie. „Ich hasse es nur, dass die Leute immer so dumm sind, und heute ist ein Tag, da sind sie wahre Meister der Idiotie. Weißt du, wie viele Anrufe wir nachher bestimmt bekommen, weil die Spinner, die nicht einmal simple Anweisungen lesen können, mit ihrem Geballere irgendwelche Dächer anzünden? Das ist Pyrotechnik, Leute. Entweder weiß man, was man tut, oder man überlässt es den Profis.“
Beruhigend tätschelte Annabelle ihr den Arm. „Langsam und tief durchatmen, das hilft.“
„Morgen bin ich wieder ganz ruhig.“ Charlie zog die Augenbrauen zusammen. „Was ist mit den Tieren auf der Castle Ranch? Können sie das Feuerwerk hören?“
Heidi schüttelte den Kopf. „Wir sind weit genug außerhalb. Keine Angst, außerdem will Shane früher zurückfahren, um sich um die Tiere zu kümmern.“
„Danke. Ich mache mir Sorgen um Mason“, gab Charlie zu.
„Du bist eine gute Pferdemutter“, sagte Annabelle zu ihr. „Und Mason ist ein wirklich braves Pferd. Er war ganz ruhig, als ich auf ihm gesessen habe. Obwohl ich glaube, dass er sich über mich lustig macht, wenn ich da so auf ihm rumhüpfe.“
„Das kann sein“, antwortete Charlie und grinste. „Aber er ist ein ganz Lieber. Stell dir vor, was ein Pferd mit Allüren von dir denken würde.“
„Wie Khatar zum Beispiel“, murmelte Heidi. „Der macht mir Angst.“
„Khatar?“ Annabelle schüttelte den Kopf. „Warum macht der dir Angst? Der ist doch so süß.“
Shane hatte die Ablenkung, die die Unterhaltung der Frauen darstellte, genutzt, um sich von dem Anschlag auf seine Sinne, den Annabelle unwissentlichunternommen hatte, zu erholen. Jetzt
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