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Stille Wasser sind toedlich

Stille Wasser sind toedlich

Titel: Stille Wasser sind toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Higson
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da eher an Lastwagen gedacht«, sagte Kelly.
    »Wie meinst du das?«
    »Hellebores Fahrzeuge fahren oft raus und rein. Wir müssen einfach heimlich auf die Ladefläche klettern.«
    »Das klingt ganz schön riskant.«
    »Alles ist verdammt riskant!«, fuhr Kelly ihn an. »Aber wir haben keinen Seitenschneider, um den Zaun aufzuschneiden, und keinen Spaten, um ein Loch zu graben, also können wir ebenso gut eine kleine Spritztour mit Chauffeur machen und uns direkt ins Schloss fahren lassen. Einen Versuch ist’s jedenfalls wert. Ich schätze, es ist jetzt dunkel genug.«
    Ein Schauder überlief James. Sein Herz raste und er fühlte sich so wach wie nie.
    »Lass uns gehen«, sagte er und sprang auf.
    Sie brauchten gut vierzig Minuten, um bis zum ersten großen Tor des Schlossgeländes zu gelangen. Flutlichter an hohen Masten erleuchteten es taghell.
    Während Kelly die Gegend erkundete, kletterte James auf einen Baum, um mit seinem Fernglas einen Blick über den hohen Holzzaun zu werfen.
    Kurze Zeit später war Kelly wieder da und fragte James, was er vom Baum aus sehen könne.
    »Es geht ziemlich geschäftig zu. Leute kommen und gehen, aber die Lastwagen scheinen alle schon für die Nacht abgestellt zu sein«, flüsterte er und kletterte vom Baum herab. »Und wie steht’s bei dir?«
    Kelly führte James zu einer Stelle des Drahtzauns.
    »Schau dir den Wassergraben an«, sagte er. »Er verläuft bis zum Eingangstor und fließt dann in einer Röhre unter der Straße durch. Kein Mensch sieht uns, wenn wir den Graben entlangkriechen. Dann müssen wir nur noch auf einen Lastwagen springen.«
    »Wenn überhaupt noch einer kommt«, sagte James. »Vielleicht sind wir zu spät dran und hätten es früher versuchen sollen.«
    »Ja, kann sein«, sagte Kelly und ließ sich in den Graben gleiten. »Warten wir ab, was passiert«.
    Eine Stunde lang passierte gar nichts und die beiden dachten schon daran, etwas anderes zu probieren, als sie in einiger Entfernung das Geräusch eines herannahenden Fahrzeugs hörten.
    »Bist du bereit?«, sagte Kelly.
    »Ich weiß wirklich nicht, ob das eine so gute Idee ist.«
    »Du hattest genug Zeit, um darüber nachzudenken.«
    »Ich hatte zu viel Zeit«, sagte James, aber Kelly war schon weg und krabbelte auf allen vieren auf das Tor zu. James folgte ihm rasch hinterher. Der Graben war ziemlich tief und am Boden stand das Wasser, daher waren sie bald bis zu den Ellbogen und Knien durchnässt. James achtete kaum darauf.
    Vor ihnen rollte ein großer, schmutziger Lastwagen bis zum Tor und blieb stehen. Der Fahrer stieg aus, schlug die Wagentür zu, ging hinüber zu dem Torhäuschen und sprach mit dem Wachposten. Währenddessen lief der Motor des Lastwagens und jagte eine Abgaswolke durch den Auspuff in die feuchte Nachtluft.
    Kelly bedeutete James stehen zu bleiben und flüsterte leise: »Warte hier!«
    Er kletterte aus dem Graben nach oben und verschwand hinter dem Lastwagen. Einen Augenblick später winkte er James heran. Die Heckklappe war mit einer Plane aus Leinwand verdeckt, die Kelly mit flinken Fingern gerade so weit öffnete, dass sie sich hindurchzwängen konnten. James dachte bei sich, dass er so etwas sicher schon häufiger getan hatte.
    Kelly sprang als Erster auf und James hatte gerade noch Zeit, ihm nachzufolgen, bevor der Lastwagen losfuhr und das Tor passierte.
    Im Innern des Fahrzeugs war es dunkel und stickig; die Ladefläche war voll gestopft mit Säcken, die etwas Rundliches, Hartes enthielten.
    Sie kletterten über die Säcke hinweg und versteckten sich, falls jemand die Klappe des Lastwagens öffnete und hereinschaute.
    Es war heller Wahnsinn. Alles geschah so schnell, dass James gar keine Zeit hatte, nachzudenken, und nun war er hier und drang in das Schloss von Lord Hellebore ein. Er blickte zu Kelly, der ihn triumphierend angrinste und die Daumen nach oben streckte.
    James öffnete einen der Säcke und schaute hinein – Futterrüben. Er lächelte kopfschüttelnd.
    Der Lastwagen wartete einen Augenblick am zweiten, inneren Tor, fuhr dann weiter und hielt wenig später erneut. Gleich darauf wurde der Motor abgestellt.
    Sie hörten, wie der Fahrer ausstieg, dann erklangen Stimmen und Gelächter. Die Plane wurde hochgezogen und in den Laderaum des Lastwagens fiel helles Licht.
    »Ich bin nicht scharf darauf, das Zeug heute Abend noch abzuladen«, sagte eine raue Stimme mit einem breiten schottischen Akzent.
    »Das hat Zeit bis morgen«, sagt eine zweite Stimme, die

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