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Stimmen in der Nacht - Brodie, L: Stimmen in der Nacht

Stimmen in der Nacht - Brodie, L: Stimmen in der Nacht

Titel: Stimmen in der Nacht - Brodie, L: Stimmen in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Brodie
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würden die Arbeits- und Lebenskreise wohl nicht so stark miteinander verzahnt sein; sie würde nicht mitten unter denprügelnden Ehemännern leben und im Supermarkt in der Schlange hinter ihnen stehen müssen, angewidert von ihrer Fähigkeit zu nichtssagendem Geplauder.
    Als sie schließlich beschlossen hatte, den Job anzunehmen, lehnte Rob es rundheraus ab, nach Washington zu ziehen. Emma hatte ihn gebeten, mitzukommen; es würde in Washington jede Menge Arbeitsmöglichkeiten für einen Computerprogrammierer geben. Doch Rob hatte nie in einer Großstadt wohnen wollen, und es schien der natürliche Schlusspunkt einer lange schon angespannten Beziehung zu sein.
    Sarah hatte Emma gedrängt, um ihre Ehe zu kämpfen. »Rob ist ein wunderbarer Kerl. Erst wenn man jemanden verloren hat, weiß man ihn zu schätzen   … Denk darüber nach, was das Beste für Maggie ist.«
    Aber sogar Sarah musste zugeben, dass Jackson keine Zukunft für Emma bereithielt. Nachdem sie ausgezogen war, lernte Emma aus dem Abstand von drei Autostunden heraus Rob wieder neu schätzen. Sie konnte die Güte seines Charakters und seine Liebe für ihre gemeinsame Tochter erkennen. Aber sie wusste auch, dass er nicht ihr Seelenverwandter war. Sie zweifelte, ob so etwas überhaupt existierte.
    Doch selbst als sie jetzt die alte Trauer um ihre Ehe empfand, die sie gelegentlich wie ein dumpfer Schmerz in der Brust überfiel, entlockte ihr der Gedanke an Junot Rodriguez, der am Sonntag ein Abendessen für sie kochen und mit Kerzen, Wein und einem mitfühlenden Herzen auf sie warten würde, ein Lächeln. Die Welt hielt vielleicht immer noch Liebe bereit, wenn sie nur mit offenen Augen Ausschau danach hielt.

22
    Um fünf Uhr rief Emma Sarah an, um Bescheid zu geben, dass sie in einer halben Stunde in Jackson sei. Sie erwartete, ihre Freundin in der Küche anzutreffen, wo sie sich, wie am Freitagnachmittag üblich, bei einem Glas Chardonnay entspannte. Doch als Emma die Auffahrt hinauffuhr, saß Sarah in der Verandaschaukel und trank mit Kate und Maggie, die in Korbsesseln neben ihr lümmelten, Limonade.
Maggie hat’s ihnen erzählt,
dachte Emma. Auch gut.
    Das wachsam abwartende Trio verlieh Emmas Ankunft eine Bedeutungsschwere, als wäre sie zu einem riskanten medizinischen Eingriff angereist.
    Sarah lief über den Rasen, um Emma in die Arme zu schließen. »Was hast du mit deiner Wange gemacht?«
    »Ein Unfall beim Karate. Ich erzähl’s dir später.«
    Sarah nahm es hin als Code für »nicht vor den Mädchen«, die ein paar Schritte entfernt stehen geblieben waren.
    »Hi, Mrs Greene«, rief Kate und winkte ihr zu, während Maggie verlegen schweigend von einem Fuß auf den anderen trat, wie immer, wenn ihre Mutter zu Besuch kam. Emma hob ihre Reisetasche über die Schulter, schloss die Autotür ab und wollte eben auf ihre widerwillige Tochter zugehen. Doch da kam Maggie plötzlich auf sie zu und schlang die Arme so fest um sie, dass Emma wie vom Donner gerührt dastand und nur langsam die Arme hob, um ihre zarte Tochter zu halten. Sarah und Emma tauschten über Maggies Schulter hinweg einen Blick aus, ehe Emma einen Schritt zurücktrat, um ihrem Kind in die Augen zu sehen.
    »Du bist bestimmt schon wieder drei Zentimeter gewachsen, seit ich dich das letzte Mal gesehen habe.«
    »Ich bin jetzt größer als du«, erwiderte Maggie.
    »Oh nein, das müssen deine Schuhe sein.«
    »Ist ja nicht schwierig, größer zu sein als du, Mom.«
    Im Haus drinnen verschwand Kate in die Küche, um ihrer Mutter beim Abendessen zu helfen, ein seltenes Ereignis, das eindeutig dazu diente, Maggie und Emma etwas Zeit zu zweit zu geben.
    »Wir treffen uns morgen mit Mrs Murdock«, erzählte Maggie, als Emma ihre Tasche ins Gästezimmer trug. »Um zehn Uhr im Café. Ich schlafe heute Nacht hier, dann können wir beide morgen zusammen hingehen.«
    Emma setzte sich auf die Bettkante. »Ich kann sie mir nicht als Mrs Murdock vorstellen. Ich kenne nur Sandra McCluskey.«
    Maggie setzte sich neben sie und zog ein zusammengefaltetes gelbes Blatt Papier aus ihrer vorderen Jeanstasche.
    »Das ist der Zettel, den sie mir letzte Woche gegeben hat.«
    Emma las die zehn Wörter und seufzte.
    »Und heute habe ich noch etwas bekommen«, sagte Maggie. Sie beugte sich zum Nachttisch hinüber, auf dem ihr Ringordner lag. »Von Officer Petty.« Sie zog den Brief heraus und reichte ihn Emma.
    »Carver Petty? Der schwarze Polizist, der an deiner Schule arbeitet?«
    »Stimmt.«
    Emma starrte

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