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Stirb, mein Prinz

Stirb, mein Prinz

Titel: Stirb, mein Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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sich durchzusetzen, konnte notfalls knallhart sein, aber er war nie brutal oder rücksichtslos. Dar­über hinaus war er redegewandt und gebildet – Eigenschaften, die bei der Polizei nicht unbedingt gern gesehen wurden, weshalb er sie gut zu verbergen wusste. Erst seit er für Phil arbeitete, erlaubte er sich überhaupt, auch diese Seite von sich zu zeigen. Und trotzdem kam sie nach wie vor eher selten zum Vorschein.
    »Ich, also … ich gehe dann mal nach oben und schaue, ob die mich da brauchen.« Der Käfig war Mickey sichtlich unheimlich.
    »Das ist irgendein Ritual«, meinte Phil.
    Mickey blieb stehen und wartete ab, ob sein Boss noch mehr sagen würde.
    »Meinen Sie nicht?« Er zeigte herum. »Das alles hier. Das wurde doch ganz bewusst für ein Ritual hergerichtet.«
    »Den Mord an dem Jungen?«
    »Darauf würde ich wetten. Und wir haben ihn verhindert. Wir haben das Opfer befreit, seinen Tod abgewendet.«
    »Das ist doch gut.«
    »Ja«, sagte Phil, allerdings schien er nicht ganz überzeugt. »Das ist gut. Bleibt nur die Frage: Was macht der Täter als Nächstes?«
    Mickey schwieg.
    »Ich glaube, bei diesem Fall werden wir Hilfe brauchen …«
    5 »Kommen Sie rein. Setzen Sie sich doch.« Marina Esposito lächelte. Es wurde nicht erwidert.
    Die Frau setzte sich. Der Schreibtisch in Marinas Büro stand ganz hinten an der Wand. Sie hatte sich bemüht, das Zimmer im Polizeirevier von Southway so behaglich und persönlich wie möglich zu gestalten: Drucke an den Wänden, Sessel, ein Teppich auf dem Boden. Kein Luxus , dachte sie, sondern pure Notwendigkeit . Schließlich kamen die Leute nicht zu ihr, weil sie glücklich waren.
    »Also …« Sie warf einen Blick auf die Akte, die sie vor sich liegen hatte. Sie kannte den Namen der Frau. Wusste ver­mutlich mehr über sie, als ihr klar war. »Wie geht es Ihnen, Rose?«
    Detective Sergeant Rose Martin reagierte mit einem kurzen Lächeln. »Gut.«
    »Haben Sie das Gefühl, dass Sie bald wieder arbeiten können?«
    »Auf jeden Fall.« Rose Martin schloss die Augen und ließ den Kopf über den Schultern kreisen. Marina hörte ein leises Knacken. »Ich war viel zu lange weg. Den ganzen Tag vor der Glotze, langsam drehe ich durch.«
    »Tja, so geht es wohl jedem, der zu oft Diagnose: Mord sieht.«
    Marina wusste genau, wie lange Rose schon beurlaubt war. Sie war vor fünf Monaten selbst in den Fall involviert gewesen. Ein geistesgestörter Mörder – der Creeper, wie er von der Presse getauft worden war – hatte Rose entführt, sie gefangen gehalten und vergewaltigt. Sie hatte einen Fluchtversuch unternommen, aber erst nach dem Eingreifen von Phil Brennan war sie endgültig befreit worden.
    Rose hatte damals unter Phil gearbeitet. Allerdings wusste Marina, dass er sie weder für sein Team ausgesucht noch sie in irgendeiner Weise sympathisch gefunden hatte. In seinen Augen war sie manipulativ und hinterhältig und hatte ihre Aggressionen nicht unter Kontrolle. Im Zuge der Creeper-Ermittlungen hatte Rose Martin eine Affäre mit dem inzwischen pensionierten DCI Ben Fenwick angefangen, um ihre Karriere voranzutreiben. Er war ihr vollkommen hörig gewesen. Als unmittelbare Folge der unter ihrem Einfluss getroffenen Entscheidungen hatte er sich eine lebensgefährliche Stichverletzung zugezogen und hatte in Frührente gehen müssen. Doch weitaus schlimmer wog, zumindest in Phils Augen, dass er durch sein verantwortungsloses Handeln auch das Leben seiner Kollegen aufs Spiel gesetzt hatte.
    Nichts davon war an die Öffentlichkeit gedrungen. Den Medien hatte man eine vereinfachte Version der Ereignisse präsentiert, damit sie ihre Helden und ihre Bösewichte bekamen. Phil als Held. Rose Martin als tapfere tragische Heldin. Der Creeper als Erzschurke. DCI Fenwick als beklagenswertes Opfer.
    Marina war professionell genug, die Ansichten ihres Lebensgefährten nicht unreflektiert zu übernehmen, sondern sich selbst ein Urteil zu bilden. Aber sie hatte alles hautnah miterlebt. Sie kannte die ganze unrühmliche Wahrheit. Und was Rose Martin anging, war sie mit Phil zu hundert Prozent einer Meinung.
    All das schob sie nun aber beiseite. Sie blieb unvoreingenommen. Das verlangte ihr Beruf.
    Rose sah gut aus, so viel ließ sich nicht leugnen. Sie war hochgewachsen, ihr dunkles lockiges Haar elegant frisiert, und sie trug ein blaues Kostüm, bestehend aus Jackett und Bleistiftrock, Schuhe mit Pfennigabsätzen und eine cremefarbene Seidenbluse. Smart gekleidet , dachte Marina. Eine

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