STINKBOMBE oder Agent Archie jagt Dr. Doom
jedenfalls war sie ziemlich alt. Sie hatte kurzes, schwarzes Haar und trug eine graue Bluse unter einem schwarzen Hosenanzug. Ihre dünnen Lippen waren mit pflaumenfarbenem Lippenstift geschminkt und an ihrer Hornbrille hing eine goldene Kette.
Hinter der Frau stand, mit dem Rücken zum Raum, ein schlaksiger Mann im Tweedanzug, der Kopfhörer auf seinen zerzausten, weiÃen Haaren trug. Er war vollkommen von einem Programm eingenommen, das auf einem weiteren Fernseher lief. Archie konnte erkennen, dass der Mann sich Wiederholungen von MTV Cribs ansah â eine Sendung, in der den Zuschauern die luxuriösen Villen verschiedener Stars von innen gezeigt wurden. Archie sah den brasilianischen FuÃballer Caesar Romario auf seinen riesigen Pool zeigen, der direkt an einem Bergabhang lag und somit einen atemberaubenden Ausblick auf den darunterliegenden Ozean bot.
Die Anwesenheit von Erwachsenen zerstreute Archies Zweifel ein für alle Mal. Er spürte einen Adrenalinschub. »Das ist doch kein schlechter Scherz«, flüsterte er. »Sie müssen vom MI 6 sein.«
»Verstanden«, erwiderte Barney. »Scheint mir aber eher eine Art Splittergruppe zu sein.«
Als das Mädchen den Glastisch erreichte, sah die Frau von ihrer Arbeit auf.
»Ah, Agentin X-Ray«, sagte die Frau. »Und wen haben wir da?«
»Das ist Archie Hunt«, antwortete das Mädchen. »Und sein ⦠Freund.«
»Wenn ich mich vorstellen darf: Jones«, sagte Barney gekünstelt. »Barney Jones.«
Die Frau musterte sie und räusperte sich wie ein Richter vor der Urteilsverkündung. »Setzen. Beide.« Ihr unnatürlich wirkendes Lächeln kam etwas zu spät.
Archie und Barney setzten sich auf die beiden Stühle vor dem Schreibtisch. Das Mädchen stand neben ihnen.
»Ich heiÃe Helen Highwater«, erklärte die Frau streng. »Ich bin die Einsatzleiterin eines MI 6-Projekts. Meine Aufgabe ist es, Kinder zu rekrutieren und zu Geheimagenten auszubilden, die eingesetzt werden können, wenn die nationale Sicherheit bedroht wird.«
Archie glaubte zu hören, wie Barney einen Aufschrei der Begeisterung unterdrückte.
»Unsere Computertechnikerin und Datenanalystin Agentin X-Ray habt ihr ja bereits kennengelernt.« Highwater zeigte auf das Mädchen. Sie hob ihr Kinn unmerklich an, ihr Gesichtsausdruck blieb aber unverändert. »Als Nächstes erlaubt mir, euch unseren Spezialisten für technische Fragen vorzustellen. Er ist seit geraumer Zeit in Rente, aber wir hatten das Glück, ihn trotzdem für unseren aktuellen Einsatz gewinnen zu können.« Sie drehte sich schwungvoll in ihrem Stuhl und zeigte auf den Mann hinter sich, wobei sie verkündete: »Das ist Holden Grey.«
Alle schwiegen und warteten auf eine Reaktion des Herrn, der sie jedoch gar nicht zu bemerken schien. Er starrte weiterhin gebannt auf den Fernseher, wobei er leise Selbstgespräche führte. Er wiederholte immer dieselben Wörter, die er aber jedes Mal anders betonte. Es schien, als würde er beim Versuch, einen Satz auf einer Fremdsprache auszusprechen, dessen Vokale in verschiedene Richtungen strecken.
»Der Pool ist der Hammer, Dicker! Der Pool ist Hammer , Digga! Der Pool ist Hamma, Digga!«
Highwater schnaubte laut, nahm eine Fernbedienung von ihrem Schreibtisch, zielte damit auf den Bildschirm und erschoss das feindliche Bild. Der ältere Herr nahm seine Kopfhörer ab und drehte sich zu ihnen um, wobei seine hellblauen Augen vor Freude strahlten.
»Es tut mir schrecklich leid. Ich wusste nicht, dass wir Besuch haben«, sagte er. Mit seiner etwas in die Jahre gekommenen Stimme sprach er deutlich und voller Begeisterung. Er wandte sich mit einem »Jo, Kumpels« an die Jungs und erschoss sie mit seinen Zeigefingern.
»Das sind Archie Hunt und Barney Jones«, erklärte Highwater.
»Und ich bin Holden Grey.« Der Mann humpelte in Richtung Schreibtisch. »Willkommen in unserer Hütte.«
Archie und Barney warfen sich einen vielsagenden Blick zu.
Agentin X-Ray seufzte müde. »Ãhm, Sie meinen Willkommen in the house «, korrigierte sie. »AuÃerdem denke ich, dass die ganze MTV -Sache etwas zu hoch für die beiden ist.« Sie zeigte mit dem Daumen auf Archie und Barney. »Vielleicht haben Sie mehr Erfolg, wenn Sie den Kinderkanal zitieren.«
»Was geht denn?«, fragte Grey, wobei er jede Silbe deutlich
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