Stirb ewig
richtig?«
»Ja«, bestätigte Glenn Branson.
»Also könnte er auch tot sein. Oder er hat sich auf geniale Weise aus dem Staub gemacht.«
»Wir müssen die Gegend überprüfen, die Bella abgesteckt hat. Alle Pubs aufsuchen, in denen er gewesen sein könnte. Mit allen reden, die ihn kennen.«
»Und dann?«
»Fakten, Glenn, wir müssen erst einmal Fakten sammeln. Wenn die uns nicht zu ihm führen, können wir immer noch spekulieren.«
Bellas Telefon klingelte. Sie hob ab, und ihr Gesicht verriet ihnen, dass es wichtig war.
»Sind Sie sicher? Seit Dienstag? Genau wissen Sie es nicht? Und niemand sonst könnte ihn genommen haben?« Nach einer Pause sagte sie: »Nein, da bin ich ganz Ihrer Meinung. Vielen Dank, das könnte wirklich von Bedeutung sein. Darf ich mir Ihre Nummer notieren?«
Grace sah, wie sie den Namen Sean Houlihan und die Rufnummer auf einen Notizblock schrieb. »Vielen Dank, Mr Houlihan, wir melden uns wieder bei Ihnen.«
Sie hängte ein und sah Grace und Branson an. »Das war Mr Houlihan, der Besitzer des Bestattungsinstituts, in dem sein Neffe Robert Houlihan gearbeitet hat. Er hat soeben entdeckt, dass ihm ein Sarg fehlt.«
30
»WIE, IHM FEHLT EIN SARG?«, fragte Glenn Branson.
»Nicht gerade das, was man so stiehlt, oder?«, bemerkte Bella Moy.
Grace schwieg einen Moment, abgelenkt von einer Schmeißfliege, die lärmend durchs Zimmer summte und gegen ein Fenster prallte. Ein Stockwerk tiefer befand sich die Gerichtsmedizin. Blutbefleckte Kleidungsstücke und Beweismittel zogen Schmeißfliegen magisch an. Grace hasste die Viecher, sie waren die Geier der Insektenwelt. »Dieser Robert Houlihan leiht sich also ohne zu fragen den Lieferwagen seines Onkels. Denkbar, dass er sich dabei auch gleich einen Sarg ausgeliehen hat.« Er schaute Branson, Bella und Nick Nicholas fragend an. »Sollten wir es hier mit einem ganz üblen Scherz zu tun haben?«
»Du meinst, seine Kumpel haben ihn in einen Sarg verfrachtet?«, sagte Branson.
»Hast du eine bessere Idee?«
Branson lächelte nervös. »Ich arbeite noch dran, okay?«
Grace sah Bella an und dachte flüchtig, wie attraktiv sie doch war. »Wie sicher ist sich dieser Houlihan, dass sein Sarg entwendet und nicht nur irgendwie verlegt wurde?«
»Leute verlegen ihre Hausschlüssel, aber keine Särge«, meinte Branson ein wenig gereizt.
Bella unterbrach ihn. »Er ist sich sehr sicher. Es war sein teuerster Sarg im Programm, indisches Teakholz, hält angeblich Jahrhunderte. Nur hatte dieser hier eine Macke – das Holz hatte sich verworfen oder so – war von unten her nicht ganz dicht. Darum gab es auch Krach mit den Herstellern in Indien.«
»Nicht zu fassen, dass wir Särge aus Indien importieren! Gibt es in England etwa keine Schreiner mehr?«, rief Branson fassungslos.
Grace beschrieb mit dem Finger einen Kreis auf der Landkarte. »Ganz schön großes Gebiet.«
»Wie lange kann jemand in einem Sarg überleben?«, fragte Bella.
»Wenn der Deckel richtig drauf ist, käme es auf eine mögliche Luftzufuhr, Wasser und Nahrung an. Ohne Luft überlebt man nicht lange. Ein paar Stunden, höchstens einen Tag«, meinte Grace.
»Es sind schon drei Tage.«
Grace fiel ein, wie sein Vater von Menschen erzählt hatte, die man aus den Trümmern des Grand Hotel in Brighton gerettet hatte, das die IRA Mitte der achtziger Jahre in die Luft gesprengt hatte. Und erst kürzlich hatte er von einem Opfer gelesen, das man zwölf Tage nach einem Erdbeben in der Türkei aus den Überresten seines Hauses befreit hatte. »Mit Luft vielleicht eine Woche, vielleicht auch länger«, fuhr er fort. »Wir müssen davon ausgehen, dass sie, so blöd der Scherz auch sein mag, für Luftzufuhr gesorgt haben. Wenn nicht, suchen wir nach einer Leiche.«
Er sah die Mitglieder des Teams an. »Ich nehme an, ihr habt schon mit Mark Warren, dem Geschäftspartner, gesprochen.«
»Er ist gleichzeitig auch sein Trauzeuge«, erklärte Nicholas. »Angeblich hat er keine Ahnung, was passiert ist. Sie wollten eine Sauftour machen, und er konnte nicht mit, weil er mit dem Flugzeug festsaß.«
Grace sah stirnrunzelnd auf die Uhr. Ihnen lief die Zeit weg. »Normalerweise nimmt man keinen Sarg mit, wenn man auf Sauftour geht. So etwas entscheidet auch keiner spontan, oder?« Er sah sie eindringlich an.
Alle drei schüttelten den Kopf.
»Hat jemand mit den Ehefrauen und Freundinnen gesprochen?«
»Ich«, antwortete Bella. »Es ist nicht einfach, weil alle noch unter
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