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Stimmen

Stimmen

Titel: Stimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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    Als Nächstes in Oprahs Talkshow: Trauern oder vergessen? Kummer ertragen oder sich in den Wahnsinn flüchten?
    Wochen waren vergangen, Monate.
    Als die Polizei nichts hatte tun, nichts hatte finden können, hatte Peter die Sache selbst in die Hand genommen. Hatte Bücher über die Lösung von Kriminalfällen gekauft, war wieder und wieder zum Fundort zurückgekehrt, hatte in der Oktobersonne und im Dezemberregen dagestanden, war mit lehmverschmierten Schuhen nach Hause gekommen. Heftiger Zorn und Optimismus hatten sich miteinander vermischt, und des Abends hatte er völlig aufgedreht verkündet, was er am nächsten Tag tun, welchen Dingen er nachgehen würde.
    Nachts hatte er neben Helen gelegen und ihr laut aus den kriminologischen Lehrbüchern vorgelesen, bis sie sich die Decke geschnappt und zum Schlafen ins Wohnzimmer umgezogen war.
    Und dann der letzte, kurze Schritt in den Wahnsinn, sein Besuch bei dem Medium… Die ganze Zeit über hatte er Unmengen getrunken, und nur aus einem einzigen Grund: weil er gehofft hatte, sich dadurch wenigstens fünf oder zehn Minuten des unerträglichen Tages wie ein normaler Mensch zu fühlen.
    Tage und Wochen hatte er im Blindflug hinter sich gebracht, gesteuert vom Autopiloten.
    Wer hat dir das angetan, Liebling? Und warum?
    Seine Schultern bebten, er weinte still vor sich hin. Dann rieb er sich mit steifem Finger über das Brustbein und holte tief Luft. »Humpty-Dumpty-Zeiten, [ix] Peter Russell«, sagte er laut.

 
Kapitel 32
     
    Mit zwei großen Papiertüten, in denen sich Milch, Zutaten für einen Salat, Dosenfleisch, Brot und ein Sechserpack Ginger Ale befanden, verließ Peter den kleinen Lebensmittelladen und machte sich auf den Heimweg den Hügel hinauf. Als er auf der Einfahrt vor dem Haus einen roten Mercedes 500 SL entdeckte, blieb er kurz stehen und ging dann weiter, die Papiertüten in der Hand.
    Das Autokennzeichen des Mercedes, ausgestellt vom Bundesland Kalifornien, lautete TRANS4U2.
    Stanley Weinstein drehte kurze Runden auf der Veranda und hielt jetzt an, um mit dem Finger gegen die Soleri-Glocke zu stupsen. Als Peter ihn begrüßte, fuhr er zusammen. »Hab Sie gar nicht kommen hören. Was für ein schönes Haus. Das klassische kleine Landhaus. Hoffe, ich störe Sie nicht gerade bei etwas Wichtigem.«
    Weinstein war ein Nervenbündel, und das hatte nichts mit nervöser Energie zu tun. Die Tränensäcke unter seinen Augen waren seit ihrem Treffen in Marin noch dunkler geworden.
    »Kein Problem«, erwiderte Peter und schloss die Eingangstür auf. »Kommen Sie herein. Ich will das hier nur schnell abstellen. Möchten Sie ein Ginger Ale?«
    »Haben Sie vielleicht was Stärkeres da? Weißwein oder Whisky?«
    Peter schüttelte den Kopf. »So was will ich nicht im Haus haben. Außerdem müssen Sie doch noch fahren, oder nicht?«
    »Ein verantwortungsbewusster Mensch«, stellte Weinstein fest, folgte ihm ins Haus und ließ den Deckel des Pappkartons, der auf dem Gang stand, kurz hochschnappen. »Wie ich sehe, haben Sie immer noch ein paar Apparate da.«
    »Stimmt. Ich komme nicht viel herum. Ein paar habe ich allerdings an Freunde weitergegeben.«
    »Na, dann ist ja alles in Ordnung«, bemerkte Weinstein, was in Peters Ohren so klang, als hätte Weinstein nur mit halbem Ohr hingehört. »Heute Abend«, sagte Weinstein gleich darauf, »treffe ich mich in Santa Monica mit weiteren potenziellen Geldgebern, die viel Kohle auf der Kante haben. Geld beschaffen hat irgendwie Ähnlichkeit mit dem Showbusiness, stimmt’s? Sehen und gesehen werden, darum geht’s dabei.«
    »Im Showbusiness dreht sich alles nur um Geldbeschaffung«, bestätigte Peter, während er die Einkaufstüten in die Küche brachte.
    »Ehrlich gesagt«, fuhr Weinstein fort, »wollte ich auch sehen, wie Sie mit der Arbeit vorankommen. Es sind bestimmte Fragen aufgetaucht.«
    »Welche Fragen?«, erkundigte sich Peter, der gerade dabei war, den Salat in einem verbeulten Sieb über der Spüle zu waschen.
    »Kluge Köpfe behaupten, ich sei ein gewisses Risiko eingegangen. Manche der Geldgeber, die jetzt hinzugekommen sind, fragen sich, ob Sie wirklich die beste Wahl sind. Ich bin hier, um mir Munition zu holen – Proben Ihrer konzeptionellen Arbeit. Haben Sie sich angesehen, was unsere Design-Firma entworfen hat?«
    Peter, der sich gerade die Hände mit einem Handtuch abtrocknete, kam von der Küche ins Wohnzimmer. »Das ist furchtbar«, erklärte er.
    Weinstein schnaubte. »Wir haben

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