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Stimmen

Stimmen

Titel: Stimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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aufzusetzen versuchte, streckte der Affe, sofort alarmiert, seine riesige graue Pranke aus, um ihn wieder auf den Tisch zu drücken.
    Arpad, dessen Arme mit Schattenfetzen übersät waren, die wie Blutegel aussahen, zog sich zurück. Als er die Blutsauger bemerkte, kreischte er auf wie ein kleiner Junge.
    Peter verließ die Kammer, indem er die Glasscheibe durchstieß – ein Trick, der ihm zusagte. Der Affe jedoch konnte sich noch so sehr recken und strecken – und er war wirklich gut darin –, die Gaskammer konnte er nicht verlassen. Zusammen mit Weinstein hing er hier fest.
    Allerdings schien es ihm nichts auszumachen. Er hob den Kopf und lachte, was entsetzlich klang. Sofern man es überhaupt irgendwie als Klang bezeichnen konnte.
    Sie amüsieren sich wirklich prächtig.
     
    •
     
    Peter war müde geworden. Als er zu dem Spitzgiebel über der Gaskammer emporblickte, stellte er eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Lichthof von Jesus weinte fest. Einen Augenblick kehrte er dorthin zurück, war wieder im Herrenhaus, umgeben von durchlässigen Mauern, verwirrt, weil er den Himmel sehen konnte. Was war geschehen? Hatte es hier gebrannt?
    Lordy Trenton höchstpersönlich spazierte durch die ausgebrannten, verlassenen Ruinen. Er trug den Zylinder und die flatternden Gamaschen, die ihn berühmt gemacht hatten – auf immer und ewig der versoffene, schlaksige Stutzer, der nichts zu Stande brachte. Unter Lordys wild wuchernden Augenbrauen gähnten leere Höhlen, irgendjemand hatte ihm die Augen herausgeschnitten. Mit seinen ausdrucksstarken Fingern, deren Kuppen mit den Jahren knotig geworden waren, ertastete sich der Blinde den Weg.
    Ich hab mir mal wieder meine Sammelalben vorgenommen, teilte er Peter mit. Das waren noch Zeiten, stimmt’s? Als einem noch alle Leute, wirklich alle, zugesehen haben. Wer könnte ein solches Publikum je im Stich lassen?
    Wie ein verletzter Hund kroch Michelle auf allen vieren hinter Lordy her. Sie lächelte Peter zu. Bei Sonnenlicht kommt’s wirklich besser zur Geltung, meinen Sie nicht auch?
    Aber Peter konnte nicht bleiben.
     
    •
     
    Er war wieder zu Hause. Er kannte sich hier gut aus, wusste allerdings nicht, welchen Platz er in diesem Haus einnahm. Und obwohl seine Heimkehr etwas Tröstliches hatte, empfand er auch eine Spur von schlechtem Gewissen. Er konnte nicht klar denken, nicht einmal klar sehen. Die Ecken wirkten irgendwie verschoben. Das Licht war gleichförmig, barg aber Unvorhersehbares. Überall huschten Schatten umher – reale Schatten –, die völlig unerwartet aus dem Nichts auftauchten.
    Offensichtlich hatte er nach all dem, was er durchgemacht hatte, schließlich einen Zug um die Häuser gemacht und sich voll laufen lassen – genauer gesagt: sich ins Koma gesoffen und damit allen bisherigen ausschweifenden, die Leber zerfressenden Sauftouren noch eins draufgesetzt. Aber es gab ja durchaus ein, zwei stichhaltige Gründe dafür, oder nicht? Ganz bestimmt. Die Zeit war wie im Nu verflogen und ihm völlig entglitten, genau wie damals, als er die Monate wie ein totes Labortierchen in einem Glasgefäß verbracht hatte: in Alkohol gelegt.
    Das erklärte auch, warum sein Kopf nicht richtig funktionierte. Delirium tremens, der Säuferwahnsinn.
    Er blickte auf das Schachspiel und setzte sich auf die Couch. Dachte daran, sich eine Tasse Tee zu machen. Das wäre immerhin ein schwacher Versuch, wieder nüchtern zu werden. Um auf angemessene Weise von dieser Welt zu scheiden. Auf angemessene Weise von dieser Welt abzuheben.
    Eine junge Frau betrat das Haus. Peter beobachtete sie interessiert, dann alarmiert. Wer war sie? Was tat sie hier? Sie blieb kurz im Wohnzimmer stehen und ging danach in die Küche. Ein Mann in beigefarbenem Anzug folgte ihr.
    Sie unterhielten sich über Versicherungen, irgendein Testament.
    Es mussten wohl ein, zwei Jahre vergangen sein. Konnte Betrunkenheit derart lange anhalten? Jetzt erkannte er die junge Frau. Lindsey war schnell herangewachsen und auf dem besten Wege, sich zu einer richtigen Schönheit zu entwickeln, sogar noch reizender als ihre Mutter. Nicht nötig, sie zu stören, er würde sowieso keine große Hilfe sein. Genau wie Phil hatte er nie ein Testament aufgesetzt.
    Aber sie sahen ihn auch gar nicht – und das war gut so. Peter hatte Verständnis dafür und fand es ganz in Ordnung. Die Dinge wurden langsam wieder normal.
    Erneut sah er zu dem Schachspiel im Enzenbacher-Design hinüber, das auf dem Couchtisch stand. Ein silberner

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