Stilsicher im Beruf (TaschenGuide)
einfach beim Namen nennen.
Beispiel
„Ich weiß, das war jetzt politisch nicht ganz korrekt“, ergänzt Herr Lutz schmunzelnd. „Sie benutzen das Argument der Political Correctness doch nur, um ungestraft auf den religiösen Gefühlen der anderen herumtrampeln zu können“, erklärt Frau Waldschmidt. „Ist es nicht so?“ Herrn Lutz steht der Mund offen.
Können Sie einen Scherz vertragen?
In aller Regel kommen die unangenehmen Bemerkungen als „Scherz“ daher. Das liegt einmal daran, dass wir für das, was wir im Scherz sagen, nicht die volle Verantwortung übernehmen. Aber nimmt der Spaßmacher auch für sich in Anspruch, ein respektables Motiv zu verfolgen: Er will die anderen aufheitern, die Lage entkrampfen, Frohsinn verbreiten.
Wenn Sie also auf eine scherzhafte Bemerkung verärgert reagieren, dann erscheinen Sie als Spielverderber. Das ist zumindest das Kalkül desjenigen, der Sie in Verlegenheit bringen möchte. Wer alles so bitter ernst nimmt, der erscheint unsouverän. Was regen Sie sich also auf? Und tatsächlich gewinnen Sie nichts, wenn Sie sich in diese Ecke stellen lassen.
Wie Sie reagieren sollten
Welche Reaktion am sinnvollsten ist, hängt ganz davon ab, wie stark Sie der Bemerkung entgegentreten können oder wollen. Natürlich ist auch ganz entscheidend, wie provozierend und geschmacklos die Bemerkung Ihres Gegenübers war. In diesem Sinne können Sie unter drei Alternativen wählen:
das Gesagte ignorieren, auf Durchzug stellen,
um Rücksichtnahme bitten,
das Manöver entlarven.
Stellen Sie auf Durchzug
Nicht immer kann man sich „auf Augenhöhe“ zur Wehr setzen. Vielleicht ist der andere in einer übergeordneten Position, vielleicht dürfen Sie es sich nicht mit ihm verderben. Oder die Bemerkung war zwar ärgerlich, sie ist Ihrem Gegenüber aber eher so herausgerutscht. Dann kann es hilfreich sein, wenn Sie einfach auf Durchzug stellen und die betreffende Bemerkung überhören. Diese Reaktion ist gar nicht so schwach, wie sie vielleicht erscheint. Vor allem unterscheidet sie sich vom peinlich berührten Schweigen, das zeigt, dasswiruns in Grund und Boden schämen. Sie lassen die Bemerkungen gar nicht an sich heran. Sie ignorieren sie schlicht. Reden Sie von anderen Dingen, sprechen Sie einen Dritten auf irgendein anderes Thema an. Werden Sie direkt aufgefordert, zu der Bemerkung Stellung zu nehmen, überhören Sie auch das. Oder Sie erklären ruhig: „Ich habe gerade nicht zugehört.“
Wichtig
Am Anfang mag es schwerfallen, eine peinliche Bemerkung einfach auszublenden. Doch es lässt sich trainieren und mit großem Erfolg einsetzen.
Nehmen Sie es nicht mit Humor
Die nächsthöhere Stufe: Sie gehen nicht über die Bemerkung hinweg, sondern bringen unmissverständlich zum Ausdruck, dass Sie solche Kommentare stören. Das müssen Sie nicht näher begründen. Fordern Sie den anderen höflich auf, seine Bemerkungen zu unterlassen. Über eine solche Bitte kann sich Ihr Gegenüber nur schwer hinwegsetzen. Wer es dennoch tut, erscheint sehr rücksichtslos. Und das wollen die wenigsten. Sicher werden Sie mit einem Kommentar über Ihre „Überempfindlichkeit“ und/oder „Humorlosigkeit“ rechen können. Aber das lässt sich verkraften.
Lassen Sie sich auf keinen Fall auf eine Diskussion über die Bemerkung ein. Fordert Ihr Gegenüber Sie auf, doch zu sagen, was denn „so schlimm“ an seiner Bemerkung sei, blocken Sie die Sache ab. Sie müssen sich nicht dafür rechtfertigen, wenn Ihnen etwas peinlich ist. Bestehen Sie darauf: „Ich möchteeinfach, dass Sie sich nicht so abfällig darüber äußern, weil mir das unangenehm ist.“ Fügen Sie hinzu: „Danke.“
Entlarven Sie das Manöver
Die schärfste Gegenreaktion und durchaus geeignet, sich nachhaltig Respekt zu verschaffen: Sie lassen den anderen wissen, dass Sie sein Manöver durchschauen und es missbilligen. Ohne Zweifel erfordert eine solche Gegenwehr etwas Mut. Aber sie ist ein unmissverständliches Signal, dass Sie sich nicht alles gefallen lassen. Daher wird sie ihre Wirkung selten verfehlen. Wenn es Ihnen gelingt, die „witzigen Bemerkungen“ auseinanderzunehmen, wird sich der andere in Zukunft fünfmal überlegen, ob er in Ihrer Gegenwart solche „Scherze“ riskieren soll.
Beispiel
Mittagessen in der Kantine. Herr Lutz erzählt mit Seitenblick auf Frau Waldschmidt, dass „die Klöster ja früher alle Bordelle waren“. Frau Waldschmidt: „Herr Lutz, warum machen Sie eigentlich solche Bemerkungen?
Weitere Kostenlose Bücher