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Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi

Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi

Titel: Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freudenberger
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uns Mangold zusammen vor, okay?«
    Stillers Handy spielte die ersten Töne von »New York, New York« und enthob ihn einer Antwort. »Kleinschnitz«, rief er Frauke zu und hielt das Handy ans Ohr. »Ich höre?«
    »Du schaust zu viel ›Tatort‹«, gab Kleinschnitz zurück. »Komm mal ins wirkliche Leben zurück. Bausback hat mich nach Damm geschickt, ich soll Bilder schießen von Strunkes Haus und so. Wie wär’s, wenn wir uns im Maxim zum Essen treffen? Sagen wir, um zwölf.«
    Stiller sah auf die Armbanduhr. Er hatte eine Stunde Zeit, nach Damm brauchte er mit dem Rad höchstens eine halbe. Aber er wollte sich ohnehin noch auf dem Parkplatz, von dem Gerti Blum gesprochen hatte, nach Strunkes Auto umsehen. »Einverstanden«, sagte er, klappte das Handy zu und setzte eine bedauernde Miene auf. »Ich muss los, Kleinschnitz braucht mich.«
    Frauke sah ihm verdutzt nach, als er die Hütte verließ, dann rannte sie hinterher. »Du wirst mich doch wohl nicht allein mit dem Garten sitzen lassen?«, rief sie und bremste abrupt. Um ein Haar wäre sie mit Mooser zusammengeprallt.
    »Selbstschussanlagen«, sagte er.
    »Wie bitte?« Resigniert beobachtete Frauke über Moosers Schulter, wie Stiller das Fahrrad durch die Gartentür schob.
    »Selbstschussanlagen«, wiederholte Mooser. »Ein todsicheres Mittel gegen Maulwürfe. Gibt es im Versandhandel. Nicht ganz legal – aber jetzt, wo unser Oberaufpasser tot ist …«
    Stiller hatte Mooser im Vorbeiflitzen einen kurzen Gruß zugerufen, jetzt stand er auf dem Hauptweg und atmete auf. Aus dem Garten schräg gegenüber kam ein leises Brummen. Neugierig sah er über den Zaun. Die braunhaarige Schöne, die ihm schon am Vorabend aufgefallen war, schob einen topmodernen Elektrorasenmäher über die Wiese. Dieses technische Detail nahm er nur beiläufig wahr, die Gärtnerin lenkte ihn ab. Sie trug ein kariertes Minikleidchen in Rosétönen mit einem schmalen Hüftgürtel und einer durchgehenden Knopfleiste, die oben und unten aufreizend weit aufgeknöpft war. Ihre braunen Beine steckten in grünen Gummistiefeln. Das lange Haar hatte sie zu einem Zopf geflochten, auf dem Kopf trug sie einen Schlapphut aus Bast. Sie hatte eindeutig etwas von einem Fotomodell.
    Während er sie musterte, löste sie eine Hand vom Griff des Rasenmähers und winkte. Stiller blickte sich unwillkürlich um. Als er merkte, dass er gemeint war, winkte er zurück. Dann schob er eilig sein Rad in die andere Richtung davon.
    Er verließ die Kleingartenanlage durch den Seiteneingang am alten Bahnhof, überquerte die Gleise der Hafenbahn und radelte auf einem kurzen Fußweg nach Nilkheim hinein. Hinter der ersten Häuserzeile lag der Parkplatz. Wie es sich Stiller erhofft hatte, standen hier in der Stunde vor Mittag nur wenige Autos.
    Sein Blick schweifte prüfend über die Fahrzeuge und blieb an einem nagelneuen Range Rover hängen. Es war das Spitzenmodell. Stiller hatte erst wenige Wochen zuvor den Testbericht auf der Autoseite seiner Zeitung gelesen und sich gefragt, an welche Zielgruppe sich ein Geländewagen richtete, dessen billigste Ausführung bereits das Doppelte eines durchschnittlichen Jahresgehalts kostete. Passte eine solche Luxuskarosse zu Strunke?
    Er näherte sich dem Range Rover und entdeckte einige Details, die für Strunke sprachen. Ein Aufkleber auf dem Heck warb für den BDG , ein anderer gab den Besitzer des Wagens als Mitglied des Radieschenparadieses zu erkennen. Das allein musste nichts bedeuten, Stiller wusste, dass sich bereits einige Gärtner in der Anlage tummelten. Auch sie konnten ihren Wagen hier abgestellt haben. Mehr Sicherheit gab ihm die Buchstabenkombination » JS « auf dem Nummernschild. Josef Strunke? Dazu die Zahl 68 – Strunkes Gartennummer.
    Stiller beugte sich vor, beschirmte die Augen mit der Hand und spähte durch die getönte Scheibe der Fahrertür. Das Wageninnere war fein säuberlich aufgeräumt, nichts lag herum, was auf den Fahrzeughalter schließen ließ. Er richtete sich wieder auf und umrundete den Rover. Nichts. Keine Kratzer, keine sichtbaren Aufbruchspuren. Wenn das Strunkes Wagen war, dann hatte sich der Mörder jedenfalls nicht dafür interessiert. Musste er Strobel über den Rover informieren? Er konnte sich ja zunächst einmal ganz harmlos danach erkundigen, ob die Polizei Strunkes Auto schon gefunden hatte.
    Stiller zog das Handy aus seiner Umhängetasche, steckte es aber sofort wieder weg, als ein silberfarbener Mercedesbus in den Parkplatz einbog.

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