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Stimme aus der Unterwelt

Stimme aus der Unterwelt

Titel: Stimme aus der Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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falls sie ihre Story
veröffentlicht. Morgen kommt Flinkfinger aus dem Knast. Und in Bad Fäßliftl
wohnt die Witwe des Einbrecherkönigs. Eigentlich sind wir doch nur gekommen,
damit Klößchen sich von Oheim Sigi beschnuppern läßt.“
    „Und er schwindelt“, lachte Tim. „Uns
hat er erzählt, Pauline verfolge ihn mit Heiratsabsichten. Aber er werde sich
Zeit lassen bis 80.“
    „Hoher Himmel!“
    „Die beiden streiten sich so schön.
Dahinter kann nur eine ganz große Liebe stecken.“
    Gaby hauchte ein Bussi, um ihn nicht zu
sehr zu verwöhnen, schlüpfte ins Haus und schloß ab.
    Tim joggte zurück.
    Er hielt die Taschenlampe in der Hand,
ohne sie zu benutzen. Hatte sich die Luft etwas abgekühlt? Wie spät war es
eigentlich?
    Er lief langsamer. Auf dem Herweg hatte
er die Schinken- und Käsebrote nicht gemerkt, die ihm im Magen lagen. Die Sorge
um Gaby und Pauline hatte das überdeckt. Aber jetzt fühlte er sich, als hätte
er Blei verschluckt. Er dachte an die alte, immer gültige Sportler-Regel, nie
mit vollem Magen zu trainieren, und fiel zurück in flotten Schritt.
    Es dauerte also länger, bis der
TKKG-Häuptling den Unfallort erreichte.
    Etwa 50 Meter trennten ihn noch von dem
verunglückten Auto, als er Klößchens energische Stimme hörte: „Heh! Was machen
Sie da? Stehenbleiben!“
    „Halt!“ rief jetzt auch Karl.
    Tim sauste los. Vergessen war, was ihm
im Magen lag.

12. Bis die Lampe erlischt
     
    Die Dielen knackten, als Heinrich
Grobalsky die Treppe hinunterstieg.
    Dumpfe, stickige Finsternis umgab ihn.
    Er hätte Licht machen können, denn Alma
Flinkfinger war total betrunken, lag in ihrem Boudoir auf der Couch und schlief
schnarchend den Rausch aus.
    Aber Grobalsky übte. Er wollte sich
zurechtfinden in der Dunkelheit. In dieser Nacht ließen sich weder Mond nc^ch
Sterne blicken, und auf dem Friedhof würde es dunkel sein wie in einem
Mauseloch.
    Der Ganove feixte, klopfte sich mit der
rechten Hand auf die linke Schulter und war sehr zufrieden. Bis jetzt lief
alles nach Wunsch. Vorhin hatte er, Grobalsky, Holmann angerufen und Rache
angedroht. Das war schon mal ein Anfang, und morgen würde er handeln. Was den
Pauline Mehrfelder-Schmuck betraf, hatte der Rechtsanwalt Posnickel ihm
unfreiwillig den entscheidenden Hinweis geliefert.
    Kein Zweifel: Daß Oswald Flinkfinger
das Grab des Metzgermeisters Baldur Flappe erhalten wollte, hatte nur einen
Grund. Dort war der Schmuck versteckt. Dort lag der Schatz seit fünf Jahren und
wartete jetzt darauf, gehoben zu werden — von ihm, Grobalsky.
    Seine Pistole steckte im Gürtel. Sie
enthielt nur zwei Patronen. In Wien auf dem Bahnhof hatte er das Schießeisen
gekauft — von einem Typ, der außerdem mit Rauschgift handelte, geklauten Uhren,
Falschgeld und Gewalt-Videos.
    Die Pistole war ein bißchen verrostet.
Grobalsky wußte nicht, ob sie funktionierte. Aber sie hatte nicht viel
gekostet, und drohen konnte er damit allemal. Auch als Hiebwaffe hatte sie sich
bewährt, wie Mair-Chateauforts Kopfverletzung zeigte.
    Eine Taschenlampe! dachte der Ganove.
Die brauche ich. Wie soll ich sonst die Inschriften auf den Grabsteinen lesen?
    Im Boudoir wurde Holz gesägt.
    Das war Alma, deren Gaumensegel
verrutschte, weshalb das Schnarchen eine erhebliche Lautstärke erreichte.
    Grabolsky fand die Küche und machte
Licht.
    Igitt, wie schmuddelig! Wenn er da an
die klinisch saubere Gefängnisküche dachte, in der er als Küchenhelfer
gearbeitet hatte. Tja, dort ging’s zu wie in einem Grand-Hotel. Während seiner
Haftzeit hatte er Glück gehabt. Zwei Köche waren unter den Knastis. Der eine
hatte in den tollsten Restaurants Europas gearbeitet, ehe er sich dann mit
Scheckbetrug einen Nebenverdienst zulegte. Dieser Kochkünstler und sein Kollege
taten ihr Möglichstes, um den Gefängnisfraß zu veredeln, und das gelang ihnen
auch. Allerdings mußten sie täglich für 600 Personen kochen, und es gab keine
Menü-Auswahl, sondern nur ein einziges Gericht.
    Grobalsky durchsuchte Almas Schubläden
und wurde fündig.
    Es war keine Taschenlampe, sondern eher
ein Handscheinwerfer, unterarm-lang und so lichtstark, daß Grobalsky — als er
sich anleuchtete — die Augen tränten.
    Er trat auf die Straße, schloß ab und
nahm den Hausschlüssel mit.
    Leere Straßen. Es ging auf Mitternacht.
Das Nachtleben von Bad Fäßliftl war auf Senioren zugeschnitten, und die hingen
nicht in Diskos herum, sondern gingen frühzeitig schlafen.
    Der Ganove kannte den Ort genau.
    Es gab

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