Stillen
kaum, meine Brüste waren immer gleich wieder ›leer‹ .
Viele patschnasse Babywindeln schienen für mich der Beweis zu sein, dass Katharina ausreichend Flüssigkeit zu sich nahm.
Im Nachhinein den ke ich jedoch, es wäre besser gewesen, wenn ich die Kleine länger hätte saugen lassen. Dann wäre uns vielleicht so manches nächtliche Babygeschrei erspart geblieben. Stattdessen stillte ich sie tagelang wie gewohnt fünf bis maximal zehn Minuten auf jeder Seite pro Mahlzeit. Irgendwann wurde mir bewusst, dass unser Baby bei den kurzen Stillmahlzeiten immer nur die kalorienärmere Vordermilch bekommt, von der sie nie völlig satt werden konnte. Von da an hörte ich auf mein Bauchgefühl und ließ Katharina mindestens eine halbe Stunde pro Mahlzeit – abends sogar noch viel länger – trinken. Nun entwickelte sich unser Baby zu einem ausgesprochen ruhigen und zufriedenen Stillkind .
Unsere zweite Tochter protestierte unmittelbar nach der Geburt einige Minuten lang heftig, bevor unsere Hebamme sie auf meinen Bauch legte und wir innig miteinander kuscheln konnten. Sofort öffnete sie ihren kleinen Mund, der nach meiner Brust suchte. Kurz darauf war ausreichend viel vom Warzenvorhof in ihrem Mund und sie begann kräftig zu saugen. Nach den Erfahrungen, die wir mit unserer ersten Tochter gemacht hatten, beendeten wir die Stillmahlzeit erst nach einer halben Stunde. Unsere Kleine trank daheim ganz genüsslich und langsam, immer nur ein paar Schlucke, dann legte sie wieder eine kleine Pause ein. Sie trank pro Mahlzeit eine halbe bis eine Stunde lang an der Brust und verlangte nach einem kurzen erschöpften Schlummern noch einen kleinen Nachschlag. Dieses Stillverhalten behielt sie lange Zeit bei .
Unsere dritte Tochter, ein kleines Überraschungsbaby, legte ich kurz nach der Geburt zum ersten Mal an und sie saugte total begeistert und kräftig an meiner Brust. Diese allererste Stillmahlzeit mit Kristina konnte ich sehr genießen und weder mein Mann noch ich kamen auf die Idee, dabei auf die Uhr zu schauen. Wir kuschelten noch lange zusammen auf dem Kreißbett – niemand hatte es eilig.«
Katja E.
Startschwierigkeiten gekonnt vermeiden
In den ersten beiden Stunden nach der Entbindung erreicht der natürliche Saugreflex neugeborener Kinder seinen Höhepunkt. Wenn Ihr Baby in dieser sensiblen Phase nach der Geburt ungestört und geduldig an Ihrer Brust verweilen und saugen kann, lassen sich viele Startschwierigkeiten beim Stillen vermeiden. Wahrscheinlich hat Ihr Baby noch keinen richtigen Hunger. Das erste lustvolle Nuckeln und Saugen an Ihrer Brust gehört eher zum intimen Begrüßungsritual. Die Wärme Ihrer Haut, die Weichheit Ihrer Brust, Ihr vertrauter Herzschlag und Ihre zärtlichen Berührungen geben Ihrem Kind etwas von der Geborgenheit zurück, die es lange Zeit im Mutterleib umgab.
Was geschieht jetzt in Ihrem Körper?
Durch das Saugen Ihres Babys an der Brust erhält Ihr Gehirn das Signal, zwei Hormone freizusetzen, die die Milchbildung und die Milchabgabe regeln.
Das Hormon Prolaktin regt die Milchbildung an. Je häufiger Ihr Baby an der Brust saugt, umso mehr Milch wird produziert.
Das Hormon Oxytocin veranlasst, dass sich die Muskelzellen der Brust und die Milchbläschen kräftig zusammenziehen und die Milch dabei aus Ihrer Brust gepresst wird. Dieses Zusammenziehen, das man u. a. auch als Milchspendereflex oder Let-down-Reflex bezeichnet (siehe S. 12), können Sie als leichtes Ziehen oder Kribbeln in der Brust spüren.
Ihr Baby, das in den ersten Stunden nach seiner Geburt »gekonnt« an Ihrer Brust saugt, erhält bei jedem Anlegen die für den kleinen Körper äußerst wichtige Vormilch. Die Vormilch enthält sehr wertvolle Abwehrstoffe (Immunglobuline), die den Magen-Darm-Trakt des neugeborenen Kindes mit einem Schutzfilm auskleiden. Diese frühe Milch verhilft Ihrem Baby, den ersten Stuhlgang (= das Mekonium) schneller auszuscheiden.
GUT ZU WISSEN
Oxytocin wirkt auch auf die Gebärmutter
Das Hormon Oxytocin bewirkt auch, dass sich unmittelbar nach der Ent bindung Ihre Gebärmutter zusammenzieht und sich die Plazenta ablöst. Fehlt die Einwirkung dieses Stillhormons, weil Sie Ihr Kind nicht anlegen, verzögern sich die Rückbildung der Gebärmutter und das Ausscheiden des Wochenflusses.
Wenn der Start trotzdem etwas schwierig ist
Beachten Sie beim Stillen die Signale Ihres Kindes und lassen Sie sich von diesenleiten. Bleiben Sie geduldig, auch wenn Ihr Kind bereits nach wenigen Minuten
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