Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Stirb ewig

Titel: Stirb ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
Vom Netzwerk:
Schauspielerin arbeiten und mit ihrem Verstand jede denkbare Laufbahn einschlagen können, hatte sich aber für genau diese Arbeit entschieden, die sie oft sogar nachts erledigte. Aufnahme der Leichen, Vorbereitung für die Autopsie, Reinigung danach – und der Versuch, den Familien, die die Toten identifizieren mussten und allesamt unter Schock standen, ein wenig Trost zu spenden. Meistens arbeitete sie ganz allein hier.
    Der Geruch überfiel Roy sofort, der widerlich süße Geruch von Desinfektionsmitteln, der im ganzen Gebäude hing und bei dem ihm unweigerlich flau im Magen wurde.
    Sie betraten das Büro der Leichenbeschauerin, das auch als Empfangszimmer diente. Ein kleiner Raum mit Heizlüfter, rosa tapezierten Wänden, rosa Teppich, einer L-förmig angeordneten Reihe Besucherstühle und einem kleinen Metallschreibtisch, auf dem sich drei Telefone, ein Stapel kleiner, brauner Umschläge mit der Beschriftung PERSÖNLICHE BESITZTÜMER und ein großes, rot-grünes Buch mit der Aufschrift REGISTER LEICHENSCHAUHAUS befanden.
    An einer Wand hingen ein Röntgenbildbetrachter, eine Reihe gerahmter Urkunden der Gesundheitsbehörde und eine größere vom BRITISH INSTITUTE OF EMBALMERS, die auf Cleo Morey ausgestellt war. An einer anderen Wand befand sich eine Überwachungskamera, die in ruckartig wechselnden Bildern Außenansichten des Gebäudes und eine Nahaufnahme des Eingangs lieferte.
    »Tee, Roy?«
    Ihre leuchtend blauen Augen ruhten einen Moment länger als nötig auf ihm. Lächelnde Augen. Ungeheuer warme Augen.
    »Eine Tasse Tee wäre toll.«
    »English Breakfast, Earl Grey, Darjeeling, China, Kamille, Pfefferminz, Grüntee?«
    »Ist das hier das Leichenschauhaus oder Starbucks?«
    Sie grinste. »Wir haben auch Kaffee. Espresso, Latte, kolumbianisch, Mokka – «
    Er hob die Hand. »Ein normaler Tee reicht völlig.«
    »Vollmilch, Magermilch, halb und halb, zwei Prozent, ganz ohne, Zitrone – «
    Er hob abwehrend die Hände. »Was immer gerade offen ist. Wo steckt Joe?« Er hatte Joe Tindall dazugebeten.
    »Sollen wir warten, bis er kommt?«
    »Ja.«
    Sie schaltete den Teekessel ein und verschwand im Abstellraum. Als das Wasser brodelte, kam sie mit einem grünen Kittel, blauen Überschuhen, Gesichtsmaske und weißen Latexhandschuhen zurück und reichte sie ihm.
    Sie bereitete den Tee zu, während Grace die Sachen überzog, und öffnete eine Dose Kekse. Er merkte plötzlich, dass er nicht zu Mittag gegessen hatte, und griff dankbar zu. »Du bist also schon die ganze Woche hier? Macht dich das nicht fertig? So ganz ohne Gesprächspartner?«
    »Ich habe immer zu tun – diese Woche hatten wir zehn Zugänge. Eastbourne wollte jemanden schicken, aber sie waren auch überfüllt. Die letzte Woche im Mai scheint es in sich zu haben.«
    Grace zog sich das Band über den Kopf und ließ die Maske herunterbaumeln. Nach seiner Erfahrung waren die jungen Männer noch nicht lange genug tot, um diese Maßnahme zu rechtfertigen. »Sind die Familien der vier Toten hier gewesen?«
    Sie nickte. »Ist der vermisste Bräutigam inzwischen aufgetaucht?«
    »Ich komme gerade von der Hochzeit«, sagte Grace.
    »Deshalb siehst du so schick aus.« Sie grinste. »Die Sache hat sich also von selbst erledigt.«
    »Leider nicht. Darum bin ich ja hier.«
    Sie zog die Augenbrauen hoch, sagte aber nichts dazu. »Willst du etwas Bestimmtes sehen? Ich kann Kopien der Berichte besorgen.«
    »Sobald Joe hier ist, möchte ich mir als Erstes ihre Fingernägel ansehen.«
     

    48
     
     
     
    JOE TINDALL STREIFTE DIE HANDSCHUHE ÜBER und folgte Grace, der hinter Cleo ging und sinnierte, wie schön ihr locker schwingendes, glänzend blondes Haar mit dem grünen Kittel kontrastierte. Sie betraten den Autopsieraum.
    Er wurde von zwei Stahltischen, von denen einer mit Rollen versehen war, einer blauen hydraulischen Hebebühne und einer Reihe von Kühlkammern beherrscht, die vom Boden bis zur Decke reichten. Die Wände waren grau gekachelt, um den ganzen Raum zog sich eine Abflussrinne. An einer Wand befanden sich eine Reihe Waschbecken und ein gelber, aufgerollter Schlauch, an einer anderen eine breite Arbeitsplatte, ein metallenes Schneidbrett und eine Vitrine voller Instrumente und verpackter Batterien. Daneben hing eine Tafel mit den Namen der Verstorbenen und dem Gewicht von Hirn, Lunge, Herz, Leber, Nieren und Milz. Ein Name, Adrian Penny, und die näheren Angaben waren mit porzellanblauem Fettstift vermerkt.
    Cleo bemerkte Grace’ Blick und sagte

Weitere Kostenlose Bücher