Stille Kuesse sind tief
weit war, dass ich eine gleichberechtigte Partnerschaft wollte, war es zuspät. Er erwartete von mir, dass ich seine Sekretärin, seine Haushälterin, seine Bettgespielin und sein Vorzeigefrauchen war, ich dagegen wollte etwas ganz anderes. Da wir uns nicht einig werden konnten, bin ich gegangen.“
„Gut für dich.“
„Na ja, stolz bin ich nicht darauf.“
„Du hast eine gesicherte Existenz aufgegeben, um dich allein durchzuschlagen.“ „Ich habe nicht aus finanziellen Erwägungen heraus geheiratet.“
„Manche Menschen wären aber aus diesen Erwägungen heraus verheiratet geblieben.“
„Mag sein. Aber ich bin durchaus in der Lage, für mich selbst zu sorgen. Als wir endlich die Einzelheiten unserer Scheidung abgesprochen hatten, war mir klar geworden, dass ich Dankbarkeit für Liebe gehalten hatte. Dadurch wurde es für mich leichter, den Schnitt zu machen und zu gehen.“
Weitere Einzelheiten der Trennung erwähnte sie nicht. Es bestand keine Veranlassung, zu erzählen, dass Lewis sie nicht hatte gehen lassen wollen. Dass er dagegen angekämpft hatte und nicht einmal einen Anwalt hatte einschalten wollen. Ausschlaggebend waren schließlich die finanziellen Aspekte gewesen. Als sie ihm gesagt hatte, dass sie nichts von ihm haben wollte, hatte er endlich die Dokumente unterschrieben.
„Nachdem ich ihn jetzt wiedergesehen habe“, fuhr sie fort, „fühle ich mich in meiner Entscheidung noch einmal bestätigt. Ich bedauere nichts. Abgesehen von der Tatsache, dass mein Anwalt seinen Job nicht ordentlich gemacht hat.“
Shane musterte sie einen Moment lang und stand dann auf. „Ich weiß, dass du viel zu tun hast. Ich wollte nur schnell Hallo sagen.“
Annabelle erhob sich ebenfalls. „Danke, dass du vorbeigekommen bist.“
Sie starrten einander an. Eine Sekunde lang glaubte sie, er würde sie küssen. Das hätte ihr durchaus gefallen. Seine Arme um sich zu spüren, seinen Mund auf ihrem. Mit Shane zusammen zu sein fühlte sich gut an. Und richtig.
Doch er lächelte nur, bevor er ihr Büro verließ.
„Männer“, murmelte sie, bevor sie zu lachen anfing. Was für eine Ironie! Von Shane nicht geküsst zu werden war viel aufregender als ein Kuss von Lewis.
Charlie saß im Schatten unter einem großen Baum in Dakotas Garten. Im Arm hielt sie Jordan Taylor, Dakotas Baby. Es war ein warmer Nachmittag, doch ein leichter Wind sorgte für ein wenig Erfrischung. Wenn der beste Teil des Lebens aus vollkommenen Augenblicken bestand, dann durchlebte sie solch einen gerade jetzt.
Dakota saß ihr gegenüber auf der großen, schon etwas zerschlissenen Decke, die sie auf dem Gras ausgebreitet hatten. Hannah lehnte an ihrer Mutter, während sie mit ihren kleinen, pummeligen Fingern eins der großen Puzzleteile in der Hand hielt. Sie versuchte, es an unterschiedlichen Stellen einzusetzen, bis sie schließlich den richtigen Platz fand. Als sie es hingelegt hatte, schaute sie ihre Mutter an und lachte begeistert.
„Du bist solch ein kluges Mädchen“, sagte Dakota zu ihr und gab ihr einen Kuss. „Sieh dir das an! Du schaffst das Puzzle ganz allein.“
„Beeindruckend, wie gut du mit ihr umgehst“, meinte Charlie, die die Unterhaltung zwischen Mutter und Tochter genoss, gleichzeitig aber auch ein wenig neidisch wurde.
„Danke. Dabei muss ich gestehen, dass mich, obwohl ich einen Abschluss in Kinderpsychologie habe, keiner meiner Kurse an der Uni auf das vorbereitet hat, was einen erwartet, wenn man Mutter wird. Ich hatte mir schon überlegt, der Universität einen bösen Brief zu schreiben, mit der Aufforderung, mir meine Studiengebührenzurückzuerstatten.“
Charlie lachte. „Ich bin sicher, dass sie dir postwendend einen Scheck schicken.“
„Das hoffe ich doch sehr. Das Geld kann ich dann gleich für die College-Ausbildung der Kinder anlegen.“ Dakota blickte über Hannahs Kopf zu Charlie hinüber. „Aber deshalb bist du nicht hergekommen, oder?“
„Nein.“ Charlie hatte vor ein paar Tagen angerufen, um ein Treffen mit Dakota zu vereinbaren. Zu dem Zeitpunkt hatte sie nicht erklärt, worüber sie mit ihr sprechen wollte. Jetzt wünschte sie, sie hätte zumindest Andeutungen gemacht, dann müsste sie jetzt nicht überlegen, wie sie das Thema angehen sollte.
„Spuck ʼ s einfach aus“, sagte Dakota einfühlsam. „Ich bezweifle, dass du mich schockieren kannst.“
„Ich war mal ein Mann“, erzählte Charlie ihr.
Dakota lachte. „Das glaube ich dir nicht.“
„Okay, stimmt auch
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