Stille Sehnsucht
würde ich nicht alles für Kaffee geben, der nicht nach Spülwasser schmeckt? Dieses Zeug hier taugt nichts.“
Das hatte Krankenhauskaffee offenbar so an sich. Mit einem Lächeln deutete Niko auf die leeren Tische hinter sich. „Willst du dich ein bisschen hinsetzen?“
Tristan nahm noch einen Schluck und verzog danach das Gesicht, bevor er den Kopf schüttelte. „Ich würde viel lieber in ein Bett fallen, drei Wochen am Stück schlafen und wenn ich aufwache, stelle ich fest, dass alles nur ein Alptraum war und Noah gesund und munter ist.“
Oh je, Tristan ging es gar nicht gut. Niko wusste nicht, was er sagen sollte, deshalb nahm er Tristan den Kaffee aus der Hand, warf ihn in den Mülleimer, der an der Tür stand, und griff Tristan am Arm. „Komm mit.“
„Wohin?“
„Raus hier. An die Luft.“
„Aber Noah...“
„Er schläft“, unterbrach Niko Tristan energisch und mehr brauchte es nicht, damit Noahs Vater ihm folgte, bis sie sich vor dem Krankenhaus wiederfanden. Niko zeigte auf die gegenüberliegende Straßenseite. „Wie wäre es mit einem Spaziergang durch den Park?“
„Da kenne ich jeden Baum. Lass uns einfach für eine Weile die Straße runter gehen und vielleicht irgendetwas kaufen“, bat Tristan und Niko nickte zustimmend.
Ob Frustshopping oder ein langer Spaziergang war ihm egal, Hauptsache Tristan hörte auf, sich ständig die Augen zu reiben und so fix und fertig auszusehen. Noahs Vater fehlte mehr als drei Wochen Schlaf, soviel stand fest. Niko beobachtete Tristan aus den Augenwinkeln, während sie an Klamottenläden, Cafés und unzähligen anderen Geschäften vorbeiliefen. Sie redeten dabei nicht, aber Niko fiel auch nichts ein, was er zu Tristan hätte sagen können. Smalltalk war nicht gerade ein Fachgebiet von ihm. Noch nie gewesen und Niko sah keinen Sinn darin, daran etwas zu ändern.
„Wir sind nicht sauer auf dich“, meinte Tristan auf einmal übergangslos und Niko sah ihn fragend an.
„Was meinst du?“
„Wegen deiner Affäre mit Johnson“, wurde Tristan genauer und Niko zuckte zusammen, was Tristan nicht entging. „Ja gut, ich gebe zu, Nick war nicht begeistert davon, das war ich zuerst auch nicht, aber es ist dein Leben, Niko.“
„Tyler muss Noah und Liam beschützen.“
Tristan nickte. „Stimmt, aber das bedeutet nicht, dass er kein Recht auf ein Privatleben hätte, was im Übrigen für dich genauso gilt.“
Niko verkniff sich ein genervtes Seufzen. Erst Mikael, jetzt Tristan. Wer kam als Nächstes? „Können wir bitte das Thema wechseln?“
Tristan zuckte stumm mit den Schultern, während sie weitergingen und Niko war froh darüber. Er wollte über sein Verhältnis mit Tyler nicht diskutieren. Niko wusste ja nicht einmal, ob es überhaupt etwas zu diskutieren gab. Tyler und er, das würde sowieso nie mehr werden und darüber war Niko froh, denn er wollte im Moment weder eine Beziehung, noch sonst etwas. Schon gar nicht mit diesem Raubein von Detective.
Niko stutzte, als er auf einmal bemerkte, dass Tristans Blick von irgendetwas an seiner linken Seite wie magisch angezogen wurde. Noahs Vater bekam nicht einmal mit, dass Niko ihm zusah, wie er über seine Schulter schaute, um den Blick so lange wie nur möglich halten zu können. Das war mehr als seltsam, fand Niko, deswegen warf er ebenfalls einen Blick über die Schulter. Seine Augen weiteten sich fassungslos, als er erkannte, an welcher Art Laden sie eben vorbeigegangen waren. Niko blieb abrupt stehen und hielt Tristan fest, der ihn darauf überrascht ansah.
„Wie schlimm ist es?“, fragte er und kramte nebenbei nach seinem Handy. Egal, wie Nick gerade zu ihm stand, wenn Tristan wirklich darüber nachdachte, sich Alkohol zu besorgen, musste Niko ihm Bescheid geben.
Tristan runzelte ratlos die Stirn, um wenig später zu begreifen und wieder zu dem Laden zu sehen, in dessen Auslage die unterschiedlichsten Marken von Alkohol und alles Mögliche an Zubehör standen.
„Ich habe nichts getrunken, falls du das gerade wissen willst.“ Tristan seufzte kaum hörbar. „Aber ich denke seit ein paar Tagen darüber nach, es zu tun.“
Oh Scheiße. Tristan war ein trockener Alkoholiker. Niko musste sofort etwas tun, um ihm zu helfen, denn Tristan hätte ihm niemals ehrlich geantwortet, wenn er keine Hilfe gewollt hätte. Niko zog sein Handy aus der Hosentasche, um es Tristan zu zeigen, der stumm darauf starrte, bevor er ein zweites Mal seufzte und nickte, was für Niko Zustimmung genug war. Er suchte
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