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Stille Wasser sind toedlich

Stille Wasser sind toedlich

Titel: Stille Wasser sind toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Higson
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starrte die alten grauen Granitwände an. Das Gestein war glitschig feucht und mit gelbgrünen Schimmelpilzen übersät. Er fühlte sich elend; die angezogenen Beine umklammert, saß er da und spürte, wie die Kälte des Steinbodens ihm bis in die Knochen drang.
    Das war’s gewesen. Alles aus und vorbei.
    Er war todmüde. Am liebsten hätte er sich in einer Ecke des Raums zusammengerollt, um für immer zu schlafen, um so kalt und still zu werden wie die Steine …
    Nein.
    Er schüttelte sich und stand auf. Wenn er jetzt aufgab, hatte Hellebore gewonnen. Er dachte daran, was er alles durchgemacht hatte, wie er mit Kelly zum Schloss marschiert war, wie sie den Wassergraben entlanggekrochen waren und sich auf der Ladefläche des Lastwagens versteckt hatten, wie sie durch die Schweineställe gelaufen waren, um dann die große Kiefer hinaufzuklettern, wie er waghalsig an der Schlossmauer in der Luft gehangen hatte … und wie er von Algar durch dunkle Gänge gejagt worden war …
    Wie lange war das alles her? War es tatsächlich erst in der letzten Nacht passiert? Wieder überkam ihn bleierne Müdigkeit und für einen Augenblick lang wünschte er sich aus vollem Herzen, er könnte sich wieder hinsetzen und ausruhen.
    Nein.
    James begann in dem Raum auf und ab zu gehen. Er musste nachdenken. Er musste einen Plan fassen. Er musste etwas tun, er musste handeln. Und das Wichtigste war, er durfte nicht den Mut verlieren. Er dachte an das, was sein Onkel im Krieg mitgemacht hatte.
    Er wollte Max nicht enttäuschen.
    Und Kelly.
    Kelly verließ sich auf ihn, er wartete in dem verlassenen Haus auf seine Rückkehr. Er durfte Kelly nicht im Stich lassen. Es gab Leute, die befanden sich in schlimmeren Situationen. Im Krieg hatte Max aus einer deutschen Festung fliehen müssen, und obwohl man ihn misshandelt und geschlagen hatte, hatte er einen Ausweg gefunden.
    Ja.
    Einen Bond kann niemand für immer festhalten.
    Es gab immer einen Ausweg, egal, wie trostlos die Lage auch schien. Man musste ihn nur finden.
    Als Erstes musste er seine Umgebung unter die Lupe nehmen. Seit er hier eingeschlossen worden war, hatte er sich noch nicht richtig umgesehen. Das war leichtsinnig.
    Der Raum war beinahe quadratisch, mit sehr hohen Wänden, ungefähr doppelt so hoch wie die eines normalen Raums.
    James überlegte, ob sich früher nicht ein weiteres Stockwerk darüber befunden hatte, zumindest waren da noch die quadratischen Aussparungen im Mauerwerk, in denen wohl einst die dicken Holzbalken saßen.
    Er klopfte gegen die Wand. Es war, als ob man an einen Berg klopfte; die Mauer war mindestens zehn Fuß dick.
    Es gab nur eine Tür, und ungefähr zwanzig Fuß über seinem Kopf befand sich ein einzelnes, schmales Fenster, das mit starken Eisenstäben vergittert war. Selbst wenn er im Stande gewesen wäre, hinaufzuklettern, bezweifelte James doch sehr, dass es etwas nützen würde.
    Durch das Fenster drang kein Licht, also musste es wohl noch Nacht sein.
    Der Raum wurde von einer nackten Glühbirne erhellt, die sich in einer rostigen Fassung hoch oben an der Wand dem Fenster gegenüber befand. Ein dickes Stromleitungskabel schlängelte sich ein kleines Stück entlang der Steinmauer, bis es in einem grob ausgeschlagenen Loch verschwand.
    Der Fußboden bestand aus glatten Pflastersteinen, die nach hunderten von Jahren abgenutzt und krumm waren. Zog man den Grundriss des Schlosses in Betracht, musste sich dieser Raum im Keller befinden, was bedeutete, dass sich unter den Pflastersteinen vermutlich zunächst Boden und dann der nackte Fels befanden, auf dem das Gebäude errichtet war.
    Ansonsten gab es in dem kahlen und düsteren Raum nur noch einen großen Eisenrost über einem Loch im Boden. James stellte sich darauf und schaute nach unten, wo ein tiefer Schacht in den blanken Stein getrieben war. Leider war es zu dunkel, als dass man hätte sagen können, wie tief der Schacht war oder was sich auf seinem Grund befand. James betrachtete den Eisenrost näher; er war einzementiert, inzwischen war der Mörtel jedoch alt und bröcklig geworden. Er brach ein Stück ab und ließ es in das schwarze Loch fallen. Einige Augenblicke lang war es still, dann platschte es, als das Zementstück tief unten auf dem Wasser aufschlug.
    Hatte Hellebore nicht gesagt, das Schloss sei über einer natürlichen Quelle erbaut worden? Vielleicht war dies einmal der Brunnenschacht gewesen?
    James legte sich flach auf den Boden und starrte in die Düsternis hinab, bis sich seine

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