Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi
miisch!«, rief Cathérine.
»Mach ich«, versprach Stiller. »Und schöne Grüße an Volker.«
»Oh, meine Mann kommt erst in eine Woch zurück.« Sie beugte sich zu Stiller herunter.
Mit rotem Kopf zog er die Tür zu und startete den Wagen. Im Rückspiegel sah er, dass sie ihm hinterherwinkte. Er bog ab und atmete auf.
9
Frauke erwartete ihn vor der Laubentür. Sie sah verschwitzt aus, ihre Locken standen zerzaust vom Kopf ab.
»Es wird Zeit, dass du kommst«, begrüßte sie ihn.
Er setzte die Kisten auf der Terrasse ab und sah sich um. Frauke war fleißig gewesen. Sie hatte die Maulwurfshügel plattgetreten, die Beete gejätet und frisch geharkt, die verblichene Deutschlandfahne eingeholt und stattdessen die Hängematte zwischen dem Kirschbaum und der Laube aufgespannt.
»Keine Sorge, der Haken war schon da«, sagte sie, während Stiller misstrauisch die Konstruktion betrachtete. Sie wies mit dem Kinn auf einen Haken an der Seite der Laube zum Pumpbrunnen hin, in den sie das eine Spannseil der Hängematte eingehängt hatte. »Das hält, ich hab’s ausprobiert. Aber leider konnte ich nicht so lange liegen bleiben, wie ich wollte. Komm mit, ich zeig dir was.«
Sie packte Stiller am Arm und zog ihn in die Hütte. »Wenn du mich fragst: Die war’s!« Sie klopfte mit ihrem dünnen Zeigefinger auf den Namen Gerti Blum, den sie dem Flipchart mit der Verdächtigenliste hinzugefügt hatte.
Stiller sah sie fragend an.
»Kaum hatte ich mich in die Hängematte gelegt, kam sie vorbei, um sich über dich zu beschweren.« Frauke ahmte Gerti Blums leicht singenden Tonfall nach: »Du hättest ihr versprochen, gestern Abend noch bei ihr vorbeizusehen. Sie wollte dir sooo gerne ihren Garten zeigen, sie hatte extra einen Brennnesseltee aufgesetzt, selbstverständlich von eigenen Brennnesseln. Sie ist zutiefst enttäuscht, dass du sie versetzt hast. Kurz und gut: Während du dich erfolgreich vom Acker gemacht hast, schlug sie hier richtig Wurzeln. Ich bin über ihre halbe Lebensgeschichte im Bilde.«
Frauke legte eine Pause ein, um ihren Therapeutinnenblick aufzusetzen. »Die war’s.«
»Was macht dich so sicher?« Stiller rief sich die zierliche Frau in Erinnerung.
»Erstens: ihr merkwürdiger religiöser Eifer. Ist er dir nicht aufgefallen?«
»Ich hab nichts davon gemerkt.« Stiller beschloss insgeheim, Gerti Blum von der Verdächtigenliste zu streichen.
»Einer Psychologin bleibt so etwas natürlich nicht verborgen. Gerti Blum hielt Strunke für eine Art Antichrist. Das drang durch jeden dritten Satz. Zweitens hatte sie Ärger mit ihm. Er hatte ihr Druck gemacht, sie war ihm wohl nicht engagiert genug. Drittens, und das ist das Wichtigste: Sie war am Tatort. Wir kennen schließlich nur ihre Version der Geschichte. Sie kann genauso gut schon eine Stunde früher da gewesen sein. Außerdem gehört sie zu den drei Obleuten der Kleingartenanlage. Sie hat mit Sicherheit gewusst, dass Strunke vorübergehend in seiner Laube gewohnt hat, egal was sie behauptet. Na, was sagst du?«
Stiller sagte nichts.
»Ach, hab ich dich etwa in deiner Journalistenehre gekränkt? Ich finde, ich hab ordentlich was rausgefunden.«
»Das stimmt.« Stiller entschied sich für ein kleines Lob. »Sehr ordentlich. Aber eines passt nicht.«
Sie heftete ihren Blick auf seine Stirn, als versuche sie, in seine Gedanken einzudringen. »Und was, wenn ich fragen darf?«
»Du musst die Zeitung lesen«, erwiderte Stiller. »Wie die Polizei schätzt, ist der Täter mindestens einen Meter sechzig groß. Gerti Blum ist kleiner.«
»Die paar Zentimeter, also bitte! Vielleicht hat sie sich auf die Zehenspitzen gestellt. Woher will die Polizei das überhaupt so genau wissen?« Frauke dachte kurz nach, dann winkte sie ab. »Was soll’s. Wahrscheinlich war es sowieso dieser Mooser.«
Stiller stöhnte. »Warum jetzt der Mooser?«
»Erstens: Er schleicht ständig in der Kolonie herum. Sein Garten sieht zwar aus wie geleckt, aber er kümmert sich gar nicht selbst um die Gartenarbeit.« Sie fixierte Stiller. »Die überlässt er seiner Frau.«
»Frauke, bitte, das hat sich über Jahrtausende so bewährt. Was ist das für ein Mordmotiv?«
»Das war ja nur die Einleitung. Zweitens: Er hat eine sehr morbide Phantasie. Er schlägt vor, dass wir Selbstschussanlagen gegen die Maulwürfe installieren.«
Gute Idee, dachte Stiller.
»So einer ist doch zu allem fähig, meinst du nicht? Drittens ist er der Einzige, der behauptet, dass er mit Strunke immer gut
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