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Stimmen

Stimmen

Titel: Stimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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noch irgendetwas bedeuteten.
    Für viele Menschen in Los Angeles war Peter mittlerweile nur noch der Mann, der für Joseph die Dreckarbeit erledigte.
    Das also war aus seinen großen Träumen geworden.
     
    •
     
    Schließlich entdeckte Peter eine mehr als zweieinhalb Meter hohe und mindestens neun Meter lange Mauer aus Flusskieseln und fand auf der anderen Straßenseite sogar eine Parklücke, gerade groß genug für den Porsche. Neben der Mauer waren die Doppeltüren einer Garage aus rötlichem Zedernholz zu sehen, die von hervorspringenden Zinnlampen mit einfachen Glasbirnen kegelförmig angestrahlt wurden. In Pasadena legte man viel Wert auf Authentizität.
    Er ging an der Steinmauer entlang und strich dabei über die raue Oberfläche, bis er schließlich an dem Tor aus Zedernholz angelangt war. Irgendwo in der tiefen Dunkelheit jenseits der Mauer klingelten Glöckchen. Der leichte Wind wirbelte trockene Blätter auf, die raschelten, als rieben kleine Hände gegeneinander.
    Nachdem Peter einen in grüne Bronze eingelassenen Klingelknopf aus Elfenbein gefunden hatte – darüber hing das übliche KEINE-WERBUNG-Schild –, zog er nochmals die Wegbeschreibung heran. Das Haus war das einzige in der Straße, auf das Josephs Beschreibung passte. Sobald er den Knopf gedrückt hatte, flammten im Garten Lichter auf. Zwei Minuten später spähte eine dünne, mittelgroße Frau, die etwa sechzig sein mochte, mit stechenden dunklen Augen durch das Tor.
    »Ja?« Sie beugte sich vor, um nachzusehen, ob er allein gekommen war.
    »Mein Name ist Peter Russell. Ich bin wegen eines persönlichen Gesprächs mit Sandaji hier.«
    »Kommen Sie in eigener Sache?«
    »Nein.«
    »In wessen Auftrag dann?«
    »Man hat mir aufgetragen, hierher zu kommen, Sie wüssten dann schon Bescheid.«
    »Nun ja, es könnte nicht schaden, wenn Sie sich ausweisen.«
    Peter zog seinen Führerschein hervor, den sie im Schein einer Taschenlampe mit gerunzelten Brauen musterte. »Sie sind fotogen«, bemerkte sie schließlich und trat zurück. Gleich darauf glitt das Tor auf einer Metallschiene zur Seite und gab den Blick auf einen mit Schiefer gepflasterten Weg frei. Rechts und links davon wogte Bambus und bildete rings um eine steinerne Laterne einen dichten Vorhang. Durch die Stämme hindurch konnte er eine Terrasse und schwach erleuchtete Fenster erkennen.
    »Treten Sie ein, Mr. Russell. Ich bin Jean Baslan, Sandajis persönliche Assistentin. Zu dieser Jahreszeit ist sie immer sehr beschäftigt. Wir freuen uns jedes Mal, wenn wir wieder hier sein können. Das Haus strahlt so viel Ruhe und Frieden aus.« Ihre Stimme hatte eine angenehme Modulation und klang vom Akzent her so, als stammte sie aus Skandinavien.
    Peter ging hinter ihr den gewundenen Weg entlang.
    »Wir haben eine Stunde für Sie reserviert«, erklärte Jean Baslan. »Falls Sie nicht so lange bleiben wollen, sagen Sie uns bitte Bescheid. Kennen Sie Sandaji schon?«
    Als Peter verneinte, lächelte sie. »Dann steht Ihnen etwas sehr Angenehmes bevor, Mr. Russell. Wir hier sind alle ganz begeisterte Anhänger von ihr.« Mit sanftem Wink dirigierte sie ihn vom Eingang ins Wohnzimmer. Dunkles Holz und geschmackvolle Einbauschränke brachten die antiken Möbel und handgewebten Orientteppiche hervorragend zur Geltung. Auf langen Tischen aus massivem Vogelaugenahorn standen elegante Tiffanylampen, schon an sich ein dekorativer Tischschmuck.Peter entdeckte Lehnstühle im Morris-Design, [iii] die er für echt hielt, und in den Glasvitrinen eine reiche Auswahl an interessanten Büchern: in Leder gebundene Ausgaben von Werken Voltaires, Trollopes und Dickens’. Er fragte sich, wie die Frauen gewesen sein mochten, die dieses Haus als erste Bewohnerinnen bezogen hatten. Sicher ganz reizend. Bestimmt hatten sie knöchellange Kleider getragen und waren hier wie junge Rehe mit scheuem Blick und zauberhafter Zurückhaltung umherspaziert. Er konnte ihr Parfüm förmlich riechen.
    »Wir sind hier, um Menschen in Not zu helfen«, erklärte Jean Baslan. »Menschen, deren Leben von Schmerzen und Chaos beherrscht wird und die Sandajis Botschaft der Hoffnung so dringend brauchen. Was hat Ihr Freund, Ihr Auftraggeber, denn auf dem Herzen?«
    »Nun ja, es ist eine sehr persönliche Sache.«
    »Ist er schon älter?«
    »In den Siebzigern.«
    »Und Sie sind mit Ihrem Auftraggeber befreundet?«
    Peter neigte den Kopf nach links. »Jedenfalls achten wir einander.«
    »Ist er verheiratet?«
    Peter lächelte. »Ich pflege

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