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Stille Wasser sind toedlich

Stille Wasser sind toedlich

Titel: Stille Wasser sind toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Higson
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amerikanisch klang. »Ich besorg dir ’ne Kleinigkeit zum Essen und dann genehmigen wir uns einen Drink, einverstanden?«
    »Klingt großartig«, sagte die erste Stimme, und während die beiden Sprecher weggingen, unterhielten sie sich weiter und lachten.
    »Puh«, seufzte Kelly theatralisch. »So weit, so gut. Komm, lass uns schleunigst verschwinden und einen sicheren Platz suchen.« Er spähte vorsichtig aus dem Laderaum, überzeugte sich, dass die Luft rein war, und sprang vom Fahrzeug herunter.
    Sie befanden sich in einem großen Schuppen, in dem drei weitere Lastwagen neben einigen Autos, einem Traktor und einem Motorrad abgestellt waren. An der Wand stapelten sich Schachteln und Kisten.
    Die beiden Jungen schlichen dicht an der Wand entlang auf die geöffneten Türen zu und schauten hinaus. Es war viel ruhiger als noch vor kurzem, nur hin und wieder sah man eine Gestalt von einem Gebäude zum nächsten gehen.
    Kelly wartete auf einen geeigneten Moment, dann rannte er zu einem lang gezogenen, niedrigen Gebäude, das weniger hell erleuchtet war. James folgte ihm auf den Fersen.
    Von ihrem neuen Aussichtsplatz aus sahen sie, dass nur der Abstellplatz für die Fahrzeuge in das Flutlicht getaucht war, zum Schloss hin war es dunkler.
    Kelly deutete in diese Richtung und James nickte. Sie huschten weiter. Ein furchtbarer Schrecken fuhr ihnen in die Glieder, als unmittelbar vor ihrer Nase plötzlich eine Tür aufging. Instinktiv ließen sie sich zu Boden fallen und pressten sich an den Mauersockel, aber der Mann, der vor ihnen auftauchte, bemerkte sie nicht. Ohne sich umzuschauen, kippte er einen Eimer schmutzigen Wassers aus und ging dann wieder nach drinnen.
    James war erleichtert, als sie einen abgelegenen Bereich hinter den Hauptgebäuden erreichten, der völlig im Dunkeln lag. Die beiden lehnten sich an eine Mauer und ließen sich zu Boden sinken.
    James’ Kehle war so trocken, als ob er eine Tasse Sand geschluckt hätte, und sein Herz schlug so schnell, dass es wehtat. Er hatte Angst und war gleichzeitig erregt und schon jetzt erschöpft, obwohl sie noch nicht sehr weit gekommen waren.
    »Wir brauchen einen Unterschlupf«, flüsterte Kelly. »Dort warten wir, bis alle schlafen.«
    »Einverstanden«, sagte James und blickte zu dem dunklen Schloss, das alle anderen Gebäude überragte. In einigen der hohen, schmalen Fenster brannte Licht, und während James noch schaute, erlosch eines davon. Er dachte an George Hellebore und seinen Vater und an das, was sich noch hinter diesen Mauern befand. Welche Geheimnisse sich wohl dort verbargen?
    Sie warteten zur Sicherheit eine Weile, bevor sie ihren Weg fortsetzten. Geduckt und wachsam schlichen sie voran. Schnell huschten sie über die helleren Stellen hinweg, die es hin und wieder gab. Bald hatten sie eine niedrige Mauer erreicht und James fiel ein, dass er Tierpferche gesehen hatte, als er das erste Mal vom Baum aus diesen Platz ausgekundschaftet hatte. Tatsächlich lag ein strenger Geruch nach Tieren in der Luft.
    Auf der gegenüberliegenden Seite der Mauer war ein unbeleuchteter Bereich, auf den James nun zeigte. »Wir sollten uns dort mal umschauen«, sagte er.
    Kelly fackelte nicht lange und kletterte über die Mauer. Im selben Augenblick stieß er einen Fluch aus.
    »Was ist los?«, fragte James, der ihm nachgefolgt war.
    »Ich bin in etwas hineingetreten. Pass auf, wo du hintrittst.«
    James schaute auf den Boden und sah mehrere Haufen stinkender Exkremente. Hier waren also tatsächlich Ställe, aber für welche Tiere? Vorsichtig ging er zu einem niedrigen Betonverhau und lugte hinein. Darin lag ein fettes Mutterschwein mit ihrem Wurf; die Ferkel dösten, an ihren warmen Bauch geschmiegt, vor sich hin. Wie viele Schweine sah auch dieses so aus, als habe es ein breites, zufriedenes Lächeln im Gesicht.
    »Dreckige Viecher«, knurrte Kelly und wischte seinen Stiefel ab. James kämpfte gegen ein Lachen an. Bei all seiner Anspannung und Müdigkeit war er kurz davor, hysterisch zu werden.
    Plötzlich hörten sie, wie jemand hustete und spuckte. Als hätten sie es zuvor abgesprochen, schwangen sich beide über die Mauer in den nächsten Koben und duckten sich auf den Boden, ohne darauf zu achten, wo sie lagen.
    James erspähte einen Riss in der Mauer und kroch so weit, dass er hindurchschauen konnte. Ein Mann kam in den ersten Pferch. James erkannte ihn sofort, es war der kleine Mann mit den langen Armen und dem Bowler, den James zusammen mit Randolph und George

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