Stille Sehnsucht
du verrückt? Lass mich sofort hier raus!“
Niko wehrte sich mit aller Kraft, aber gegen Tyler war er chancenlos. Irgendwann gab er auf. Vor Kälte zitternd und am Rande eines Nervenzusammenbruchs, ließ er zu, dass Tyler ihn aus der Dusche zog, ihm seine triefenden Sachen vom Körper schälte und ihn in einen der beiden Bademäntel des Hotels wickelte, bevor er ihn hochnahm und ins Bett brachte. Danach sprach Tyler im Flüsterton mit irgendjemand und kurz darauf klopfte es an der Tür.
„Zimmerservice.“
Auch das noch. Was hatte der Bulle jetzt schon wieder gemacht? Er hörte, wie ein Mann Tyler versprach, ihre nassen Sachen in einer Stunde wieder zurückzubringen. Danach klappte die Tür und Tyler trat zu ihm ans Bett.
„Trink das.“
Niko vergrub sein Gesicht im Kopfkissen. Er wollte nichts trinken. Niko wollte, dass dieser hartnäckige und offenbar zu allem entschlossene Cop endlich aus seinem Leben verschwand, oder wenigstens aus diesem Zimmer. Er wollte einfach nur seine Ruhe, war das denn wirklich zu viel verlangt?
„Es ist Tee, kein Alkohol.“
„Hau doch endlich ab“, nuschelte Niko in den Bezug des Kopfkissens, was wirkungslos blieb. Stattdessen zog Tyler so lange an seiner Schulter, bis Niko aufgab und sich mit einem genervten Blick im Bett aufsetzte. „Muss man dich erst erschießen, damit du Ruhe gibst? Dieser Bademantel steht dir übrigens nicht.“
„Ich kann ihn auch ausziehen und nackt herumlaufen, bis meine Sachen wieder trocken sind.“ Tyler schnaubte, als Niko grinste, und deutete auf den Nachttisch. „Trink den Tee und iss die Suppe, sonst rufe ich deinen Bruder an und erzähle ihm, was hier los ist.“
„Mach doch“, murrte Niko voller Trotz und schnappte entsetzt nach Luft, als Tyler tatsächlich zum Couchtisch ging, wo neben seiner Waffe sein Handy lag. „Nein! Bist du verrückt?“
„Das höre ich seit Neuestem ständig.“ Tyler legte das Handy zurück und kam wieder zum Bett, um sich neben ihn zu setzen. „Trinkst du jetzt den Tee oder nicht?“
„Ja, ja, ja... Herrgott.“ Niko nahm die Tasse vorsichtig vom Nachttisch und zuckte grinsend mit den Schultern, weil Tylers warnender Blick ihm verriet, dass der wusste, woran er eben gedacht hatte. „Es wäre den Versuch wert gewesen“, meinte er kichernd, als Tyler kopfschüttelnd seufzte und dabei etwas murmelte, das nach 'Kindskopf' klang. „Wieso nicht? Ein bisschen Tee im Haar hat noch keinem geschadet.“
„Niko!“
„Schon gut“, nörgelte Niko. „Ich schwöre bei allem, was mir heilig ist, dir diesen Tee nicht über den Kopf zu schütten, zufrieden?“
Tyler sagte nichts mehr, sondern sah ihm schweigend dabei zu, wie Niko erst den Tee austrank und danach die Schüssel mit der Suppe leermachte. Letztere schmeckte sogar. Nicht, dass Niko es zugegeben hätte. Sonst hätte Tyler vielleicht eine zweite Schüssel bestellt und so weit ging seine Liebe zu Hühnerbrühe nun auch wieder nicht.
„Was stimmt eigentlich nicht mit uns?“ Niko stellte die leere Schüssel zurück auf den Nachttisch und schaute Tyler nachdenklich an, der seinen Blick mit der für ihn so typischen Ruhe erwiderte. „Wieso können wir uns nie wie normale Leute unterhalten?“
„Ich hätte kein Problem damit, wenn du mich nicht ständig und überall reizen würdest.“
„Wie bitte?“ Niko runzelte verärgert die Stirn. „Jetzt bin ich also wieder an allem Schuld, oder was?“
„Siehst du? Du fängst schon wieder an.“
„Ich fange überhaupt nicht an. Du hast doch gesagt, ich wäre schuld daran, dass du... Hmpf...“ Niko musste Tyler dreimal gegen die Brust schlagen, bis der endlich von seinen Lippen abließ. „Spinnst du! Du kannst mich doch nicht jedes Mal küssen, wenn wir uns streiten.“
„Anders kriegt man dich ja nicht zum Schweigen.“
„Das ist doch gar nicht wahr.“
„Und ob das wahr ist“, widersprach Tyler und packte Niko am Kragen seines Bademantels. „Und wenn du jetzt nicht gleich aufhörst, ziehe ich dir den hier aus und zeige dir, was ich mit Leuten mache, die mich ständig ärgern. Du wärst nicht der Erste, der von mir den Arsch versohlt bekommt.“
Niko schnappte entrüstet nach Luft. „Das wagst du nicht.“
„Wetten?“
„Wenn du denkst, dass ich dir das wirklich abkaufe, dann... Hey! Tyler!“
Niko wollte nicht lachen, wirklich nicht, aber er tat es, als Tyler seine Drohung wahr machte und er sich quer über dessen Schoß liegend wiederfand. Er konnte sich einfach nicht vorstellen,
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