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Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi

Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi

Titel: Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freudenberger
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wieder ins Regal: Sie war älter als zwei Jahre. So unangenehm Strunke auch gewesen sein musste, bis zum Äußersten war er offenbar selten gegangen.
    Er fragte sich, warum er unter den Ausschlussverfahren nichts von der Sache mit dem Pavillon gefunden hatte, entdeckte aber gleich darauf den Grund: Drei prall gefüllte Aktenordner waren Kohl gewidmet. Zwei weitere enthielten die Pachtverträge des Radieschenparadieses, geordnet nach Parzellen: »1-70« und »71-139«. Stiller biss sich auf die Unterlippe. Er hatte auf eine Liste gehofft. Es würde Stunden dauern, wenn er die Verträge einzeln durchgehen wollte. Zu viel Aufwand, nur um festzustellen, wer welchen Garten gepachtet hatte.
    Er wandte sich vom Regal ab und dem Schreibtisch zu. Wieder hörte er Schritte im Flur. Jemand schloss die Lagertür auf. Stiller ließ den Blick über den Schreibtisch schweifen, der ordentlich aufgeräumt war. Eine grüne Plastikschale mit dem Aufkleber »Eingang« war leer. In einer grauen Schale mit dem Aufkleber »Ausgang« lag ein Stapel Handzettel: Aufrufe für eine Kleingärtnerversammlung in zwei Wochen – mit Neuwahl des Anlagenvorsitzenden. Er runzelte die Stirn. Strunke war noch nicht einmal unter der Erde.
    Klappern und Stimmen im Flur ließen ihn erneut verharren. Den Geräuschen nach räumten zwei oder drei Männer Getränkekisten mit leeren Flaschen aus dem Lager und transportierten sie mit Sackkarren nach draußen. Schritte näherten sich der Bürotür. Es klopfte.
    Stiller fuhr herum.
    Ein Mann in kurzen Lederhosen spähte ins Büro. »Grüß Gott«, sagte er. »Wir sind vom Getränke-Gustav. Ist Herr Scherer hier?«
    Stiller räusperte sich. »Muss irgendwo draußen sein«, sagte er ins Blaue und kramte in seinem Gedächtnis. Scherer war einer der Obmänner der Kleingartenanlage.
    Der Mann verschwand grußlos.
    Stiller schob die Tür wieder bis auf einen Spalt zu, ging um den Schreibtisch herum und untersuchte den Laptop. Er war eingeschaltet. Stiller tippte auf die Leertaste und lächelte triumphierend, als auf dem Bildschirm erschien: »Wahl des Anlagenvorsitzenden – Wahlberechtigte«. Unter dieser Überschrift fand er, was er gesucht hatte: eine Liste der Pächter, nach Parzellennummern sortiert. Sie umfasste drei Seiten.
    Wieder klapperte es im Flur. Das Team vom Getränke-Gustav rückte mit frischen Getränkekästen an. Stiller warf einen Blick auf den Drucker. Auch er war eingeschaltet. Vermutlich sollte die Liste gerade ausgedruckt werden. Er lauschte kurz: Die Männer auf dem Flur waren damit beschäftigt, die Kisten ins Lager zu schaffen. Er ließ den Finger über das Mousepad gleiten und fuhr mit dem Cursor auf das Druckersymbol.
    »Moment mal«, rief eine Stimme im Flur.
    Stiller zuckte zusammen.
    »Die Kästen hier gehören in die Küche«, kommandierte die Stimme. »Die Kühlschränke dort müssen als Erstes gefüllt werden.« Wieder kamen Schritte auf das Büro zu, steuerten dann aber die Küchentür gegenüber an. Der Unbekannte schloss auf. »Hier rein.«
    Die Kistenschlepper murmelten etwas Unverständliches. »Ich schau’s mir an«, antwortete der Unbekannte. Seine Schritte entfernten sich in Richtung Ausgang.
    Stiller überschlug: drei Seiten, höchstens dreißig Sekunden. Er klickte auf das Druckersymbol. Auf dem Bildschirm des Laptops öffnete sich ein Fenster und informierte ihn, dass kein Papier eingelegt war.
    »Verdammt«, zischte Stiller und sah sich um. Schweiß sammelte sich auf seiner Stirn. Er huschte zum Drucker und zog die Schubladen des altmodischen Beistelltischs auf. In der zweiten fand er die Papierbögen. Er nahm drei Blätter vom Stapel und steckte sie ins Druckerfach. Mit einem Satz war er wieder am Laptop und gab Okay.
    Nach ein paar Sekunden Pause begann der Drucker schwerfällig mit seiner Arbeit: langsam und vor allem laut. Stiller lief zur Tür und drückte sie ins Schloss, als er hörte, dass sich von draußen erneut Schritte näherten. Eine Schweißperle löste sich von seiner Stirn und kullerte ihm kitzelnd über den Nasenrücken. Er wischte sie mit dem Unterarm weg und eilte zum Drucker. Das erste Blatt war durch. Er faltete es einmal und steckte es in die Umhängetasche.
    »Zwei Fässer dürften genügen«, hörte er die Stimme des Unbekannten gedämpft durch die Tür. Es folgte ein Wortwechsel, den der Drucker übertönte, während er ratternd das zweite Blatt ausspuckte. Sofort ließ Stiller es in der Tasche verschwinden. Mit dem Ärmel trocknete er sich die

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