Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi

Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi

Titel: Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freudenberger
Vom Netzwerk:
gegen die Brust. Scherer, mit erhobenem Spaten, taumelte zurück.
    »Verstehe.« Stiller spürte die Schweißperlen auf seiner Stirn. »Deshalb musste Graser im Rathaus die Mitteilungen der Bahn und des Notars über das Grundstücksgeschäft verschwinden lassen. Niemand sollte von dem alten Plan erfahren, bevor der Investor seine Projektunterlagen einreicht.«
    »Das war Grasers eigene Idee. Ich wusste ja gar nichts von dem ganzen rechtlichen Kram. Graser war außer sich, nachdem Strunke ihm die Kündigung verpasst hatte. Wegen einer toten Amsel! Er war besessen von der Idee, sich zu rächen und den Kleingärtnern alles wegzunehmen, was sie sich aufgebaut hatten. Er wollte nicht mal Geld dafür, nur ein Baugrundstück. Ein satter Lohn für wenig Arbeit. Graser hat nichts ›verschwinden lassen‹, wie Sie das nennen. Er hat alle Mitteilungen ordentlich abgeheftet – nur nicht weitergereicht. Das war’s. Und die Drecksarbeit, die hab ich machen müssen.«
    Wieder holte Scherer mit dem Spaten aus, und diesmal war er auf Stillers Gegenstoß vorbereitet. Geschickt wich er der Harke aus. Stiller traf ins Leere, während ihm der Spaten das Hemd aufriss und am Oberarm eine Schramme zurückließ.
    Ungläubig betrachtete Stiller die Wunde, aus der es sofort zu bluten begann. Scherer wollte diese Unachtsamkeit für einen neuen Angriff nutzen, doch Stiller war auf der Hut. Er sprang zurück und wehrte den Spaten mit der Harke ab. Wütend drang er dann selbst vor. Scherer zog sich zurück und parierte die Schläge mit dem Spaten. Die Szene erinnerte an Degen- und Säbelkämpfe aus alten Piratenfilmen – nur dass es sich hier nicht um Fiktion handelte, sondern um blutigen Ernst.
    Stillers Harke verfing sich am Spaten. Mit einem energischen Ruck zog Scherer den Spaten mit der Harke zu sich. Die rostigen Metallzinken lösten sich knackend, Scherer schleuderte sie ins Gebüsch. Stiller hielt nur noch den Stiel in der Hand.
    »Sieht nicht gut für Sie aus.« Scherer legte eine Verschnaufpause ein.
    Die Schweißperlen rannen Stiller heiß über die Stirn. Seine Augen brannten, der Arm pochte. Blut troff aus der Wunde unter dem zerfetzten Hemd. »Warum musste Strunke sterben? Weil er die Stadt vorzeitig über den Deal informieren wollte, um ihn platzen zu lassen?«
    Scherer atmete schon wieder ruhiger. »Das war mein Fehler. Ich hatte nicht daran gedacht, dass die Bahn Strunke als Vorsitzenden der Kleingartenanlage über den Verkauf informieren würde. Er hat sofort verlangt, dass ich alles rückabwickle. Ich hab es erst im Guten versucht, hab ihm sogar angeboten, ihn zu beteiligen. Aber Strunke war nicht auf Geld aus, im Gegenteil, wegen der Scheidung wollte er lieber alles verjubeln, damit seine Alte ja keinen Cent bekommt.«
    Unvermittelt schlug er zu. Stiller flüchtete rückwärts. »Er – hat – mich – aus-ge-lacht«, rief Scherer. Bei jeder Silbe knallte der Spaten gegen den Stiel der Harke. Dann hielt er inne. »Strunke lebte für seinen Garten. Er hat gesagt, niemals würde die Kolonie Baugebiet werden. Nur über seine Leiche.«
    Als Scherer erneut den Spaten schwang, rettete sich Stiller mit einem Satz, den er sich selbst nicht zugetraut hätte, über den hüfthohen Zaun in Froeses Garten. Scherer flankte wie ein Sportler hinterher. Seine Kraft war beängstigend. Stiller versuchte, ihn zurückzustoßen, war aber nicht schnell genug. Immerhin gelang es ihm, Scherer mit dem Stiel der Harke wie mit einer Lanze auf Distanz zu halten.
    »Dann habe ich ihm gedroht«, fuhr Scherer fort. »Aber er hat wieder nur gelacht. Er habe alles schriftlich, das sei seine Lebensversicherung. Als er angefangen hat, das rumzuerzählen, hatte ich keine Wahl mehr. Im Grunde hat er bekommen, was er wollte. Nur über seine Leiche.« Er lachte.
    Das Lachen klang irre. Es ließ Stiller frösteln – trotz der Bäche aus Schweiß, die ihm über die Stirn, den Nacken und den Rücken flossen. »Die Lebensversicherung – deswegen sind Sie neulich nachts in Strunkes Laube eingebrochen.«
    »Quatsch.« Scherer bewegte sich hin und her, um Stillers Lanze auszuweichen, doch sie folgte ihm wie eine Kompassnadel. »Die Tasche hatte ich längst. Um die ging’s doch, als ich ihm mit dem Gartenzwerg eines übergezogen habe. Das mit dem Einbruch, das war Graser. Der hatte eine Heidenangst, als plötzlich die Italiener hier aufgetaucht sind und ihm Druck gemacht haben. Die wollten auf Nummer sicher gehen, dass es nichts gab, was sie mit den Morden in

Weitere Kostenlose Bücher