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Stille Wasser sind toedlich

Stille Wasser sind toedlich

Titel: Stille Wasser sind toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Higson
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blickte, sah er, woher das Geräusch kam.
    Ein Schwein glotzte ihn jämmerlich an. Es war allerdings kein normales Schwein. Es war riesig, vielleicht zweimal so groß wie sonst üblich, aber vor allem stimmten die Proportionen nicht. Der Kopf war viel zu klein und hatte vorne einen knöchernen Auswuchs, der aussah wie ein kurzes Horn. Das Tier konnte sich kaum auf seinen kurzen, deformierten Stummelbeinen halten und es zitterte am ganzen Körper.
    James ging zum nächsten Käfig und sah eine ähnlich missgebildete Kreatur, diesmal mit hervorstehenden Dinosaurierzähnen in einem bizarr aufgeblähten Unterkiefer und einem überdimensionalen Kopf, der nicht zu dem verkrüppelten und unnatürlich langen Körper passte. Die restlichen Schweine waren kaum besser dran. Sie hatten geschrumpfte Leiber, ihnen fehlte ein Auge, manche hatten Klumpfüße, einige sabberten, andere kauten an den Gitterstäben, aber in allen Gesichtern lag Wahnsinn und Schmerz.
    MacSawney gesellte sich zu ihnen. James fiel auf, dass die Tiere bei seinem Näherkommen in Aufregung gerieten und voller Angst zurückwichen. Ein oder zwei warfen sich gegen die Käfigwände, als wollten sie hindurchbrechen.
    Hellebore lachte. »Sie riechen dich, MacSawney«, sagte er.
    Der verschrumpfte, gnomenhafte Gehilfe trat gegen den Käfig. »Ruhe, ihr hässlichen Biester«, stieß er hervor.
    »Da uns Testpersonen fehlten«, sagte Hellebore mit erhobener Stimme, um das Grunzen und Quieken zu übertönen, »mussten wir auf Schweine zurückgreifen.«
    Dr. Friend trat neben sie. »Ich habe den Tieren verschiedene Versionen unseres Silverfin-Serums injiziert«, erklärte er. »Mit unterschiedlicher Wirkung, wie du siehst. Wenn du sie der Reihe nach von links nach rechts betrachtest, kannst du eine Entwicklung erkennen. Das Tier in Pferch Nummer zehn wurde im Januar behandelt und dieser Kerl hier …«, er deutete auf ein Schwein, das im Halbdunkeln auf dem nackten Betonboden seines schmutzigen Käfigs lag, »hat seine Spritze heute Abend um sieben Uhr sechsunddreißig bekommen. Im Augenblick ist er ruhig gestellt und natürlich sind noch keine sichtbaren Veränderungen zu erkennen, aber in den nächsten Tagen werden wir die Dosis langsam steigern. Wir sind noch nicht am Ziel unserer Wünsche und können auch nicht genau sagen, wie das neue Serum sich auf den Menschen auswirkt, trotzdem sind wir zuversichtlich, in nicht allzu ferner Zeit das Serum so weit perfektioniert zu haben, dass wir einen normalen Soldaten innerhalb weniger Wochen in eine unaufhaltbare Kampfmaschine verwandeln können. Das Exemplar im Käfig daneben ist bis dato unser größter Erfolg.«
    James schaute in den nächsten Käfig und sah ein auf den ersten Blick prachtvolles Tier. Es hatte einen kräftigen, wohl proportionierten Kopf, der in einen massigen Körper überging, und stämmige, muskulöse Vorderbeine. Es hätte ein ganz normales Schwein sein können – wenn auch ein ungewöhnlich kräftiges –, wenn nicht seine Haut gewesen wäre, die so dick und rau war wie die eines Nilpferds, sowie der mörderische Blick seiner Augen. James hatte noch nie einen derart menschlichem Hass ähnelnden Ausdruck bei einem Tier gesehen. Als das Schwein ihn direkt ansah, wich er zurück, so als könnte das Tier jeden Augenblick ausbrechen und seine gelben Zähne in ihn vergraben. Da drehte sich das Schwein um und James fiel auf, dass die Hinterfüße des Tiers verkrüppelt und völlig unnütz waren. Es schleifte sie hinter sich her und verteilte den Kot und Futterreste über den Betonboden.
    James konnte es nicht länger mit ansehen. Er drehte sich weg und presste die Hände gegen die schmerzende Stirn. Da hörte er das bekannte Zischen und wandte sich wieder um.
    Im nächsten Käfig saß zusammengekauert Algar. Sein Hinterkopf stieß an die Decke des Käfigs. Auf seinem Gesicht lag ein bedauernswerter, niedergeschlagener Ausdruck. Er hielt etwas fest in den Armen. James sah genauer hin. Es war das Ferkel, das MacSawney am Abend aus dem Pferch geholt hatte. Algar hielt es in seinen Armen wie eine Puppe.
    »Kennst du die biblische Geschichte der Schweine von Gadara?«, fragte Hellebore.
    James schwieg.
    »Vielleicht erinnerst du dich daran. Dämonen haben Macht über einen alten Mann ergriffen und ihn in den Wahnsinn getrieben, sodass er wie ein Verrückter wütet und alles kurz und klein schlägt, so wie mein Bruder es anfangs tat. Dann kam Jesus, um ihn zu erretten, und trieb die Dämonen aus, die

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