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Stirb, mein Prinz

Stirb, mein Prinz

Titel: Stirb, mein Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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fortlassen. Aber irgendwann hatte sie schließlich doch losgelassen. Sie hatte ja gewusst, dass es nicht anders ging.
    Und er war zur Tür hinausgegangen. Zurück zu seiner Arbeit.
    Es hatte sich einiges geändert, das ließ sich nicht leugnen. Aber das Grundprinzip schien dasselbe geblieben zu sein: Verbrechern das Handwerk legen. Wenigstens hoffte er das. Das Team schien so sehr mit dem Einhalten von Regularien und Dienstvorschriften beschäftigt, dass er sich wunderte, wie sie überhaupt noch zum Arbeiten kamen. Und das bei einem wichtigen Fall wie diesem. Die Entwicklung hatte sich bereits bei seiner Pensionierung abgezeichnet; mittlerweile konnte ein Polizist unter der Last der Formulare, die er ausfüllen musste, schier ersticken.
    Die Allgegenwart von Computern hingegen war für Don kein Problem. Er hatte selbst einen zu Hause und benutzte ihn regelmäßig. Eileen lag ihm deshalb ständig in den Ohren. Er verbringe mehr Zeit mit dem Ding als mit ihr. Colchesters führender Silversurfer. Und sie hatte recht. Er bezahlte seine Rechnungen online, bestellte die Wocheneinkäufe, leitete Scherz-E-Mails weiter. Er entwarf sogar seine eigenen Weihnachts- und Geburtstagskarten.
    Das eine, was ihn mehr als alles andere störte, war das Fachchinesisch. Er wusste, dass jedes Berufsfeld seine eigene Sprache entwickelte, die für Außenstehende ähnlich unverständlich klang wie das Gerede einer obskuren Sekte. Doch das hier war etwas ganz anderes. Die Fachausdrücke seiner Ära waren mehr oder weniger noch üblich, aber es war eine Art Managementjargon dazugekommen. Als Glass während der Morgenbesprechung angefangen hatte, über Zielorientierung und – dieses widerlichste aller Wörter – Lösungen zu sprechen, hätte Don sich am liebsten den Finger in den Hals gesteckt. Er hatte sich gerade noch beherrschen können. Zumindest dieses Mal.
    Er lächelte grimmig. Glass , dachte er . Ich weiß genau, was du für einer bist, Freundchen.
    Er bog um die Ecke und sah sich um. Hier irgendwo musste es sein. Falls sie es nicht verlegt hatten.
    Ein Stück weiter vorn sah er eine Tür. Sein Herz klopfte rascher, sein Schritt wurde schneller. Er hatte die Tür erreicht. Drückte die Klinke herunter. Abgeschlossen.
    Wie nicht anders zu erwarten.
    Er griff in seine Hosentasche und zog sein Schlüsselbund hervor. Ein rascher Blick, um zu sehen, ob auch niemand kam – zum Glück verirrten sich nicht viele Leute in diesen Teil des Gebäudes –, dann steckte er den Schlüssel ins Schloss.
    Bitte, mach, dass er noch passt, bitte …
    Er passte. Der Schlüssel drehte sich. Die Tür schwang auf.
    Don hatte den Schlüssel nachmachen lassen, als er noch im Polizeidienst gewesen war. Es war immer hochgradig umständlich gewesen, Akten aus dem Archiv anzufordern. Zettel mussten ausgefüllt, Anfragen gestellt werden, und wie in der langsamsten Bibliothek der Welt kam dann nach Ewigkeiten vielleicht jemand und brachte einem den richtigen Karton. Aber meist den falschen. Also hatten er und ein paar Kollegen sich Schlüsselkopien anfertigen lassen. Nicht ganz legal, geschweige denn vorschriftsmäßig, aber wenn sie an einem Fall arbeiteten, machte es oft den entscheidenden Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg aus. Zumal man hinterher alles vertuschen konnte. Außerdem tat es ja niemandem weh. Nicht wirklich.
    Mittlerweile waren die Strafregister, genau wie die Personalakten der Mitarbeiter, in der Nationalen Polizeidatenbank gespeichert und nur einen Mausklick entfernt. Die Akten älterer Fälle jedoch, vor allem derjenigen, die über dreißig Jahre zurücklagen, wurden nach wie vor im Archiv aufbewahrt. Und nach genau so einer Akte suchte er.
    Don schlüpfte in den Raum, zog die Tür hinter sich zu und fand den Lichtschalter. Sobald die Leuchtröhren zum Leben erwacht waren, verschaffte er sich einen ersten Überblick.
    Reihen über Reihen Metallregale und darauf kistenweise Akten. Eigentlich gehörten sie in eine ganz bestimmte Abfolge, aber daran, wie einige Kartons schief in den Regalen standen, bei anderen die Deckel fehlten und wieder andere in wackligen Türmen und mit herausquellendem Papier in den Gängen stehengelassen worden waren, erkannte Don, dass er sich darauf nicht würde verlassen können.
    Er musste einfach hoffen, dass er das, wonach er suchte, am richtigen Platz finden würde. Andernfalls stünde ihm ein langer Tag bevor. Und vermutlich auch eine lange Nacht.
    Er hätte im Einsatzraum Bescheid sagen können, dass er ins

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