Stilsicher im Beruf (TaschenGuide)
Verschafft es Ihnen irgendeine Genugtuung, so was zu sagen, da Sie genau wissen, dass mir das unangenehm ist?“ – „Wieso?“, verteidigt sich Herr Lutz. „Es war ja nun mal so. Oder wollen Sie das bezweifeln?“ – „Herr Lutz“, erwidert Frau Waldschmidt, „das werde ich ganz bestimmt nicht mit Ihnen diskutieren, da es Ihnen nur darum geht, mich mit solchen Bemerkungen zu ärgern.“
Keine Angst vor bösen Unterstellungen
Im Normalfall unterstellen wir unserem Gegenüber die besten Absichten. Oder zumindest verhalten wir uns so, als würden wir es tun (auch wenn wir insgeheim misstrauisch sind). Dasist auch sinnvoll, denn es erleichtert den Umgang miteinander ungemein. Die Kehrseite: Wir scheuen uns, dem anderen offiziell böse Absichten zu unterstellen. So etwas wäre auch eine schwere Kränkung. Doch wenn Ihnen gegenüber jemand „Bemerkungen“ macht, die Sie verletzen, dann ist es ein exzellentes Gegenmittel, wenn Sie ihn wissen lassen, dass Sie an seinem guten Willen zweifeln. Sie müssen ihm ja nicht die unlauteren Motive auf den Kopf zusagen. Es genügt, wenn Sie Fragen stellen: „Warum sagen Sie das? Wollen Sie etwa …? Ich muss ja glauben, dass Sie …?“
Wichtig
Lassen Sie sich auf keine inhaltliche Diskussion ein. Sie verstricken sich in Themen, die Sie von der eigentlichen Frage abbringen: Warum macht der andere Bemerkungen, die Sie zutiefst verletzen?
Häme und Spott
Es gehört zu den unangenehmsten Erfahrungen überhaupt, wenn jemand seinen Spott und Hohn über uns ausgießt. Wenn uns jemand kritisiert, ja sogar, wenn sich jemand über einen Fehler von uns aufregt, dann lässt sich immer noch darüber reden – und sei es mit einem gewissen zeitlichen Abstand (das ist immer anzuraten, wenn Ihr Gegenüber wütend ist; lassen Sie seine Wut erst einmal verrauchen, ehe Sie ernsthaft über alles sprechen). Ganz anders stellt sich die Sache dar, wenn Ihr Gegenüber hämisch wird. Häme zielt nicht darauf ab, einen Fehler herauszustreichen, zu überlegen, wie es dazu gekommen ist und wie man das in Zukunft vermeiden könnte. Vielmehr sollen Sie ausgelacht werden.Häme richtet sich immer gegen die Person. Und genau deshalb müssen Sie sich Häme nicht gefallen lassen.
Ihre Reaktionsmöglichkeiten
Vor allem bei Häme ist es sehr hilfreich, wenn Sie über ein ganzes Register von Reaktionsmöglichkeiten verfügen. Dabei können Sie die Reaktionen auch miteinander kombinieren – je nachdem, wie sich die ganze Sache entwickelt.
Lachen Sie einfach darüber
Eine überraschend wirkungsvolle Methode, um eine hämische Bemerkung einfach an sich abprallen zu lassen: Sie reagieren nicht etwa gekränkt, sondern lachen darüber. Häme ist ja oftmals eine Ehrverletzung, die sich als Witz tarnt. Wenn Sie also ganz entspannt mitlachen, brechen Sie der Häme die Spitze ab; sie kann Sie nicht mehr verletzen. Denn Sie bringen zum Ausdruck: Die Sache amüsiert mich. Peinlich ist sie mir gerade nicht. Mit dieser schlichten Reaktion können Sie schon recht viel Häme unschädlich machen. Auf der anderen Seite sollten Sie sich auch über ihre Grenzen im Klaren sein: Ehrverletzende Bemerkungen lassen sich nicht entspannt weglachen. Ebenso wenig dürfen Sie es hinnehmen, wenn der andere Sie zu einer Witzfigur stempeln will.
Und schließlich geht die Wirkung völlig nach hinten los, wenn Sie nicht entspannt, sondern sehr gequält mitlachen. Es gibt ein unterwürfiges Angstlachen, das einer Kapitulation gleichkommt und das Sie unter allen Umständen vermeidenmüssen.Ehe Sie also unterwürfig lachen, lachen Sie lieber gar nicht. Ein solches Lachen ist zutiefst entwürdigend.
Stutzen Sie den Spott auf seinen sachlichen Kern zurück
Auslöser für eine hämische Bemerkung ist oftmals ein Fehler, der Ihnen unterlaufen ist. Über den können Sie nicht immer mit einem Lachen hinweggehen – schon gar nicht, wenn sich Ihr Vorgesetzter geäußert hat. In solchen Fällen kann es ratsam sein, die Häme zunächst einmal zu übergehen, den Fehler einzuräumen und in aller Sachlichkeit zu antworten.
Beispiel
„Das sind ja brandaktuelle Zahlen, die Sie uns hier präsentieren“, kommentiert der Vorgesetzte Herr Steinmann. „Beschäftigen Sie ein eigenes Forschungsinstitut, Herr Pfefferle?“ – „Oh, entschuldigen Sie bitte“, erwidert der so Angesprochene. „Ich habe mich verschrieben. Es heißt natürlich nicht 2015, sondern 2012.“ – „Ach so“, bemerkt Herr Steinmann. „Und ich dachte, Sie können in die
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