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Stirb, mein Prinz

Stirb, mein Prinz

Titel: Stirb, mein Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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durchzubrechen.« Damit rückte er wieder von Phil ab.
    Phil dachte über Pauls Worte nach. Sie ergaben durchaus einen Sinn. In diesem Augenblick, in dem er, bis auf die Haut durchnässt, mit einem Obdachlosen im Wald an einem Flussufer saß, ergaben die Worte einen Sinn.
    »Sie müssen auf sich hören«, fuhr Paul fort. »Sich vertrauen. Die Antwort ist da.«
    »Wo?«
    Erneut beugte Paul sich vor. Legte Phil einen Zeigefinger auf die Brust. Drückte leicht zu. Phil spürte eine Art elektrischen Schlag durch seinen Körper gehen. »Da.«
    Paul verstummte und ging wieder auf Distanz.
    Phil hatte das Gefühl, als stünde er auf der Schwelle zu etwas. Einer Antwort. »Ich habe diese Träume … der Käfig im Keller … Im Traum sitze ich in dem Käfig …«
    Pauls Züge umwölkten sich. »Nein. Nein …« Seine Stimme war plötzlich ganz schwach, und er schüttelte den Kopf.
    Phil ließ nicht locker. »Sind diese … diese Träume … Haben die was damit zu tun?«
    »Nein … Nicht … Nein … Ich will nicht darüber sprechen.«
    »Aber …«
    »Navajo. Sie sagen, durch Träume bleibt man in Verbindung. Wenn man von jemandem träumt, dann bleibt man mit ihm in Verbindung.«
    »Aber ich …«
    »Sie träumen von jemandem. Lassen Sie es lieber. Sie wollen ihm nicht begegnen. Weder jetzt. Noch sonst irgendwann. Nicht seit der Garten neu bestellt wurde.« Paul stand auf. »Ich muss jetzt gehen.«
    Auch Phil erhob sich. »Bitte. Gehen Sie nicht. Ich muss … ich muss mit Ihnen reden. Über den Mord im Hotel. Über gestern.«
    »Ich hab’s nicht getan. Dennoch tut es mir nicht leid, dass er tot ist.« Wieder Kopfnicken. »Böse Sache. Aber ich bin nicht böse.« Er stapfte das Flussufer entlang stromaufwärts. »Ich gehe jetzt. Bitte kommen Sie mir nicht nach.«
    Phil versuchte ihm zu folgen, doch schon bald hatte das Dickicht Paul verschluckt, und Phil verhedderte sich in den dornigen Zweigen eines überhängenden Baumes. Als er sich befreit hatte, war von Paul nichts mehr zu sehen.
    Phil betrachtete den Höhleneingang, wo Paul gesessen hatte. Sah die Reste eines Lagerfeuers. Einige dünne Rauchfäden stiegen noch aus der Asche empor, und in der Erde dar­um herum waren Spuren zu sehen, wo er mit dem Fuß Erde auf die Flammen geschoben hatte, um sie zu löschen. Der Boden sah flachgetrampelt aus, als käme Paul oft hierher.
    Phil warf einen Blick in die Höhle, konnte aber nichts erkennen. Nur Dunkelheit.
    Da er nichts weiter finden konnte, und in Anbetracht der Tatsache, dass Paul in Glass’ Augen kein Verdächtiger war, drehte Phil sich um und machte sich auf den Weg zurück zum Hotel.
    Während er ging, hörte er Pauls Worte in seinem Kopf umherwirbeln.
    Sie hätten alles klarer machen sollen.
    Stattdessen war Phil verwirrter denn je.
    56 Im Revier von Southway ging Don Brennan den Korridor entlang, und mit jedem Schritt fielen mehr Jahre von ihm ab. Es tat gut, wieder hier zu sein. Sehr gut.
    Er hatte sich dem Anlass entsprechend gekleidet. Den guten Anzug aus dem Schrank geholt, den aus dunkelblauem Kammgarn. Ihn aus seiner Hülle genommen und erstaunt festgestellt, dass er noch passte. Vielleicht kniff die Hose am Bund ein wenig, wodurch die Hosenbeine eine Idee zu hoch saßen und nun kurz oberhalb der Schuhe endeten. Außerdem war der Schnitt schmaler, als ihm lieb gewesen wäre, und er musste etwas ziehen, um die Knöpfe am Sakko schließen zu können, aber das fiel kaum auf. Dann würde er das Sakko eben offen lassen, so einfach war das. Außerdem, dachte er mit einem Lächeln, war der Röhrenlook allem Anschein nach ja wieder in.
    Als er am Morgen das Haus verlassen hatte, hatte Eileen ihn mit einem Lächeln verabschiedet, wie er es seit Jahren nicht mehr bei ihr gesehen hatte. Sie war stolz, dass er zur Arbeit ging. Dass er sich nützlich machte. Doch dann hatte sich ihre Miene verdüstert, weil ihr wieder eingefallen war, in welcher Situation sie sich befanden. Aus welchem Grund er wieder arbeiten ging.
    »Bist du sicher, dass es keine andere Möglichkeit gibt?«, hatte sie gefragt.
    Er hatte geantwortet, es gebe keine. Und dass sie das sehr wohl wisse.
    Sie hatte genickt. »Ich meine nur. Pass einfach auf dich auf. Ich möchte, dass du sicher nach Hause kommst.« Sie hatte die Hand ausgestreckt und ihm übers Revers gestrichen. »Das gilt für meine ganze Familie.«
    »Deswegen tue ich es ja«, hatte er erwidert.
    Daraufhin hatte sie ihn geküsst und seinen Arm festgehalten, als wolle sie ihn nicht

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