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Stille Wasser

Stille Wasser

Titel: Stille Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Anne Gilman , Josepha Sherman
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zu stellen, und das vierte hatte ihm einen Strahl Wasser ins Gesicht gespien, sich seinem Griff entwunden und über die Reling des kleinen Motorbootes, das er sich im Institut geliehen hatte, auf und davon gemacht.

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    Die Säuberungsarbeiten waren immer noch in vollem Gange, wenngleich der Vorfall in den Medien beharrlich heruntergespielt wurde: »Wir haben Glück gehabt«, hieß es überall. In der Tat hätte es schlimmer kommen können, doch die Flut an Berichten, die via E-Mail oder Fax von überall entlang der Küste hereinkam – gleichermaßen von E.L.F.-
    Mitarbeitern wie von Umweltschützern, die allesamt ihr Bestes gaben, um die Schäden an der Natur wieder zu beseitigen –
    würde wohl so bald nicht abreißen. Ritchie würde noch eine ganze Weile im Laborwagen sitzen und seine Zeit damit zubringen müssen, aus den Berichten die Informationen herauszufiltern, die Lee benötigte, um das gesamte Ausmaß des Schadens zu bestimmen. Er selbst sollte sich ebenfalls wieder an die Arbeit begeben und den Job erledigen, dessentwegen man ihn im Institut eingestellt hatte.
    Doch hier an diesem Abschnitt des Strandes, an dem sich nur die natürlichen Abfälle des Ozeans angesammelt hatten, war es so leicht, sich einfach hinzusetzen und zu vergessen.
    Die Wellen spülten alles hinweg. Alles, nur nicht die Erinnerung. Und auch nicht den Schmerz.
    Lee griff in die Innentasche seines Jacketts und zog den Revolver hervor. Er wog ihn in der Hand, spürte sein Gewicht, das irgendwie etwas Tröstliches hatte. Es wäre sinnlos, wäre keine Lösung. Doch manchmal gab ihm allein die Gewissheit, dass er ihn bei sich trug, das Gefühl, er könnte die ganze Welt beherrschen.

    Xander bremste seinen Gang abrupt ab und wäre um ein Haar auf den sandigen Felsen ausgerutscht. Da war er, Dr. Lee, saß da wie ein Mann –
    Wow! Wie ein Mann mit Pistole.
    »Dr. Lee!«
    Ja, genau, mach ihn nur auf dich aufmerksam, du Hornochse, dachte er im selben Moment.

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    Lee fuhr herum. Zu Xanders Erleichterung steckte er den Revolver wieder weg, ruhig und ohne jede Hektik, als wollte er signalisieren, dass von ihm keinerlei Gefahr ausgehe. „Hallo.
    Wir kennen uns... woher?«
    »Harris. Xander Harris. Wir haben uns an der High School getroffen, Sie erinnern sich?«
    »Ah, ja. Sie haben versucht, mich von der Bibliothek fern zu halten.«
    Xander schluckte schwer. Schöner Reinfall, dachte er. Der alte Trick mit den dummen Fragen funktioniert bei ihm wohl nicht ganz so gut wie bei unserem Mathelehrer. »Ähm, na ja –
    okay, ich geb’s zu. Haben wir.« Er machte eine Pause. »Aber wenn Sie wüssten...«
    Lee schüttelte den Kopf und blickte wieder auf den Ozean hinaus. »Ihr versucht etwas vor mir zu verbergen. Aber ich kann euch nicht zwingen, mir zu glauben, mir euer Vertrauen zu schenken. Ich kann nur beten, dass niemandem etwas zustößt, solange ihr eure Meinung nicht geändert habt.«
    Xander hatte mit einem dieser Höllenfeuer und Weltenbrand heraufbeschwörenden Predigertypen gerechnet. Stattdessen sah er sich einem völlig gebrochenen Mann gegenüber, mit abgezehrtem Gesicht und tief liegenden Augen. Plötzlich wünschte er, Willow wäre bei ihm. Will würde schon wissen, was sie sagen, was sie tun sollte. Er dagegen? Er war der König aller Fettnäpfchentreter, geradezu prädestiniert, im falschen Moment am falschen Ort stets das Verkehrte zu sagen. Und dies hier sah verdammt nach einem falschen Ort und Moment aus...
    Also presste er die Lippen aufeinander und sagte gar nichts.
    Ich wusste, dass es eine saublöde Idee war, dachte er.
    Typisch Buffy. »Komm schon, Xander,« hatte sie gesagt,
    »häng dich einfach an ihn dran und sieh nach, wohin er geht und was er macht. Und pass auf, dass er nicht in Schwierigkeiten gerät.« Ja klar, genau.

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    Doch Oz hatte Bandprobe und Willow musste Ariel hüten, während Buffy und Giles damit beschäftigt waren, die jüngsten Alpträume der Jägerin nochmals akribisch nach möglichen Anhaltspunkten zu durchforsten. Also war nur er übrig geblieben.
    Nachsehen, wohin er geht und was er macht. Das war leichter gesagt als getan, denn offenbar hatte dieser Kerl nicht die Absicht, überhaupt irgendwohin zu gehen, geschweige denn in Schwierigkeiten zu geraten.
    Wellen rollten ans Ufer und brachen, und Lee stieß einen schweren Seufzer aus. Abermals schüttelte er den Kopf. »Ihr wisst etwas, ihr alle. Ich sehe es in euren Gesichtern. Ihr kennt die Gefahr, in der ihr –“
    »Sie jedoch offenbar

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