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Stirb, mein Prinz

Stirb, mein Prinz

Titel: Stirb, mein Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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Unangenehmes.
    Etwas ganz tief in seiner Seele, das er nicht begreifen konnte.
    Etwas, von dem er nicht wollte, dass Marina es sah.
    Nicht, bevor er es selbst besser verstand.
    Also wartete er auf sie. Mit klopfendem Herzen.
    20 Rose wusste, dass sie durchschaut war, sobald die Tür aufging.
    Schmiere. Bulle.
    Aber das kümmerte sie nicht weiter. Denn sie hatte sich ähnlich rasch eine Meinung von der Frau gebildet, die ihr nun gegenüberstand.
    Junkie. Nutte.
    Sie hielt ihren Dienstausweis hoch. »Detective Inspector Rose Martin. Donna Warren?«
    Die Frau nickte widerwillig.
    »Dürfte ich bitte reinkommen?«
    Das Auftreten der Frau signalisierte Ablehnung, Aggression. Stark wie eine Wand. Ihre Körperhaltung war angespannt und steif, kampfbereit.
    Das wird sich schon ändern, wenn sie hört, was ich ihr zu sagen habe , dachte Rose.
    »Ich hab nix gemacht. Ich war gar nicht draußen.«
    Rose sah sich um. Ein kleines, schäbiges Haus in einer unscheinbaren Straße ganz in der Nähe der Barrack Street in New Town. Engstehende Reihenhäuser, auf beiden Seiten der Straße alte Pkws und Lieferwagen Stoßstange an Stoßstange. Die Straße endete an einem kleinen Supermarkt mit vergitterten Fenstern, vor dem eine Kreidetafel die neuesten Sonderangebote für Lager und Cider anpries. Gegenüber befand sich eine Hähnchenbraterei und Pizzeria – geschlossen. Der Geruch von billigem, altem Öl hing in der Luft. Gang-Tags schmückten die Wände. Zwischen den Schrotthaufen und Klapperkisten, die die Straße zuparkten, stach eine große schwarze Limousine heraus. Der fahrbare Untersatz des ortsansässigen Drogendealers, mutmaßte Rose.
    Das Benehmen der Frau machte sie wütend.
    »Dürfte ich bitte reinkommen? Es ist besser, wir unterhalten uns drinnen.«
    Ohne den Blick von ihr abzuwenden, ließ Donna Warren Rose eintreten und schloss die Tür hinter ihr.
    Drinnen sah es nicht besser aus. Seit Rose an die Tür geklopft hatte, hatte sie nichts als Verachtung für diese Frau übrig gehabt. Spätestens jetzt erwies sich diese Haltung als gerechtfertigt. Das Haus war die reinste Müllkippe. Von der Haustür aus gelangte man direkt ins Wohnzimmer. An der Wand stand ein Sofa, in dessen Polstern der Dreck von Jahrzehnten hing; die Armlehnen waren blankgewetzt und als Aschenbecher benutzt worden. Offene Pizzaschachteln türmten sich auf dem Sofa, wo sie vor sich hin stanken. Fleckige Tassen und leere Flaschen lagen auf dem Fußboden. Überall standen schmutzige Aschenbecher mit Kippen und Resten von Joints herum. Dazwischen Kinderspielsachen, die meisten von ihnen alt und kaputt. Der Teppichboden starrte vor Schmutz. In einer Ecke stand ein riesiger, alter silberfarbener No-Name-Fernseher. Aus dem Regal darunter quollen DVD s.
    Rose wurde nicht gefragt, ob sie Platz nehmen wolle. Sie wollte es auch nicht. Stattdessen stellte sie sich vor Donna Warren auf. Die Frau hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Rose musterte sie.
    Sie hatte an reichlich Fortbildungsseminaren teilgenommen. Diversität. Ethnische Minderheiten. Gleichberechtigung. Hatte dort gelernt, dass sie jedem, mit dem sie im Zuge ihrer Arbeit in Kontakt kam, denselben Respekt entgegenbringen musste, egal, wie die Umstände waren oder wie sich die betreffende Person verhielt. Sie hatte genickt wie alle anderen und die entsprechenden Lippenbekenntnisse abgelegt, so wie es von ihr erwartet wurde. Aber geglaubt hatte sie nicht daran. Kein Stück. Denn wie die Leute, mit denen sie zu tun hatte, schnell herausfanden, musste dieser Respekt erst mal verdient werden. Und die meisten taten nicht viel, um ihn sich zu verdienen.
    Siehe Donna Warren. Die Härte ihrer Gesichtszüge, ihre angespannte Haltung. Der Fummel von Primark und die selbstgefärbten Haare. Die zweifelhafte ethnische Herkunft, die undefinierbare Hautfarbe. Sie stank förmlich nach Drogenmissbrauch, und ihr verbrauchter Körper sah aus, als hätte er oft zum Verkauf gestanden. Rose fragte sich, wie nötig ein Mann es haben musste, um für Sex mit Donna Warren zu bezahlen.
    »Hier gab’s wohl eine Party?«
    »Was wollen Sie?« Donna Warrens Tonfall war noch immer abweisend, aber es war ein leichtes Zittern dazugekommen. Als ob sie wüsste, weshalb ich hier bin , dachte Rose.
    »Vielleicht setzen Sie sich besser.«
    Donna Warren blieb stehen.
    Rose tat so, als sähe sie in ihrem Notizbuch nach. »Wohnt eine gewisse … Faith Luscombe hier?«
    »Ja.« Wieder zitterte ihre Stimme. »Haben Sie … Wo ist

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