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Stimmen

Stimmen

Titel: Stimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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über das Ackerland, um gleich darauf die Schnellstraße in die Zange zu nehmen, schwerfällig, aber zu allem entschlossen. Peter sauste unter ihnen hinweg. Als er nach links blickte, sah er, wie eines der riesigen Gebilde auf der Erde landete und wie ein ätherischer Wirbelsturm zu kreiseln anfing.
    Mit eingezogenem Kopf fuhr er weiter. Nach Norden hin, über der Bay Area, war von den Sternen überhaupt nichts mehr zu sehen.
    Wer würde je wissen, was sie wollten, wonach sie gierten? Der Wandel im Strom von Leben und Tod hatte uralte Nährstoffe an die Oberfläche gespült, Dinge aus unbekannten Tiefen emporstrudeln lassen, an denen sich diese seltsamen, riesigen Aasfresser laben konnten.
    Bald würden weitere folgen. Besucher, die man Hunderte oder sogar Tausende von Jahren nicht mehr auf der Erde erblickt hatte, würden wiederkehren. Die vier apokalyptischen Reiter. Dunkle Gottheiten.
    Die uralten Schutzwälle der Erde waren zusammengebrochen. Er hoffte nur, dass er das Richtige tat.
    »Diese Scheiße muss aufhören.« Mit zusammengekniffenen Augen sah er wieder auf die Schnellstraße vor sich.
    Zu spät. Sein Kiefer pochte. Gleich darauf schoss ihm der Schmerz in den Arm. Die Hände wurden ihm taub, die Finger verkrampften sich. Es kam ihm so vor, als zerrisse der Schmerz ihm die Brust. Das Lenkrad entglitt seinen Fingern und wirbelte herum, so dass der alte Porsche zur Seite schlitterte, sich überschlug, mehrmals auf dem Asphalt aufprallte, den Randstreifen durchpflügte und über eine Leitplanke flog.
    Peter trieb wie ein Komet durch die Luft und zog dabei eine Leuchtspur hinter sich her, Spritzer des Lebenssaftes.
     
    •
     
    Als er eine Weile später verwirrt am Straßenrand stand, sammelte ihn ein zerbeulter, farbloser Pritschenwagen auf. Das aschfahle alte Fossil hinter dem Lenkrad lächelte: »Schade um Ihren Wagen. Ein Porsche 356 C, wie?«
    Peter nickte nur, weil er nach wie vor kaum Luft bekam.
    »Sieht schon toll aus, hat viel Schliff, von hinten wie ein Straßenschiff.«
    Die Kinder, die auf der Ladefläche standen und ins Heckfenster glotzten, fingen an zu kichern. Da Peter seine Brille verloren hatte, konnte er seinen Wohltäter nicht deutlich erkennen.
    »Was ich brauch, is’ Smoky Joe, ob verschnitten oder als Stumpen. Ha’m Se was für ‘nen alten Lumpen?«, sagte der Alte. »Lange Reise, harter Trip, Smoky öffnet dir den Blick.«
    In der Fahrerkabine zeichneten sich wechselnde Lichtmuster ab, silberne Lichtstreifen, die hin und wieder aufflackerten. Bei den Worten des Alten und dem Licht fuhr Peter heftig zusammen. Die Kinder auf der Ladefläche beobachteten ihn neugierig und mit großer Anteilnahme.

 
Kapitel 49
     
    Hier und dort hellten kleine Regenbogen den Grauschleier auf, der sich über Himmel und Erde gelegt hatte.
    Verblüfft, dass er es bis hierhin geschafft hatte, blieb Peter vor dem Tor stehen, das zum Gefängnis von San Andreas führte. Dem davonfahrenden Pritschenwagen sah er nicht hinterher. Sicher, es war nett von dem Alten gewesen, ihn mitzunehmen, aber er konnte wirklich nicht behaupten, dass er ihn gemocht hätte.
    Der Wächter an der Pforte wollte Peter weder ansehen noch seinen Namen notieren. Anstatt irgendetwas zu sagen, starrte er nervös zum großen Parkplatz hinüber. Überall in der Welt waren die Stimmen aufgrund der Störungen verstummt. Das Geschäft ging schlecht. Es war schwierig geworden, überhaupt noch irgendwie miteinander zu kommunizieren, so viel war Peter klar. Und die Menschen, die durch diese Tore gingen, konnten sicher sehr unangenehm werden.
    Jeder war bis zum Äußerten gereizt.
    Fast wie in den schlechten alten Zeiten.
    Innerhalb der Gefängnismauern lungerten überall Sicherheitsleute herum. Vielleicht waren Drohungen von verzweifelten Kunden oder Geldgebern eingegangen und hier deshalb so viele Wärter in den unterschiedlichsten Uniformen stationiert. Uniformen mit Schiffchenmützen, andere ohne Kopfbedeckung. Alle Arten von Waffen: Schlagstöcke, chemische Keulen, Betäubungspistolen, Elektroschockgeräte, Büchsen, Straßenkampfwaffen, Gewehre. Handschuhe, nackte Hände. Schaftstiefel. Stiefel mit Stahlkappen. Schwarze Schuhe, auf Hochglanz poliert. Die Wärter gingen umher, saßen einfach nur da oder standen schweigend herum. Obwohl sie Peter unablässig und mit Argwohn beobachteten, versuchte niemand, ihn aufzuhalten. Die meisten waren Männer mittleren Alters. Das durchschnittliche Pensionierungsalter von Gefängnispersonal lag bei

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