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Stille Wasser sind toedlich

Stille Wasser sind toedlich

Titel: Stille Wasser sind toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Higson
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geklatscht. Aus dem Echo konnte er schließen, dass sich unter dem Schacht eine Art Kammer oder Höhle befand, aber was hatte das zu bedeuten? Sollte er allen Ernstes da hinuntersteigen? Wenn er stecken bliebe, säße er erst recht in der Patsche.
    Er hatte vorschnell geschlossen, dass dies der alte Zugangsschacht zu der Quelle war, die Hellebore erwähnt hatte, aber ebenso gut konnte es auch ein Abflusskanal sein.
    Und überhaupt, was, wenn dort unten tatsächlich eine Quelle war und Wasser aus der Erde sprudelte? Dies würde nicht notwendigerweise bedeuten, dass auch ein Ausgang zum See hin vorhanden sein musste.
    Es gab nur einen Weg, dies herauszufinden.
    Der Schacht war gerade groß genug, um hineinzusteigen, und möglicherweise konnte man ja recht einfach hinunterklettern. Vielleicht … vielleicht gelangte er weit genug nach unten, um wenigstens eine bessere Sicht zu haben, und falls es aussichtslos erschien, konnte er ja schnell wieder hochklettern. Er beschloss, es zu wagen. Alles war besser, als hier zu sitzen und darauf zu warten, dass Hellebore und MacSawney zurückkämen und ihn fertig machten …
    Während er da saß und ihm alle Möglichkeiten durch den Kopf schossen, hörte er plötzlich ein Platschen wie von einem Fisch, der an die Wasseroberfläche springt. Oder war es ein anderes Tier? Hatte er es sich am Ende nur eingebildet?
    Nein, da war es wieder. Es war eindeutig ein Geräusch, das nur von einem Lebewesen stammen konnte. Das gab den Ausschlag. Wenn etwas Lebendes da unter war, dann musste es eine Verbindung zwischen dem Wasser und dem Schlossgraben geben. Auf die eine oder andere Weise bestand eine Verbindung mit der Außenwelt.
    Ganz tief in seinem Bewusstsein hatte sich ein fürchterliches Bild eingegraben, aber er kämpfte dagegen, um es gar nicht erst hochkommen zu lassen.
    Was nichts daran änderte, dass er genau wusste, um welches Bild es sich handelte.
    Um das Bild eines Aals.
    Also gut. Vielleicht waren da unten auch Aale, aber nach allem, was Hellebore ihm gesagt hatte, würden sie ihn nicht angreifen – er war ja nicht verletzt und blutete auch nicht. Es waren schließlich nur Aale. Aasfresser, keine Mörder. Er musste positiv denken. Wenn ein Aal hereinkommt, dann kommt er auch hinaus, und wenn ein Aal hinauskommt, schafft es vielleicht auch ein Junge.
    Er hatte seinen Entschluss gefasst, und noch bevor er über all die fürchterlichen Gründe nachdenken konnte, warum er auch in einer Million Jahren besser nicht hinuntersteigen sollte, war er schon mitten im Schacht.
    Er stocherte mit den Füßen nach einem Halt und fand auch bald einen, der sein Gewicht trug. Dann stemmte er sich mit gespreizten Armen und Beinen gegen die Seitenwände und ruckelte hinab. Wenn er nur fest genug gegen die Wände drückte, würde er sich halten können, selbst wenn es nichts gab, woran er sich festklammern oder worauf er sich stellen konnte.
    Okay, James, es geht los … Ruhig und besonnen begann er abzusteigen, erst mit einem Fuß, dann mit dem anderen, erst mit einer Hand, dann mit der anderen. Plötzlich rutschte sein Stiefel an der glitschigen Oberfläche ab und James musste sich mit den Fingerspitzen, die noch von seiner Klettertour an der Hausmauer aufgeschürft und wund waren, in den Stein krallen. Er stöhnte vor Schmerz, fand aber Halt, indem er sich gegen die Seitenwände presste. Doch lange konnte er so nicht bleiben. Die Kraft in seinen Armen erlahmte zusehends und er zitterte vor Anstrengung.
    Denk nicht drüber nach, du Idiot, du hast schon Schlimmeres ausgehalten …
    Er ruckelte noch etwas weiter und beschloss dann eine Pause einzulegen. Vorsichtig, den Körper grotesk verrenkend, stemmte er sich mit dem Rücken gegen die eine Seite des Schachts und mit den Beinen gegen die andere. Er verharrte eine Weile so, bis er begriff, dass es weniger anstrengend war, in genau dieser Haltung weiterzuklettern. Wenn er nur die Beine bewegte, könnte er recht einfach hinunterrutschen und es entlastete die Arme. Schwerstarbeit war es gleichwohl immer noch. Die kantigen Steine gruben sich in seinen Rücken und er fürchtete jeden Augenblick abzurutschen.
    Weiter ging es abwärts. Unten war nichts zu erkennen, aber aus dem Geräusch der kleinen Steinbrocken, die von Zeit zu Zeit unter ihm losbrachen und ins Wasser fielen, konnte er schließen, dass er ungefähr die Hälfte des Wegs zurückgelegt haben musste. Er blickte nach oben. Die Öffnung über ihm sah aus wie ein glänzendes Pennystück.
    Die

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