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Stimme aus der Unterwelt

Stimme aus der Unterwelt

Titel: Stimme aus der Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Radhose mit
dazu passendem Trikot und auf dem Kopf einen sogenannten Sturzring aus Leder.
    „Ich entschuldige mich“, sagte Tim. „War
ein Mißverständnis.“
    „Ist schon in Ordnung.“ Auch seinem
Rennesel fehlte offenbar nichts Entscheidendes. „Aber nun erzählt mir mal, wer
ihr seid — und warum ihr Pauline Mehrfelders Wagen bewacht?“
    „Sie ist einem Wildkaninchen
ausgewichen“, erklärte Tim, „und dabei in den Graben gefahren. Zum Glück wurde
niemand verletzt.“
    „Gehört ihr — zu Frau Mehrfelder?“
    So fragt man Leute aus, dachte Tim.
Aber was soll’s. Ist ja kein Geheimnis.
    „Meine Freundin“, antwortete er, „wohnt
bei ihr. Gaby saß auch im Wagen, als das passierte. Wir drei Jungs sind Gäste
von Dr. Holmann und wollen jetzt das kleine Auto auf die Straße schieben.“
    „Gäste von Dr. Holmann?“ wiederholte
der Mann erstaunt. „Tatsächlich? Ich wußte gar nicht, daß der Gäste aufnimmt.
Übrigens steckt der Zündschlüssel noch. Ich hatte in den Wagen gesehen — da
kamen deine beiden Freunde und glaubten wohl, ich würde mich verkrümeln. Aber
ich wollte nur meinen Renner beiseite schieben.“
    „Meine beiden Freunde“, sagte Tim, „heißen
Karl Vierstein und Willi Sauerlich. Ich bin Peter Carsten, werde aber Tim
genannt. Sicherlich haben...“
    „Sauerlich?“ rief der Radrennfahrer. „Bist
du mit Hermann Sauerlich verwandt, Willi?“
    „Ein bißchen“, erwiderte Klößchen. „Er
ist mein Vater.“
    „Freut mich, dich kennenzulernen. Ich
bin Andreas Holmann. Um einige Ecken sind wir verwandt. Die Sauerlichs und die
Holmanns waren mal die beiden Hauptlinien der Sippe. Aber von den Holmanns ist
nichts mehr übriggeblieben — außer Onkel Sigi und mir. Daß es deinen Vater
gibt, Willi, weiß ich von Pauline. Sie schanzt mir Informationen zu, wovon aber
Onkel Sigi nichts wissen darf.“
    „Bitte, Oheim Sigi“, lachte Tim.
    „Nervt er euch auch damit? Er ist im
Grunde ein feiner Mensch, ein hervorragender Arzt und ein unbeugsamer, durch
und durch ehrlicher Charakter. Allerdings etwas verschroben und so starrsinnig,
daß ein Maulesel neidisch wird. Seit ich seine Praxis übernommen habe, gibt es
nur noch Streit zwischen uns. Seit einem halben Jahr spricht er nicht mehr mit
mir. Aber ich hoffe, das legt sich wieder.“
    Die Jungs versicherten ihm, sie hätten
den gleichen Eindruck gewonnen. Und offenbar wisse nur Pauline, wie man ihn
nehmen müsse.
    „Ist Ihnen bekannt“, fragte Tim, „weshalb
Willi seinen Oheim besucht?“
    „Klar.“ Andreas Holmann lachte. „Es
geht um den Haupterben in Sigis Testament. Finde ich auch richtig. Ich erbe
übrigens auch. Nämlich die Praxis. Für mich ist das mehr als genug, Willi. Ich
bin nicht dein Konkurrent. Wenn Onkel Sigi dich für würdig erachtet, wirst du —
hoffentlich erst in vielen Jahren — das Landhaus erhalten, die Oldtimer und ein
nicht unbeträchtliches Barvermögen. Also, zeig dich von deiner besten Seite.“
Holmann hatte den Jungs die Hand gegeben und wandte sich jetzt an Tim.
    „Stimmt das — mit den 18 Pokalen?“
    „Aber ja.“
    „Außerdem ist er ein toller Judoka“,
Karl strich seinen Freund heraus, „ein As in Leichtathletik und Volleyball.“
    „Dann lag ich wohl völlig falsch — hinsichtlich
Zigaretten und Haschisch.“
    „Völlig“, nickte Tim. „Diesen Dreck
rühren wir nicht an. Wir leben so sportgesund — wären Sie auf Patienten wie uns
angewiesen, Herr Doktor, würden Sie verhungern.“
    „Super. Aber bitte nicht diese Anrede.
Mit Willi bin ich verwandt, und ihr seid seine Freunde. Ich bin der Andreas,
klar? Ihr könnt auch Andy sagen, wie das unter Sportsfreunden üblich ist.“
    Davon machten die drei gern Gebrauch.
    „Wir bleiben wahrscheinlich bis
Mittwoch“, sagte Klößchen, „es sei denn, ich sterbe vorher, weil Oheim Sigi
mich aushungern will. Wenn es dir recht ist, Andy, besuchen wir dich in Bad
Fäßliftl. Hast du Familie? Vielleicht eine Frau, die gut kocht?“
    „Ich muß dich enttäuschen, Willi. Keine
Familie, keine Ehefrau, nur eine entzückende Freundin, die aber nicht gern
kocht, sondern lieber mit mir ausgeht. Auf euren Besuch freue ich mich. Ruft
mich morgen an. Aber überlegt euch genau, ob ihr Onkel Sigi was erzählt. Zu
Pauline könnt ihr ganz offen sein.“
    Soweit war alles klar.
    Zu viert packten sie den Kleinwagen an.
    Er wurde auf die Straße geschoben,
teils gehoben.
    Klößchen jaulte auf, weil sein Fuß
unter das linke Hinterrad geriet.

    Andy

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