Stille Sehnsucht
können nur abwarten“, sagte Colin zwei Stunden später und reichte Niko die Cola. „Vielleicht kann Adrian helfen. Er und David haben einen viel besseren Draht zu Nick und Tristan, als wir.“ Colin seufzte. „Hoffentlich hat er Glück.“
Glück konnten die Kendalls wirklich brauchen, dachte Niko und trank einen Schluck. Da hatten sie alle so lange gehofft, dass Noah aufwachte und wo genau das endlich passiert war, brach das nächste Chaos über diese Familie herein. Niko beneidete sie wirklich nicht um das, was sie in den nächsten Wochen und Monaten erwartete.
„Devin hat sich gemeldet“, sagte Colin und nahm sich ein Stück Pizza. „Er hat eine ganze Weile um den heißen Brei herumgeredet, bis ich ihm Schläge angedroht habe, wenn er nicht endlich sagt, was Sache ist.“ Colin grinste schief, als Mikael lachte. „Wir brauchen mehr Leute, die Werkstatt platzt aus allen Nähten.“
„Hast du schon einen Flug gebucht?“
„Nein“, antwortete Colin und sah Mikael fragend an. „Ich wollte erst wissen, wie du dazu stehst.“
Mikael antwortete nicht sofort und Niko riss sich eine Schachtel mit gebratenen Nudeln unter den Nagel, weil er trotz drei großen Stücken Pizza, vier Donuts und zwei Burgern immer noch Hunger hatte. Sie hatten sich gleich nach ihrer Rückkehr ins Hotel etwas zu essen kommen lassen und saßen jetzt gemütlich zusammen, auch wenn ihre Gesprächsthemen leider nicht ganz so locker waren, wie Niko sich das gewünscht hätte.
Anderseits wurde es Zeit, über die letzten Wochen zu reden und vor allem darüber, was sie jetzt tun wollten. Weiter hierbleiben und die Kendalls unterstützen? Oder zurück nach Hause fliegen? Niko hatte auf diese Fragen für sich selbst noch keine Antwort gefunden, aber wenn er die Gesichter von Colin und Mikaels richtig deutete, würde er sich bald von ihnen verabschieden müssen oder mit ihnen nach Philadelphia fliegen.
„So gerne ich bleiben möchte, ich glaube, es ist besser, wenn wir nach Hause fliegen. Nick und Tristan brauchen Zeit für sich und für die Zwillinge.“ Mikael schwieg kurz. „Und um ehrlich zu sein, ich kann dieses Krankenhaus nicht mehr länger sehen.“
„Geht mir genauso“, gab Colin zu und goss sich Cola nach. „Kilian und Dale wollen sich uns anschließen, um endlich ihren Umzug über die Bühne zu bringen. Es stellt sich also nur noch die Frage, ob ich vier oder fünf Tickets buchen muss, bevor ich Dev Bescheid sage, dass wir nach Hause kommen.“
Niko verdrehte kauend die Augen, was seinen Bruder und Colin lachen ließ. Dass Kilian und Dale nach Hause wollten, wunderte ihn nicht. Aber wie gesagt, er konnte Colin im Moment keine Antwort geben. Niko musste sich erst mit einem gewissen Bullen darüber unterhalten, der in seinen Augen ein gewisses Mitspracherecht hatte, was diese Frage anging.
„Kein Ticket für mich“, sagte er daher und sah Mikael direkt an. „Ich weiß noch nicht, ob und wann ich gehe.“
„Tyler?“, fragte sein Bruder und fing an zu grinsen, als Niko nickte. „Sehr gut.“
Es klopfte und Niko verkniff sich den Fluch, der ihm nach Mikaels Worten auf der Zunge lag. Sein Bruder sah es ihm an und lachte, während Colin zur Tür ging. Kilian und Dale standen im Flur und Niko verschluckte sich, als er sie entdeckte. Seit ihrem Streit hatte er Kilian immer nur nebenbei gesehen. Eigentlich hatte sich Niko längst mit Kilian aussprechen wollen, aber durch das Chaos der letzten Tage, war er nie dazu gekommen. Anderseits war Niko ehrlich genug einzugestehen, dass er Kilians Nähe nicht gesucht hatte. Was auf Gegenseitigkeit beruhte, fiel ihm ein. Niko stellte die Nudeln auf den Couchtisch.
„Dale, das ist...“
„Der perfekte Zeitpunkt“, fuhr Dale Kilian über den Mund und schüttelte den Kopf, als Kilian widersprechen wollte. „Nein! Ihr klärt das jetzt.“
„Dale...“ Weiter kam Niko nicht.
„Zwei versuchte Entführungen, eine Schießerei, dann wacht Noah auf und hat sein Gedächtnis verloren, was Tristan fast zurück in die Alkoholsucht treibt. Und das alles in weniger als einer Woche. Ganz ehrlich, ich bin fix und fertig mit den Nerven. So viel Stress hatte ich in der DEA nicht in einem Jahr.“ Dale schaute sie bittend an. „Kommt schon, tut uns den Gefallen. Und danach frage ich meinen Schwiegervater, ob ich seinen Sohn offiziell und mit seiner Erlaubnis heiraten darf.“
Niko blieb der Mund offenstehen. Hatte Dale wirklich gesagt, was er glaubte, eben gehört zu haben? Er schaute von
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