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Stille Wasser

Stille Wasser

Titel: Stille Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Anne Gilman , Josepha Sherman
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nicht.«
    In dem Moment, als er die Worte über seine Lippen kommen hörte, hätte Xander sich am liebsten geohrfeigt. Na fabelhaft.
    Warum gebe ich ihm nicht gleich einen verschwörerischen Händedruck und lade ihn in unseren kleinen Geheimclub ein?
    »Glauben Sie mir, es ist mir durchaus bewusst –“
    »Ist es nicht.« Wo er nun schon einmal dabei war, konnte er auch gleich mit beiden Füßen ins Fettnäpfchen steigen. Dieser Typ war angeblich ein ziemlich cleveres Kerlchen, es wurde allmählich Zeit, ihn ein wenig mit der rauen Wirklichkeit zu konfrontieren. Giles’ Gekeife konnte er sich später immer noch anhören. »Um ehrlich zu sein, Sie haben nicht die geringste Ahnung.«
    Lee sprang mit wutverzerrtem Gesicht auf. »Wie können Sie es wagen! Diese Wesen nagen am Herzen der Menschheit, sie zerreißen Familienbande und –“
    »Okay, wenn Sie mir mit diesem ganzen Quatsch vom Wert der Familie kommen, kann ich auch gleich wieder abhauen«, unterbrach ihn Xander aufgebracht und wandte sich zum Gehen. »Ich bin sicher, Sie werden –“ Er hielt inne und starrte den Strand hinunter. »Oh-oh.«

    149

    »Was?«
    Doch Xander war bereits losgespurtet und durchpflügte mit seinen Turnschuhen den Sand. Lee folgte ihm mit deutlich besonnenerem Tempo. Schließlich standen sie beide vor dem...
    Objekt.
    Was dort vor ihnen lag, war ein Arm. Ein menschlicher Arm.
    Was fehlte, war der menschliche Körper, an dem er normalerweise befestigt sein sollte.
    »Mein Gott«, flüsterte Lee.
    Xander war mehr als speiübel, dennoch riss er sich zusammen und hielt Ausschau nach weiteren Körperteilen.
    »Argh.«
    Nicht weit von ihnen entfernt, halb verborgen unter einem Haufen von Seetang und Treibholz, lag der Rest des menschlichen Oberkörpers. Ein männlicher Torso nebst zugehörigem Kopf. Das Gesicht des Mannes war zu einer Maske des Entsetzens erstarrt, die Augen fest zusammengekniffen, als hätte er sie mit aller Gewalt vor dem verschließen wollen, was immer auch hinter ihm hergewesen sein mochte.
    »Nein«, sagte Xander, als Lee Anstalten machte, näher heranzukommen. »Ich glaube nicht, dass Sie das hier wirklich sehen möchten.« Hey, beschwerte sich sein Verstand, ich möchte das hier eigentlich auch nicht sehen.
    Moment mal... Xander drehte den leblosen Körper ein wenig auf die Seite, sodass er das Abzeichen erkennen konnte, das auf dem Jackenärmel des verbliebenen Arms aufgenäht war.
    Es war quadratisch und zeigte eine stilisierte meergrüne Woge auf dunkelblauem Untergrund. Drei Buchstaben standen darauf: E.L.F.

    »Oh Gott«, stammelte Willow. »Oh Gott.«
    Buffy schob ihr vorsichtshalber einen Stuhl hin.
    »Oh Gott«, sagte sie noch einmal.

    150

    Xander hatte sich Dr. Lees Diktiergerät ausgeliehen, um einige Fakten festzuhalten, war damit schnurstracks zur Bibliothek gerannt und hatte es dem Wissenschaftler überlassen, die Polizei zu verständigen und seine Aussage zu Protokoll zu geben. Je weniger Xanders Name mit grausigen Leichenfunden und unerklärlichen Vorfällen in Verbindung gebracht wurde, desto besser. Zudem hatte Lee einen nachvollziehbaren Grund gehabt, sich am Strand aufzuhalten, während Xander eigentlich die Schulbank hätte drücken sollen
    – ein Argument, dem sich auch der Biologe nicht verschließen konnte.
    »Oh Gott«, keuchte Willow abermals.
    »Tief durchatmen, Willow«, riet ihr Giles.
    »Richtig. Durchatmen. Oh Gott, der arme Sean. Er war unser Teamleiter. Seine Aufgabe war es, zum Schluss noch einmal überall langzugehen und sich zu vergewissern, ob auch wirklich alles in Ordnung ist und wir nichts übersehen oder irgendetwas liegen gelassen haben. Er muss noch einmal zurückgekehrt sein und...« Sie schluckte, offensichtlich von ihren Gefühlen übermannt.
    Buffy hasste solche Szenen. Bei Willow wusste man immer genau, wie es in ihr aussah, sie trug ihr Herz auf der Zunge und machte aus ihrem Gemütszustand niemals einen Hehl.
    Andererseits konnte wohl niemand von ihr erwarten, dass sie auf die Nachricht vom Tod eines Freundes mit stoischer Gelassenheit reagierte. Aber manchmal tat ein gewisses Maß an Gefühlskalte einfach viel weniger weh. Wie oft hatten sie das am eigenen Leibe erfahren müssen.
    Aber Willow war im Moment die einzige Person, die ihnen die dringend benötigten Informationen geben konnte. Mit gemessener Sachlichkeit in der Stimme fragte Buffy sie:
    »Demnach hatte er einen triftigen Grund, sich dort aufzuhalten?«
    Willow nickte.

    151

    »Und es bestand

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