Stimmen
welchem Druck wir stehen. Sechs von unseren wichtigsten Leuten haben gestern das Handtuch geschmissen. Das bringt uns echt in größte Schwierigkeiten.«
»Vielleicht würde es besser laufen, wenn die Leute nicht in einem Knast arbeiten müssten.«
Weinstein warf ihm einen Blick zu, den Peter nicht deuten konnte, und wandte sich gleich darauf ab. »Wer ist Ihr Agent?«
»Ich arbeite mit einem Rechtsanwalt«, erwiderte Peter. Mit einem Rechtsanwalt, den er seit mehr als sieben Jahren nicht gesprochen hatte.
»Gut. Leiten Sie die Unterlagen an mich weiter. Sie mögen die anderen Ideen nicht, wie?«
»Die hatten vor, die Gaskammer zu nutzen.«
»Das hab ich vorgeschlagen. Ist doch schräg, oder?«
»Reiner Selbstmord.« Peter merkte, wie er eine seltsame Stärke entwickelte. »Sie wollen doch Gespräche verkaufen und nicht Videospiele. Aber wenn Sie Trans an halbwüchsige Jungs verkaufen wollen, die eh schon abgestumpft sind…«
Mit ausdrucksloser Miene dachte Weinstein darüber nach. »Also gut«, sagte er schließlich und streckte die Hand aus, wobei er wie ein Bettler die Finger auffordernd spielen ließ. »Ein Beispiel, egal was. Sonst bin ich am Ende.«
Peter nahm einen Skizzenblock und einen Markierungsstift und zeichnete eine große Karikatur, auf der vier von Phils Alltagstypen zu sehen waren, die ihre Sprechblasen nach unten hielten. Nimm den Ballon stets mit hinaus, dann gehn dir nie die Worte aus, sagte er und verteilte den Text auf die einzelnen Ballons. Dann kritzelte er über die Zeichnung: Gespräche, die wenig kosten, machen das Leben schön. Und das ist die nackte Wahrheit. Er reichte Weinstein das Blatt. Der musterte es und zog gleich darauf eine Grimasse.
»Nackte, die wie schlaffe Säcke aussehen? Die nackte Wahrheit? Wissen Sie, mit welchen Leuten ich es zu tun habe, Peter? Die sind doch auf Supercooles abonniert. Stechen einander damit aus, dass sie superteure Sportwagen kaufen, nur um damit anzugeben. Ihre Frauen erfüllen alle Idealmaße, von der Taille bis zu den Hüften, als hätten sie die aus dem Katalog bestellt. Die können Blut aus meilenweiter Entfernung von Wasser unterscheiden. Und sie können es regelrecht schmecken, wenn jemand versagt, so wie Aale Krankheit und Tod herausschmecken.«
Wo kommt das jetzt her?, fragte sich Peter.
Weinsteins Wangen spannten sich so, dass sie tiefe Gruben rund um seine Lippen bildeten. Über Wut war er längst hinaus, er war verzweifelt. »Falls ich zulasse, dass unsere Geldgeber Arpad in seiner jetzigen Verfassung kennen lernen, ist die Sache gelaufen – für uns alle. Er macht gerade eine Krise durch.«
»Was für eine Krise?«
Weinstein tat es mit einem Achselzucken ab. »Was ich jetzt brauche, ist jemand, der den Geldgebern ein sicheres Gefühl gibt, jemand mit kühlem Kopf, der stabil ist und gewandt im Auftreten. Ich glaube nicht, dass plumper Witz und schlaffe nackte Säcke das Ruder herumreißen.«
»Warum haben Sie mich dann überhaupt gefragt?« Peters Stimme versagte. »Sie kennen doch meinen Ruf. Zu mehr hab ich doch nie getaugt.« Er hatte die Nase voll.
»Weil ich dachte, Sie hätten vielleicht noch immer was drauf, das uns weiterhilft.«
Als Peter Anstalten machte, das Blatt in der Mitte durchzureißen, schnappte Weinstein danach. »Ach, verdammt. Heute Abend ist ein Treffen, bei dem es um mehr Geld geht, als selbst Mr. Benoliel sich träumen lässt. Und dann das hier.« Weinstein rollte das Blatt geschickt und ordentlich zusammen. »Haben Sie ein Gummiband?«
•
Eine halbe Stunde, nachdem er Weinstein zur Tür begleitet hatte, setzte Peter sich in die Küche. Er bebte vor Zorn und fragte sich, was, zum Teufel, er überhaupt mit Leuten wie Weinstein oder sonst jemandem in seinem Leben am Hut hatte. In was war er da hineingeschlittert? Er wollte sein Ginger Ale trinken, aber seine Hand zitterte so heftig, dass er es verschüttete.
Als das Telefon läutete, musterte er es einen Augenblick, denn er hatte das Reden, jegliches Gerede, gründlich satt; dennoch setzte er das Glas ab, um nach dem Hörer zu greifen. »Hallo?«
Es war Michelle. »Joseph geht’s nicht gut«, sagte sie. »Er will sich mit Ihnen treffen, verrät mir aber nicht, warum. Können Sie kommen?«
Peter riss sich zusammen. »Selbstverständlich. Mein Auto ist aber noch in der Werkstatt. Ich werd’s abholen und dann sofort zu Ihnen fahren.«
Die Werkstatt schickte ihm einen Jeep; der Porsche war fertig repariert und startbereit. Aber Peter
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