Stille Kuesse sind tief
geschoben hat, dass die Trauung erst einen Monat nach meinem Stichtag stattfindet. Da besteht zumindest die Hoffnung, dass ich mich in ein normales Kleid zwängen kann statt in eins dieser Zelte, die ich jetzt trage.“
„Du siehst wundervoll aus. Und du strahlst doch, egal, was du sagst.“
Montana verzog das Gesicht. „Verrate es bitte niemandem, aber das ist kein Strahlen. Das ist pure Panik.“
„Du wirst eine großartige Mutter werden.“
„Das hoffe ich. Wie auch immer, meine Mom ist schon ganz aufgeregt. In letzter Zeit ist enkeltechnisch so viel passiert. Erst hat sie nur einen elfjährigen Enkel, bevor sie erfährt, dass Ethan einen Sohn hat, von dem sie nichts wusste, dann adoptiert Dakota erst Hannah, bekommt im letzten Jahr Jordan Taylor, und in diesem Jahr erwarte ich mein kleines Mädchen.“ Sie holte tief Luft. „Oje, das war ja ein wirklich langer Satz.“
Annabelle lachte. „Und? Wie sieht es aus, habt ihr schon einen Namen?“
„Wir sind noch am Verhandeln.“ Neugierig musterte Montana ihre Freundin. „Wie ich hörte, ist Rafes nicht ganz unattraktiver Bruder nach Fool ʼ s Gold gezogen. Hast du ihn schon getroffen? Sieht er wirklich so gut aus, wie alle behaupten?“
„Shane? Ja. Er ist attraktiv.“ Annabelle zögerte, nicht sicher, was sie noch dazu sagen sollte. Auf keinen Fall würde sie zugeben, dass Shane ein äußerst angenehmes Kribbeln in ihr auslöste.
„Also, ich steh ja auf Cowboys“, gab Montana seufzend zu. „Natürlich nicht als Ehemann. Simon ist der weltbeste Partner, den ich mir wünschen kann. Ich kann mich echt glücklich schätzen, dass ich ihn habe.“ Sie grinste verschmitzt. „Aber das heißt ja nicht, dass man nicht auch mal einen Blick riskieren darf, oder? Hast du den dritten der Stryker-Brüder auch schon kennengelernt? Clay?“
„Ich habe seinen Hintern gesehen.“ Clay arbeitete als Model und als Po-Double beim Film. Seine „Aktivposten“ waren schon in diversen Filmen zu sehen gewesen.
„Beeindruckend“, meinte Montana grinsend. „Er ist auf jeden Fall ziemlich selbstbewusst.“
Zu gut aussehend für meinen Geschmack, dachte Annabelle. Shane sah ebenfalls gut aus, aber er besaß auch Ecken und Kanten. Clay würde immer der attraktivste Mann im Raum sein. Der Druck, der damit auf einem lastete, würde ihr bestimmt nicht gefallen.
„Und wie sieht es mit deinem Liebesleben aus?“, wollte Montana wissen. „Sei gewarnt, in letzter Zeit scheint es hier Hochzeiten immer im Dreierpack zu geben. Du bist mit Heidi befreundet, das heißt, du schwebst in großer Gefahr. Oder vielleichtkannst du dir große Hoffnungen machen. Das ist wohl Ansichtssache.“
„Nein, danke“, erwiderte Annabelle locker. „Kein Interesse.“
„Soll das heißen, dass du nicht an die große Liebe glaubst?“
„Ach, ich glaube schon an die Liebe. Es ist nur so …“ Sie zuckte mit den Schultern. „Ich dachte immer, ich hätte viel Pech mit den Männern, aber vielleicht lag es auch an mir. Als ich endlich geglaubt hatte, den Richtigen gefunden zu haben, entpuppte er sich als herrschsüchtiger, egoistischer Ehemann, der von mir erwartete, dass ich die Rolle des unterwürfigen Heimchens am Herd übernehmen sollte.“
„Oh, nicht schön.“
„Das war es wahrlich nicht. In letzter Zeit habe ich mich jedoch gefragt, ob es nur an ihm lag, was ich natürlich gern behaupten würde, oder ob es nicht zum Teil auch meine eigene Schuld war. Ich glaube, ich habe einen Teil von mir unterdrückt, um ihm zu gefallen, und erst als die Sache in die Brüche ging, wurde mir bewusst, dass er überhaupt nicht wusste, wer ich wirklich bin. Ich war nicht stark genug. Du weißt schon, nicht so wie die Máa-zib-Frauen. Ich wünsche mir eine ernste Beziehung, aber nur, wenn der entsprechende Mann an der echten Annabelle interessiert ist. Ich wünsche mir wahre Liebe, voller Ehrlichkeit und all dem Chaos, das dazugehört. Von Sicherheit und Höflichkeit habe ich genug.“
Angesichts ihrer Vergangenheit war sie so entschlossen gewesen, die richtige Wahl zu treffen. Sie wollte zu einem jener Paare gehören, die sechzig oder sogar siebzig Jahre zusammenblieben, bevor sie Händchen haltend starben. Lewis hatte sie glauben lassen, er wäre genau derjenige, nach dem sie gesucht hatte, und sie hatte ihm dasselbe Gefühl vermittelt. Aber in Wahrheit waren sie nicht füreinander bestimmt gewesen.
„Tut mir leid“, sagte Montana und berührte leicht ihren Arm. „Ich wollte keine
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